@Libertin Danke für die gute Ausführung. Ich hatte die Frage absichtlich in den Raum gestellt, weil ich den Eindruck gewinne, dass darunter ganz verschiedenes verstanden wird und man dann gerne mal aneinander vorbeiredet.
Noch ganz anders der Begriff multikulti.
Das scheint mir ein Wort zu sein, das ursprünglich in dieser Art aus der alternativen Szene stammt und als positiver Begriff für nicht mehr ganz taufrische Stadtviertel diente, in denen sich alle möglichen Kulturen und Subkulturen versammeln und dies auch positiv sehen.
Mittlerweile ist es auch ein Kampfbegriff für eine träumerische Weltsicht, die Probleme gezielt, möglicherweise drogenvernebelt ausblendet. Dann hat er direkt eine negative Konnotation.
Aktuell mal wieder verebbt ist die Diskussion um eine 'Leitkultur'. Die fand ich immer etwas armselig, weil ich stets das Gefühl hatte, man braucht eine Leitkultur, wenn man sich der eigenen kulturellen Identität nicht wirklich sicher ist.
Das gipfelte dann in diesem ominösen 'Heimatministerium', das erwartbar ein Schattendasein führt. Ich stelle mir da eine kühle Büro Außenarchitektur vor mit Büroräumen, die mit Gelsenkirchener Barock, geschnitzten Krippen usw vollgestellt sind.
Umgekehrt fand ich auch alle Diskussionen befremdlich, in denen es darum ging, ob wir denn unsere christlichen Feiertage so beibehalten oder ob wir nicht plötzlich Zuckerfest und anderes gleichberechtigt feiern dürfen / müssen. Es gibt hier nun mal gewachsene Strukturen, die von der Mehrzahl der Staatsbürger auch so gewollt sind. Die Idee, einer Minderheitsgesellschaft da möglichst tief in den Hintern zu kriechen, fand ich auch saudämlich.
Stattdessen kann man doch auch ganz anders denken: Wir haben nun mal viel Einwanderung. Deutschland ist nun mal attraktiv für Zuwanderer. Dann können wir auch aussuchen, welche Zuwanderung wir wollen. Und dann ist es auch sinnvoll, nicht nur Probleme, sondern mögliche positive Begleiterscheinungen auch wahrzunehmen.
Da ich selbst - wenn auch nicht zu gleichen Teilen - mit zwei Kulturen lebe, kann ich aus meiner privaten Erfahrung sagen: Daumen hoch, das kann den Menschen ganz schön bereichern. Das tut es aber nicht, solange wir Multikulturalismus darauf beschränken, uns nicht gegenseitig umzubringen und ab und zu mal etwas Ungewohntes zu essen.