25h.nox schrieb:der demokratische sozialismus als versprechen des besseren jetzt steht im krassen widersproch zu islam und christentum.
find ich persönlich jetzt nicht so. philosophisch gesehen verstehe unter "christlich" auch "brüderlich". vielen moslems wird's vielleicht mit "moslem" ähnlich gehen. ist einfach ne faire haltung gegenüber mitmenschen gemeint und der wunschgedanke daran, dass es einem das leben lohnen wird. europäischer und arabischer konfuzianismus eigentlich. es gibt genug religiöse, die genau darin den wesentlichen punkt ihrer tradition sehen, nicht all den abergläubischen kram. gut sein. fertig.
und es gibt genug, die das alles nicht so ernst nehmen, das leben prinzipiell mit zweierlei maß messen und sich gut fühlen, obwohl sie vielleicht schlecht wirken.
Es wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm hingerichtet würden. Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.
Bibel, (Lk 23, 32–34)
eins der geilsten bibelstellen. "sie wissen nicht, was sie tun" - die universal-ausrede überhaupt.
aber isso: wir biegen uns die realität zurecht wie wir lustig sind.
meckern über leute, die nen film fahren, dabei fahren wir selbst noch in der größtmöglich objektiven masse einen film.
was ist die überzeugung wert, ob es einen gott gibt oder keinen?
für mich steht fest: die welt, die natur ist großartig zu uns. allein die biologischen prozesse, die perfekte symbiose zwischen tieren und pflanzen - in solch schöner, schier unendlicher vielfalt.
wem auch immer ich dafür danken kann: danke! und bitte hab ein auge auf mich...
dafür brauche ich keine merksätze, keine gebete, kein regelbuch und schon gar keine tradition.
nichts auf der welt kann diese dankbare interpretation auslöschen. selbst wenn felsenfest belegt würde, dass es so etwas wie einen intelligenten anstoß des urknalls nicht gegeben haben kann, das universum in seiner gesamtheit keinesfalls intelligente, wahrnehmende, fühlende züge besitzen könnte.
sollen mich einfältige zeitgenossen ruhig in eine ihrer paar schubladen in dem aktenschrank "religion" einsortieren, so wie sie immer menschen einsortieren. ihre distanzierte selbstüberbewertung ist für mich bedeutungslos. wer zu lange fernab natureindrücken lebt oder sie nie erfahren hat, wird vielleicht so.
ohne wunder, dankbarkeit, demut, aufgabe, gunst. ohne den impuls, etwas zurück zu geben. der welt gutes tun zu wollen.
je mehr die dankbarkeit allerdings zu demonstrativer unterwürfigkeit, bekennung, bedienstung vor dem potenziellen allmächtgen wird, desto unglaubwürdiger und kurioser kommen mir die leute in ihrem glauben vor.
es ist schlicht erfolg, der belebt. und erfolg für viele, der glücklichkeit entfaltet.
für mich steht das religiöse thema deswegen auch mitten auf der kluft zwischen egomanischer prasserei und altruistischer freundschaftlichkeit.
nur daran erkenne ich sie: die wahren "christen". die, die jesus's message kapiert haben.
daraus schlussfolgere ich, dass es vielen muslims ähnlich gehen wird. jene, die keine traditionellen zwänge mehr einengen so wie mich nicht und sich trotzdem irgendwie mit der religion identifizieren.
man könnte nun sagen, das gerechtigkeits-gefühl sei religös gekapert, beschlagnahmt und hat die religion getragen. vielleicht hat aber auch die religion das damit unmittelbar zusammenhängende soziale verhalten mitgetragen und geholfen, es zu kultivieren. selbst noch dem aggressivsten egomanen über jenseitige bestrafungsängste einzutrichtern, sich sozial zumindest verträglich zu verhalten.
vor der selbstvernichtung der halben menschheit ist die religion vielleicht notbremse und notnagel dankbar-demütiger hoffnung gewesen und wird das zukünftig auch noch sein. vielleicht mischen sich die religionen, vielleicht wird mit der übersetzung aller texte irgendwann die eine große grund-botschaft bei allen die selbe gewesen sein: sei dankbar! und benimm dich hier!
:)abseits all dessen wird religion zumehr politisch eingesetzt. das ist was anderes und hat im grunde mit religion wenig zu tun. mehr mit der spaltung durch sie. leute, die nur aktenschränke im kopf haben, tun sowas.
hört bloß nicht auf die!
;)