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Der antimodernistische Gegenentwurf

50 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Linke, Rechtsextremismus, Islamismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Fierna Diskussionsleiter
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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 21:32
Bezug nehmend auf folgende Beiträge aus dem Rechtsextremismus-Thread und dem dort verlinkten Radiobeitrag

Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie (Seite 2122) (Beitrag von paranomal)

Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie (Seite 2123) (Beitrag von Fierna)

Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie (Seite 2123) (Beitrag von paranomal)

würde ich gerne im Kontext des Topics Parallelen und wechselseitige Beziehungen des politischen Islam und des westlichen Rechtsextremismus aber auch der postmodernen Linken diskutieren.

Ob Historie oder Philosophie dahingehend diskutiert werden oder man sich einer Analyse dieser Denkmodelle, gemeinsamen Ursachen oder eben nicht, widmet, soll an dieser Stelle offen stehen.
Auch Bewegungen, die ich gerade nicht auf dem Schirm habe bzw nicht explizit nenne, aber Parallelen aufweisen bzw vermeintlich Parallelen aufweisen, können hier diskutiert werden.

Ich verlinke noch einmal den Radiobeitrag und möchte noch 2 Artikel zur Diskussion stellen, die ich für überwiegend gelungen halte, auch wenn ich nicht allumfänglich zustimme.

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/dok5/rechtspop-und-dschihad-100.html (Archiv-Version vom 31.03.2019)
“Nennen wir’s Faschismus ohne Duce oder Führer”, schlug im März 2004, unmittelbar nach dem Terroranschlag von Madrid, der Herausgeber der ZEIT, Josef Joffe, vor. “Den Europäern fällt es schwer, in den Spiegel des Islamo-Faschismus zu blicken und darin die Fratze der eigenen Geschichte auszumachen.” Im Taumel der Ignoranz, der dem Massaker von Madrid folgte, war diese Kritik am europäischen Appeasement ein Lichtblick. Joffe sprach vom “religiös verbrämte(n) Neofaschismus” und stellte zutreffend fest: “Wer den Tod mehr liebt als das Leben, lässt sich weder abschrecken noch etwas abhandeln. .... Das Ziel ist der apokalyptische Endsieg.”



Mit der Bezeichnung “Islamo-Faschismus” wollte Joffe agitieren, also seiner Warnung vor dem Appeasement Nachdruck verleihen. Inhaltlich blieb bei ihm die Verbindung zwischen Faschismus und Islamismus diffus. Dabei weisen beide Ideologien in der Tat Überschneidungen auf: Beide propagieren eine “organische” Staatsordnung und das Führerprinzip. Beide setzten an die Stelle von Klassenauseinandersetzungen die korporativistische Arbeitsdiktatur. Beide mobilisieren als Sozialbewegung eine gemeinschaftliche Identität, die das Individuum auszumerzen und noch den Zögernden als Deserteur zu verfemen sucht.

Dessen ungeachtet ist das Schlagwort vom Islamo-Faschismus nicht nur ungenau: Indem man die islamistische Rebellion unter eine Chiffre subsumiert, die am vertrauten Europa klebt, wird die Spezifik islamistischer Ideologie und Praxis geradezu verharmlost und das schier Unbegreifliche dieser Bewegung – die Absolutheit des religiösen Wahns oder die Archaik der weiblichen Unterjochung – semantisch zum Verschwinden gebracht.
[...]
Dessen ungeachtet wäre es verkehrt, den Islamismus dichotomisch als das “ganz andere” von der “westlichen Zivilisation” abzutrennen: Er stellt ebenso wie der Faschismus eine Bewegung der Moderne dar. Allerdings entwickelte sich die Krise der 20er Jahre in einem Land wie Ägypten, dessen Gesellschaft lediglich von einer Firnis der Modernität überzogen war, vor einem anderen kulturellen und intellektuellen Hintergrund als zum Beispiel in Italien und brachte deshalb mit al-Bannas Islamismus und den Fasci di Combattimento, der Kampfbündler-Bewegung Mussolinis, zwei durchaus unterschiedliche Bewegungen hervor.

Islamismus und Faschismus

Der europäische Faschismus entsprang der Krise der bürgerlichen Gesellschaft und setzte diese voraus. Infolgedessen präsentierte sich der Faschismus als “neuer Sozialismus” und als “totale Revolution”.”Wir stehen für ein neues Prinzip in der Welt”, rief Mussolini 1926 aus. “Wir stehen für die reine, kategorische und definitive Antithese … zu der Welt, die sich immer noch mit den 1789 niedergelegten Grundprinzipien begnügt. ... Mich prägt der Vorwärtsdrang. Ich bin jemand, der weitermarschiert.”[3]

Die islamistische Reaktion ist demgegenüber von der Unterwerfung unter Gott gekennzeichnet und von der Ideologie des Salafismus geprägt (as-salaf as-salih = die frommen Ältesten). Nach dieser Lehre befinden sich alle gegenwärtigen Gesellschaften, mit Ausnahme der islamistisch regierten, im Zustand jener Barbarei und Ignoranz (jahiliyya), die vor Ankunft des Propheten auf Erden geherrscht haben soll. Nur wenn sich der Islam erneut in die Fußstapfen der Altvordern um Mohammed aus dem 7. Jahrhundert begäbe, werde sich dieser gottverlassene Zustand der Welt als die letzte Stufe in der Vorgeschichte des kommenden und des einzig gerechten Gottesreichs erweisen.

Die auch vom Faschismus verwendeten Topoi wie “Sozialismus” und “Revolution” – von arabischen Nationalisten wie den Gründern der Baath-Partei begeistert übernommen – gelten Islamisten als typische jahiliyya-Werte. Für sie beinhaltet schon das Konzept des charismatischen Führers als vorwärtsstürmende Kraft eine Abkehr vom allmächtigen Gott, der alle menschlichen Geschicke nach seinem Gusto lenkt. Diese Differenz wirkt sich auf den jeweiligen Charakter der Produktivkraftentwicklung aus: Mussolini ließ nicht nur Antifaschisten massakrieren, sondern auch die Sümpfe der Po-Ebene urbar machen und die Automobilindustrie entwickeln. Der Islamismus ist demgegenüber an Wissenschaft und Technik in erster Linie unter dem Aspekt ihrer Nutzbarmachung für den Djihad interessiert. Während es dem Duce gar nicht schnell genug gehen konnte (“Der Faschismus ist ein Dynamo”), vertrauen sich Islamisten der göttlichen Fügung an. Ihr Zeitverständnis ist epochal orientiert: Hamas-Gründer Achmed Yassin setzte den Zeitpunkt der Auslöschung Israels auf das Jahr 2027 an – 40 Jahre nach Beginn der I. Intifada und der Gründung der Hamas.

Während also der Faschismus den längst bekannten Nationalismus aufgriff, um ihn von den Ideen von 1789 zu befreien und als imperialistischen Nationalismus zu neuen Höhepunkten zu führen, kontert der Islamismus die Erfahrung westlicher Dominanz mit einem Konzept, das Mohammeds Eroberungserfolge insbesondere durch Anknüpfung an dessen Gesellschaftsmodell wiederholen will.
[...]
Vordergründig sind somit in diesem Punkt und in dieser Logik – Vernichtung des Bösen oder eigener Untergang – die islamistische und die nationalsozialistische Ideologie identisch. Und doch besteht in der Bestimmung jenes “Bösen” zwischen beiden Ideologien ein Unterschied, der erneut auf die differenten historischen Voraussetzungen beider Bewegungen verweist: Während die Islamisten Charles Darwins Evolutionstheorie als einen jüdisch inspirierten Angriff auf den Koran interpretieren, da die wahre Schöpfungsgeschichte nur im Koran nachzulesen sei, baut der biologistische Determinismus der Nazis auf dem rassistischen Muster des Sozialdarwinismus gerade auf: Der Nationalsozialismus hat das Phantasma von der Weltverschwörung mit der Utopie der Rassenhierarchie verknüpft. Der biologistische Rassismus trieb die Deutschen dazu an, auch noch das letzte jüdische Baby aus Norwegen und den letzten jüdischen Greis von Rhodos deportieren und in Polen vergasen zu lassen. Diese Praxis und ihr ideologischer Kontext bleiben singulär.
http://www.matthiaskuentzel.de/contents/islamismus-faschismus-und-ns
Der Kern der Aufklärung ist der Universalismus, der sowohl von links wie auch von rechts unter Verdacht geraten ist. Carl Schmitts Behauptung "Wer Menschheit sagt, will betrügen" wird von beiden Seiten akzeptiert. Während nur einige wenige Rechte Propaganda machen für Heideggers völkische Seinsgeschichte, so sind doch viele linke Stimmen davon überzeugt, dass der Universalismus nur das Alibi für den Eurozentrismus liefert. Tatsächlich aber kommt der Universalismus nicht aus dem Wunsch, alle Unterschiede zwischen Menschen oder Völkern zu beseitigen, sondern er entstammt der Forderung, dass jeder das gleiche Recht und die gleiche Pflicht zum Selbstdenken haben soll.
[...]
Statt Toleranz sollte der Universalismus vielmehr die Möglichkeiten betonen, die sich uns eröffnen, wenn wir bereit sind, von jedem Menschen jeglicher Herkunft zu lernen. Genau das taten die besten Denker der Aufklärung. Sie waren nicht nur die Ersten, die Eurozentrismus und Rassismus verurteilten; sie legten auch das theoretische Fundament für den Universalismus, auf den sich jeder Kampf gegen den Rassismus stützen muss.
[...]
Wenn die Angriffe auf die Aufklärung meist auf Strohmänner zielen – warum sind sie so zäh und kehren immer wieder? Die Ähnlichkeiten zwischen Heideggers Kritik am leeren und lebensfremden Rationalismus und den antiaufklärerischen Stimmen, welche die Aufklärung von Anfang an, seit dem 18. Jahrhundert, begleitet haben, fallen jedenfalls ins Auge. Heideggers Verachtung der Öffentlichkeit ist nur ein Beispiel dafür, wie sich elitäres Denken bedroht fühlt.
[...]
Es wird Zeit, zu entscheiden, ob wir doch zur Moderne stehen können – samt ihren Möglichkeiten zu Selbstkritik und Veränderung. Das bedeutet weder einen Rückfall in die vormoderne Nostalgie ("Früher war alles besser, heute sind wir dekadent") noch das Achselzucken der Postmoderne ("Auch Dekadenz ist eine Kategorie wie jede andere, die wir schon dekonstruiert haben"). Es gibt nur drei Möglichkeiten: der Vormoderne nachtrauern, die Postmoderne gähnend begrüßen, die Moderne kritisch fortführen. Letzteres ist der einzige Weg, der Hoffnung auf irgendeine Form von Fortschritt zulässt. Heidegger war nicht der Einzige, der behauptete, etwas ganz Neues zu denken, doch die alte antimoderne Nostalgie schimmert durch jede seiner Zeilen hindurch. Wetten, dass Nietzsche ihn zu denjenigen gezählt hätte, die "ihr Gewässer trüben, dass es tief scheine"?
https://www.zeit.de/2016/45/antimodernismus-martin-heidegger-nationalsozialismus/seite-2


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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 21:51
Zitat von FiernaFierna schrieb:wechselseitige Beziehungen des politischen Islam und des westlichen Rechtsextremismus aber auch der postmodernen Linken diskutieren.
Man kann noch so feiner drüber diskutieren, alle 3 sind enger bei einander als sie glauben und ihnen lieb ist, Sch...Bewegungen haben Sch.. Ergebnisse.
Sie haben alle nur denn Wunsch dass die Massen endlich das tun was sie befehlen.


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Fierna Diskussionsleiter
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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 21:57
@Abahatschi

Es stellt sich ja die Frage, warum diese Parallelen existieren.

Du kannst allerdings auch gerne darlegen, welche Schlussfolgerung du aus deiner Beobachtung triffst. Ich möchte das hier nicht sonderlich eingrenzen.


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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 22:15
@Fierna
Jetzt mal unabhängig von ihren Zielen, ich finde dieses Streben nach Macht menschlich...und daher unterscheiden sich die Methoden nicht als zu sonderlich, daraus resultieren die Parallelen.
Jedes Ziel ist eine Verbesserung für die eigene Gruppe, an sich alternativlos...und dafür findet man genug Gründe notfalls andere zu töten.


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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 22:26
Zitat von FiernaFierna schrieb:https://www.zeit.de/2016/45/antimodernismus-martin-heidegger-nationalsozialismus/seite-2
Zu Heidegger und den Nationalsozialismus vielleicht noch das Folgende, tiefer Gehende, allerdings auch sehr Umfangreiche:

Wikipedia: Martin Heidegger und der Nationalsozialismus


An der Diskussion möchte ich mich eher nicht beteiligen, weil ich mich dabei für etwas zu befangen halte.


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Fierna Diskussionsleiter
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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 22:38
@Realo

Um kurz aus dem Artikel zu zitieren.
Adornos bis dahin nur vereinzelt geäußerte Kritik an Heidegger erhielt 1964 eine umfassende und grundlegende Form im Werk „Jargon der Eigentlichkeit. Die deutsche Ideologie“.[716] Darin argumentierte er, dass insbesondere Heidegger – aber auch Jaspers – die Sprache der Aufklärung einem „Heimatlichkeit mystifizierenden Irrationalismus geopfert“ hätte, der als Wegbereiter des Nationalsozialismus gedient habe[717] und der gesellschaftlichen Entwicklung desselben weiterhin Asyl biete.[718]
Wikipedia: Martin Heidegger und der Nationalsozialismus

Hier haben wir den Punkt, um denn es mehr oder minder gehen soll.


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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 22:51
Gut, da kann ich mitdiskutieren

Meine Befangenheit ergab sich aus diesem hier (aber das wusstest du auch schon vorher):
Zitat von FiernaFierna schrieb:würde ich gerne im Kontext des Topics Parallelen und wechselseitige Beziehungen des politischen Islam und des westlichen Rechtsextremismus aber auch der postmodernen Linken diskutieren.



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Fierna Diskussionsleiter
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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 22:54
@Realo

Du musst hier auch nicht zu allem etwas sagen, ich habe das Thema extra breit aufgestellt, damit hier überhaupt diskutiert wird.
Das sind nur Aspekte, die man betrachten könnte...was innerhalb des Topics möglich wäre.


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Realo ehemaliges Mitglied

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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 22:58
Wenn es aber um antimoderne Weltbilder und Gegenentwürfe geht und du die "postmoderne Linke" da reinbringen willst, wärst du erst mal in der Bringschuld zu zeigen, dass und warum du sie für antimodern oder antimodernistisch hältst, vielleicht mal auf einer anderen Schiene als über Antiisraelismus, wie ich das mal nannte, eher ganz generell. Mir kommt diese Einstufung nämlich etwas merkwürdig vor, weil ich so eine Einstellung bei den heutigen Linken noch nicht bemerkt habe.


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Fierna Diskussionsleiter
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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 23:15
@Realo

Ihr regressiver Antikapitalismus und ihr Antiamerikanismus der damit in direkter Verbindung steht sind Ausdruck dessen, da diese Kritik niemals fundiert ist sondern aus einem Bauchgefühl erfolgt und aus einer Identifikation der USA mit der Moderne.
Findet sich in Abwandlung auch bei Islamisten und in der NS-Propaganda.

Lassen wir Israel und Antisemitismus an der Stelle dann weg, wenn du das möchtest.

Ihr gnadenloser Relativismus steht in direkter Opposition zu jeglichen Idealen der Aufklärung und würde - wären sie konsequent - in einer Ablehnung der Menschenrechte kulminieren als Ausdruck eines "weißen Imperialismus"....einige sind so konsequent.

Ihre romantisierten Sympathien mit erzkonservativen, traditionalistischen umd teils totalitären Bewegungen, solange die "gegen den Westen" sind, sind ebenfalls Ausdruck dessen und klare Projektion.


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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 23:35
Zitat von FiernaFierna schrieb:Ihre romantisierten Sympathien mit erzkonservativen, traditionalistischen umd teils totalitären Bewegungen, solange die "gegen den Westen" sind, sind ebenfalls Ausdruck dessen und klare Projektion.
Jetzt malst du aber eine ziemlich alte Linke, die es in dieser Form eigentlich nur noch sektenförmig gibt. Mit dem Stalinismus und Maoismus wurde schon vor Jahrzehnten abgeschlossen.

Allerdings ist sie bei
Zitat von FiernaFierna schrieb:Ihr regressiver Antikapitalismus
noch aktiv, aber nicht regressiv, sondern progressiv, denn der Klassenkampf, auch wenn er spätestens seit 1990 nicht mehr auf der Tagesordnung steht, ist keinesfalls abgestorben oder obsolet geworden. Im Grunde geht es immer noch darum, um die schlimmsten Verwerfungen, mit denen wir es heue zu tun haben (Prekariat) zu beenden.

Ich weiß aber sehr wohl dass die Zeit dafür nicht da ist und dass der Kapitalismus eher an den eigenen Defiziten zugrunde geht, als dass er demokratisch oder auch kämpferisch überwunden werden könnten.

Aber da bin ich wohl ein aus der Zeit gefallener Dinosaurier.

Das mit dem Antiamerikanismus ist übrigens auch schon länger vorbei, auch wenn Trump nachgerade dazu wieder einlädt. Der Antiamerikanismus ist seit Jahrzehnten eher eine Domäne der extremen Rechten, die in ihnen immer noch die "Besatzungsmacht" sehen.

Damit hab ich diesen Teil aber jetzt abgeschlossen und man kann sich jetzt ganz dem Thema widmen.


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Fierna Diskussionsleiter
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Der antimodernistische Gegenentwurf

07.04.2019 um 23:55
Zitat von RealoRealo schrieb:Jetzt malst du aber eine ziemlich alte Linke, die es in dieser Form eigentlich nur noch sektenförmig gibt. Mit dem Stalinismus und Maoismus wurde schon vor Jahrzehnten abgeschlossen.
Das hat mit Stalinismus und Maoismus nicht viel zu tun. Höchstens das Sowjet-Propaganda immer noch deren Geschichtsbild prägt.
Es sind bspw die Leute, die im Iran von demokratischen Strukturen fantasieren und wie toll und fortschrittlich dort alles ist, weil mehr Frauen als Männer Uni-Abschlüsse machen und Saudi-Arabien hingegen als Terrorregime ansehen.
Würden die beiden Länder morgen die Lager wechseln, erzählen dir dieselben Leute vom iranischen Terrorregime und wie progressiv dagegen doch Saudi-Arabien ist...weil da Frauen jetzt Auto fahren dürfen.
Zitat von RealoRealo schrieb:noch aktiv, aber nicht regressiv, sondern progressiv, denn der Klassenkampf, auch wenn er spätestens seit 1990 nicht mehr auf der Tagesordnung steht, ist keinesfalls abgestorben oder obsolet geworden. Im Grunde geht es immer noch darum, um die schlimmsten Verwerfungen, mit denen wir es heue zu tun haben (Prekariat) zu beenden.
Du bist mit dem Begriff des "regressiven Antikapitalismus" nicht ganz vertraut, scheint mir.

Es geht darum, dass nicht jede "antikapitalistische" Kritik aus sich heraus progressiv ist, sondern wenn sie die Totalität des kapitalistischen Sytems verkennt und dagegen alles personifiziert und sich eher gegen irgendeine postulierte "westliche Dekadenz" richtet, sie eig nichts von der "Kritik" eines Gottfried Feder unterscheidet.
Zitat von RealoRealo schrieb:Das mit dem Antiamerikanismus ist übrigens auch schon länger vorbei,
Das ist schlicht Unfug. Aber dein Verweis auf "Besatzungsmacht" ist dennoch richtig, denn das speist sich in Deutschland auch bei der Linken teils aus solchen Komplexen.


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Der antimodernistische Gegenentwurf

08.04.2019 um 01:40
Zitat von FiernaFierna schrieb:Das ist schlicht Unfug. Aber dein Verweis auf "Besatzungsmacht" ist dennoch richtig, denn das speist sich in Deutschland auch bei der Linken teils aus solchen Komplexen.
Nein, dann weißt du mehr als ich, aber offenbar nicht aus der Realität, sondern aus irgendwelchen Gazetten.

Zum Rest wäre auch noch einiges zu sagen, aber ich bin jetzt zu müde.


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08.04.2019 um 08:47
Zitat von FiernaFierna schrieb:Ihr regressiver Antikapitalismus und ihr Antiamerikanismus der damit in direkter Verbindung steht sind Ausdruck dessen, da diese Kritik niemals fundiert ist sondern aus einem Bauchgefühl erfolgt und aus einer Identifikation der USA mit der Moderne.
Findet sich in Abwandlung auch bei Islamisten und in der NS-Propaganda.
MAn findet diese Haltung bei allen 3 Extremistischen Strömungen. Islamismus, Rechtextrem, Linksextrem.
Zitat von RealoRealo schrieb:Jetzt malst du aber eine ziemlich alte Linke, die es in dieser Form eigentlich nur noch sektenförmig gibt. Mit dem Stalinismus und Maoismus wurde schon vor Jahrzehnten abgeschlossen.
Nope.. die gibt es immer noch. Die aktuelle Linke hängt ja auch noch an DDR und Putin.


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08.04.2019 um 11:02
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Nope.. die gibt es immer noch. Die aktuelle Linke hängt ja auch noch an DDR und Putin.
Das ist eine (falsche) Tatsachenbehauptung, also hätte ich gerne Belege dafür, dass "die aktuelle Linke" noch an DDR und Putin hängt, und da es hier um Extreme geht und um - wie @Fierna es nennt - die "postmodernistische Linke", also nicht die alte Linke, ist damit nicht die Wählerschaft der gleichnamigen Partei gemeint, also eher z.B. die Anti-G20-Demonstranten. Du müsstest aufzeigen, dass die an DDR und Putin hängen.


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Der antimodernistische Gegenentwurf

08.04.2019 um 11:21
Zitat von RealoRealo schrieb:Das ist eine (falsche) Tatsachenbehauptung, also hätte ich gerne Belege dafür, dass "die aktuelle Linke" noch an DDR und Putin hängt, und da es hier um Extreme geht und um - wi
https://www.zeit.de/kultur/2017-07/sahra-wagenknecht-die-linke-deutschstunde/seite-2


ist jetzt nicht so überraschend


https://archiv2017.die-linke.de/partei/geschichte/fragen-und-antworten-zur-auseinandersetzung-mit-der-geschichte/3-was-sagt-die-linke-zur-ddr/


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Der antimodernistische Gegenentwurf

08.04.2019 um 11:25
Wie gesagt, es geht um die postmodernistische Linke und nicht um die gleichnamige Partei und deren Anhänger, die man nahezu durchweg der alten Linke zurechnen kann, mehr sogar noch der alten Sozialdemokratie. Daher ist die Partei die Linke im Osten ja auch noch relativ stark gegenüber dem Westen. Das ist noch ziemlich traditionalistisch dort.


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Der antimodernistische Gegenentwurf

08.04.2019 um 11:35
Zitat von RealoRealo schrieb:wärst du erst mal in der Bringschuld zu zeigen, dass und warum du sie für antimodern oder antimodernistisch hältst,
Da diese Formulierung in den Beiträgen auf die sich der Thread beruft, bei mir aufgetaucht ist, will ich kurz ergänzen, wie es dazu kam:
Ohne auf zu sehr auf Fragen der Methodik eingehen zu wollen, ging es mir um die antiaufklärerische Programmatik postmoderne Strömungen, wie dem Poststrukturalismus. Durch die Konzentration auf Diskurs und Performativität, kam es zu einer Abkehr vom Universalismus. Auf politischer Ebene wurde so nicht nur ein linker Ethnopluralismus geboren, sondern es wurde ganz bewusst gegen die "aufgezwungenen" Denktraditionen des Westens vorgegangen.
Als anschauliches Beispiel nannte ich Foucault, der sich durchaus für die Bestrebungen der islamischen Revolution begeistern konnte. Ein bekannter theoretischer Bezugspunkt zwischen postmoderne linker und dem Rechtsradikalismus ist zudem Heidegger, was ebenfalls nicht von ungefähr kommt.


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08.04.2019 um 11:44
Ich weiß nicht, ob du die Bücher von Foucault kennst. Da von antiaufklärerisch zu sprechen ("die antiaufklärerische Programmatik postmoderne Strömungen, wie dem Poststrukturalismus"), ist schon sehr gewagt; eher will er den Schleier der Pseudoaufklärung die als Autklärung daher kommt, zerreißen, aber das müsste in einer Foucault-Diskussion gezeigt werden.

Bei Heidegger stimme ich dir zu.


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Der antimodernistische Gegenentwurf

08.04.2019 um 12:01
Zitat von RealoRealo schrieb:eher will er den Schleier der Pseudoaufklärung die als Autklärung daher kommt, zerreißen,
Das wird bei ihm jedoch durch eine Ablehnung von Rationalität bewerkstelligt. Es gibt schließlich keinen dialektischen Ansatz im Poststrukturalismus. Was er tut, ist also nix weiter als das, vor dem ein Horkheimer gewarnt hat:
Man schafft die Aufklärung durch die Aufklärung ab, da man bei der Suche nach objektiver Wahrheit meint herausgefunden zu haben, dass es keine Wahrheit gäbe und Objektivität folgerichtig zur Konstruktion verklärt werden muss.


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