Die NZZ hat sich des Themas Spiez und BZ nochmals angenommen:
"Könnte es sein, dass der Anschlag in Salisbury tatsächlich mit BZ verübt wurde? Das Labor Spiez nimmt zu dieser Frage keine Stellung. Das ist verständlich, denn der Fall ist völlig politisiert, und die Fachleute im Berner Oberland wollen nicht als Instrumente in einem west-östlichen Informationskrieg betrachtet werden. Spiez darf aufgrund seiner Geheimhaltungsvereinbarung mit der OPCW nicht einmal Stellung dazu nehmen, ob es eines der beiden Referenzlabore war, die im Fall Skripal beigezogen wurden.
Das mit Anfragen aus aller Welt überhäufte Institut verweist lediglich auf einen Bericht in der NZZ vom 6. April und erklärt nicht Deutschsprechenden via Twitter auch gleich, wie sich dieser Artikel in andere Sprachen übersetzen lässt. Unter dem Titel «Kein Zweifel am Nowitschok-Resultat» hatte die NZZ damals ein Gespräch mit dem Leiter des Fachbereichs Chemie des Labors, Stefan Mogl, wiedergegeben. Dabei erklärte dieser, dass er volles Vertrauen in das Ergebnis des britischen Militärlabors Porton Down habe, wonach Skripal dem Stoff Nowitschok ausgesetzt gewesen war. Dass Spiez weiter an dieser Einschätzung festhält, klingt wie ein indirektes Dementi der Aussagen Lawrows. Aber hiesse dies, dass der russische Aussenminister die Sache mit dem westlichen Kampfstoff BZ dreist erlogen hat? Und weshalb sagt dies das Labor nicht einfach?
Die Erklärung dafür ist vermutlich einfacher, als es die Konfusion vermuten lässt. Doch dazu muss man wissen, wie das Analyseverfahren der OPCW funktioniert. Vieles – nicht nur Lawrows Enthüllung – spricht dafür, dass das Labor Spiez tatsächlich an den Untersuchungen beteiligt war. Es gehört zu den angesehensten seines Gebiets, erhält bei den periodischen Überprüfungen durch die OPCW regelmässig Bestnoten, hat bei den Giftgas-Untersuchungen zu Syrien erst kürzlich eine Mission erfolgreich abgeschlossen und befindet sich erst noch in einem neutralen Land. Nichts wäre somit naheliegender, als es auch mit dem Fall Skripal zu betrauen.
Echte und falsche Proben
Vieles spricht zudem dafür, dass Spiez den Kampfstoff BZ tatsächlich gefunden hat. Doch das ist kein Widerspruch zu Mogls Aussage, dass er dem britischen Nowitschok-Resultat vertraue. Denn zu den rigiden Kontrollmechanismen der OPCW zählt, dass die Referenzlabore jeweils mehrere Sätze von Proben erhalten. Typisch ist, dass die OPCW nicht nur die «echte» Probe verschickt, sondern auch negative und positive Kontrollproben. Diese sind zwar ähnlich beschaffen, enthalten im ersten Fall aber keinen chemischen Kampfstoff, im zweiten Fall einen anderen, der extra der Probe beigefügt wurde. Damit wird sichergestellt, dass das beauftragte Labor fehlerfrei arbeitet und nicht weiss, welches die «echte» Probe ist. Wenn Spiez der OPCW nicht nur den Befund Nowitschok meldete, sondern auch das Vorhandensein von BZ, so lässt sich dies am ehesten durch den Einsatz einer solchen Kontrollprobe erklären. Für die OPCW gab es daher gar keinen Grund, den BZ-Befund öffentlich zu vermelden – sie wusste ja, dass es sich dabei nur um eine Kontrollprobe gehandelt hatte.
Die in Den Haag beheimatete Organisation für das Verbot von Chemiewaffen wird angeblich erst am nächsten Mittwoch zu den russischen Vorwürfen Stellung nehmen. Bestätigt sich die obige Erklärung, so wäre daraus der Schluss zu ziehen, dass Russland jegliche Hemmung verloren hat, Halb- und Unwahrheiten zu verbreiten und dabei selbst angesehene internationale Institutionen wie die OPCW zu untergraben. Dass den propagandistischen Phantasien Moskaus kaum Grenzen gesetzt sind, hat sich allerdings kürzlich schon gezeigt, als Russland sich dazu verstieg, Grossbritannien der Urheberschaft des Giftgasangriffs in der syrischen Stadt Duma zu bezichtigen."
https://www.nzz.ch/international/russland-greift-die-skripal-untersuchung-frontal-an-ld.1377578Da haben einige User mal wieder viel Luft um überhaupt gar nichts produziert. Aber wenn Lügen-Lavrov was sagt, muss das ja ungeprüft stimmen.
@Hansi77