vincent schrieb:Ich sehe auch, wie ein Boateng unterschiedlich beurteilt wird
Ich denke, dass diese Vorurteile aus den Erfahrungen mit der missglückten Integration von Türken in Deutschland zu tun haben; wir konnten ja bereits in einer anderen Diskussion festellen, dass die überwiegende Mehrheit der deutschen Türken diese Gesellschaft ablehnt.
Daher rührt ja der Begriff "Pass-Deutscher"; ein Mensch lebt zwar in diesem Land, möchte jedoch nichts mit diesem Land und seiner Kultur zu tun haben; außer natürlich den sozialen Sicherungssystemen (Renten- und Krankenkasse usw.).
Die Ursprungskultur, die Kultur der Großväter, wird nach Möglichkeit weitestgehend nach Deutschland transferiert und vor deutschen Einflüssen abgeschirmt.
Und in dieser Folge wird dann auch ein Nationalspieler mit ausländischen Wurzeln unter dem ausschließlichen Gesichtspunkt betrachtet, dass er nur für die Nationalspielmannschaft spielt, weil es seiner Karriere dienlich ist und nicht, weil er sich mit dem Land verbunden fühlt.
Leider wird an dieser Stelle vergessen, dass dies nicht nur auf einen Özil zutrifft, sondern auch auf eine große Anzahl der sonstigen deutschen Nationalspieler.
Ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Spieler ein Verbundenheitsgefühl zu Deutschland empfindet, wie es sich die Fans wünschen würden, sondern dass bei der Mehrheit die Karriere im Vordergrund steht.
Wäre es dienlich, für Ghana zu spielen, um an die Millionenverträge großer Vereine zu kommen, dann bin ich der festen Überzeugung, dass die Mehrheit unserer Nationalspieler, wenn es möglich wäre, für Ghana auflaufen würde.
Es gibt jedoch einen positiven Effekt, den ich bei der Özil-Diskussion festellen konnte. Es scheint bei der überwiegenden Mehrheit der Deutschen nun keinerlei Toleranz mehr gegenüber Nicht-Integration und Parallelgesellschaften zu geben; das finde ich wichtig und richtig und das war längst überfällig - und ich hoffe, dass sich dadurch ein Integrationsdruck auf Ausländer aller Herkunftskulturen aufbaut und verstärkt.