Realo schrieb:Foucault starb zu früh, um die Weiterentwicklung und Folgen des Islamismus mitzukriegen.
Foucault starb 1984, fünf Jahre nach der Revolution im Iran, lange vor dem 11. September 2001. Die Konsequenz des Islamismus heutzutage konnte er natürlich nicht kennen, dennoch, der Umstand, dass Islamismus und Faschismus ideengeschichtlich in einem engen Zusammenhang stehen, dürfte auch in seiner Lebenszeit ersichtlich gewesen sein, das ist schließlich keine Erfindung von Hamad Abdel Samad.
Grundsätzlich ist es immer das Problem, dass Kritik an westlichen Denk- und Lebensweisen, die allerdings in vielen nichtwestlichen Kulturkreisen durchaus adaptiert werden, oft über den Antikolonialismus sehr leicht zur Ablehnung des Westens wird. Dann heißt es, dass die Demokratie ja eine "westliche Erfindung" sei, deren Implementierung die Übernahme westlicher Strukturen, quasi Neokolonialismus, also schlecht und hiermit befinden wir uns m. E. schon in einer ganz gefährlichen Argumentationslinie oft mit einer kulturrelativistischen Konnotation. Ist es also ok, dass sich etwa der Iran als Gegenmodell zur westlichen Vorherrschaft als islamistische Diktatur formiert? Das würde doch heißen, dass ein Iraner anders als z. B. ein Deutscher oder ein Brite, nicht so ohne weiteres ein Recht auf freie Meinungsäußerung hätte. Auch die Erklärung der Menschenrechte wird ja desöfteren von nichtwestlichen Regimen als "westlich" diffamiert, v. a. wenn deren Berücksichtigung angemahnt wird; gelten Menschenrechte dann in der Konsequenz tatsächlich auch nur für Westler?