Heide_witzka schrieb:Oder betrachtest du Verbrecher als gut intergriert?
Ein Rauschgifthändler, ein Betrüger oder ein Steuerhinterzieher können ohne weiteres bekannte, geachtete, engagierte Mitglieder einer Gesellschaft sein.
Guck dir mal Uli Hoeneß vom FC Bayern an - Steuerhinterzieher -> ,,Verbrecher".
Uli Hoeneß galt aber und gilt in gewissem Umfang als gesellschaftlich sehr engagierter Mensch. Und selbstverständlich völlig integriert.
Alice Schwarzer - Steuerhinterzieherin, Betrügerin, trotzdem würde wohl keiner abstreiten, dass sie gut in der deutschen Gesellschaft verwurzelt ist.
Heide_witzka schrieb:Gesetzestreue ist, zumindest für mich, ein ganz wichtiges Intergrationskriterium, wenn nicht sogar das Allerwichtigste.
Wenn das für dich unwichtig ist, dann ist das so.
Keine Gesellschaft funktioniert nur allein aufgrund der Einhaltung niedergeschriebener (Straf)gesetze.
Darüber hinaus bestehen in jeder Gesellschaft nicht-niedergeschriebene, nichtsdestotrotz äußerst wichtige Regeln des Umgangs und Übereinkünfte bezüglich Wertvorstellungen. Während die niedergeschriebenen Gesetze den Rahmen des Hauses bilden, sind diese informellen Regeln und Übereinkünfte die Wände, die Böden und die Decken, die das Haus erst bewohnbar machen.
Natürlich steht nirgendwo in Deutschland in einem Gesetzestext was von einer Forderung, Menschen die Hand geben zu müssen. Oder sich bei einem gewöhnlichen Gespräch ins Gesicht zu schauen. Niemand kann einen dafür anzeigen, wenn der nicht so handeln will, es ist nicht strafrechtlich relevant.
Doch es gehört zu den typischen Umgangsformen.
In Japan gibt es kein Gesetz, das die Bevölkerung zwingt, bis zur Selbstaufopferung zu arbeiten, da man nur so ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sei. Und doch gilt es als selbstverständlich für aufrechte Bürger, zu arbeiten bis zum Umkippen.
Das ist ein Teil der japanischen gesellschaftlichen Ethik.
Heide_witzka schrieb:Da muss nichts verglichen werden, sie alle setzen sich über die geltenden Regeln der Gesellschaft hinweg. Schau den Fakten einfach mal ins Auge. Verbrecher, ganz gleich welchen Glaubens, verstossen gegen das wichtigste Integrationskriterium, die Gesetzestreue.
Selbstverständlich muss verglichen werden!
Wenn Straftat Straftat ist, egal, um was es sich handelt, warum erhält der Dieb dann keine lebenslängliche Freiheitsstrafe?
Warum wird der Mörder nicht mit einer Geldstrafe von 20 Tagessätzen belegt?
Diebstahl und Mord sind gleichfalls Straftaten, werden aber sowohl vom Gesetz als auch von der Gesellschaft richtiger- und logischerweise ganz unterschiedlich betrachtet hinsichtlich der Schwere des Vergehens.
Auch Terrorismus ist zuerst mal eine Straftat.
Doch Terrorismus zielt nicht allein darauf ab, einer einzelnen Person Schaden zuzufügen. Der Terrorist will Angst und Schrecken verbreiten, er will die Gesellschaft umkrempeln und in seinem Sinne gewaltsam formen. Dafür plant er gezielt und ermordet Unschuldige. Er bedroht die Gesellschaft, ihre Ordnung, ihr Fortbestehen.
Das unterscheidet sich eindeutig von einem gewöhnlichen Räuber, der aus persönlicher Habgier einen Überfall begeht.
Die
Motivation für die Taten eines Straftäters ist von entscheidenster Bedeutung für die Einstufung seiner Taten!
Das wird dir jeder Jurist bestätigen und das sagt einem bereits der gesunde Menschenverstand.
Heide_witzka schrieb:Ich kram da gar nicht in der christlichen Geschichte und hol die ganzen Schlachtplatten raus, aber Beispiele hab ich dir genügend gegeben wie Christen sich hier in Europa gegenseitigt bekriegt und terrorisiert haben. Da muss man keine Jahrhunderte zurückgehen.
Aber auch in Deutschland, noch in diesem Jahr und vielleicht morgen wieder, der Terror der Christen ist nicht verschwunden.
Diese ständigen Verweise auf die Vergangenheit sind doch Blödsinn. Wir leben im Deutschland des 21. Jahrhunderts, nicht mehr in der Zeit der Kreuzzüge. Wir haben uns weiterentwickelt, spätestens seit der Ära der Aufklärung.
Die Kreuzzüge etwa waren noch religiös motiviert und es ging darum, ein christliches Reich zu schaffen beziehungsweise ein christliches Reich zu erweitern. Vereinfacht: es ging darum, ein religiöses Reich, einen religiösen, umfassenden Staat zu schaffen.
Diese Motivation verschwand mit der Zeit immer mehr, auch dadurch, dass die weltlichen, politischen Mächtigen einen Aufstieg vollzogen und sich gegenüber Rom mehr und mehr behaupten konnten.
Machen wir jetzt mal einen Sprung zur Zeit des Nationalsozialismus: Ziel der Nazis war es ganz eindeutig
nicht , einen christlichen Staat zu schaffen. Die Nationalsozialisten waren politisch motiviert, nicht christlich.
Muslimische Terroristen dagegen haben
in der Gegenwart unzweifelhaft und offen das Ziel,
islamische Staaten, islamische Reiche in ihrem Sinne zu schaffen. Ihre Motivation ziehen sie aus ihrer Religion.
Es geht ihnen nicht darum, eine Demokratie oder eine Monarchie oder eine Aristokratie zu etablieren, sie wollen Gottesstaaten.
Heide_witzka schrieb:Du sondesrt aber teils einen Quark ab, das geht auf keine Kuhhaut.
Natürlich gibt es den islamischen Terrorismus, das bestreitet doch niemand. Dir scheint aber nicht bewusst, dass der islamische Terrorismus, auch hier in Deutschland, auch heute, nicht der einzige ist.
:DDu tust doch nichts anderes, als abzuwiegeln und ständig zu behaupten, dass es ja auch, sogar viele, ,,böse" Christen gäbe und es deshalb total unfair wäre, die Augen auf muslimische Terroristen zu richten.
Heide_witzka schrieb:Beispiele habe ich dir genug gegeben, du versuchst nur sie durch räumliche und zeitliche Einschränkung wegzuleugnen.
Hast du nicht. Du hast einfach aus ein paar anderen Ländern und zu anderen Zeiten etwas hervorgekramt, was nicht mal passt.
Du wirfst religiöse und politische Motivation für Terrorismus auf unzulässige Weise durcheinander.
Deinen Korsen etwa ging es nicht um die Schaffung eines religiösen Staates, sie waren politisch motiviert.
Ich habe mich bisher an Deutschland gehalten.
Kommen wir mal zu den Angriffen Rechtsextremer auf Asylbewerberunterkünfte. Oder auch zum NSU.
Auch hier beziehen die Täter in aller Regel ihre Motivation
nicht aus ihrer Religion. Sie beziehen ihre Motivation nicht aus einer angeblich christlichen Religion. Sondern sie handeln auf Basis politischer und ideologischer Überzeugungen.
Die NSU-Mitglieder haben nicht gemordet, weil sie ein christliches Deutschland schaffen wollten.
Doch muslimische Terroristen beziehen ihre Motivation aus ihrem Verständnis der islamischen Religion.
Das kannst du nicht leugnen. Sie wollen einen Gottesstaat, das ist ihr Ziel.
Heide_witzka schrieb:Ich wollte noch weiter schreiben, habe aber dann deinen Absatz über die Bildung gelesen.
Ich hab darauf hingewiesen, dass die berühmte und ständig geäußerte Überzeugung, es sei allein mehr Bildung, was die Menschen bräuchten, um friedlich zusammenzuleben, ein Irrglaube ist.
Es ist keine Frage der Bildung, auch keine Frage der Intelligenz, wie sich Menschen im moralischen Sinne und im sozialen Umgang miteinander verhalten.
Sehr intelligente, sehr gebildete Menschen können trotzdem völlig rücksichtslos sein und im moralischen Sinne schreckliche Taten begehen.
Glaubst du, die NS-Wissenschaftler in den unterschiedlichen Branchen waren alle ungebildete, unfähige Trottel? Natürlich nicht.
Glaubst du, den früheren Sklavenhaltern in Amerika fehlte es an Intelligenz oder an Bildung? Keineswegs.
Und in der Gegenwart sind auch beispielsweise Wladimir Putin oder Xi Jinping, ihre engen Mitarbeiter und Minister und auch viele andere in ihrem Volk in keiner Weise ungebildet. Trotzdem legen sie mit unter ein Verhalten an den Tag, wo wir im Westen die Hände über'm Kopf zusammenschlagen und rufen:,,So kann man doch nicht mit Menschen umgehen, wie schlimm!"
Welchen Umgang man mit anderen Menschen pflegt und welches Bild man von diesen hat, wird nicht primär von Intelligenz und Bildung bestimmt. Sondern von moralischen Überzeugungen, von moralischer Erziehung.
Wiederum kann ein Mensch, der nie eine Schule besucht hat und in unserem westlichen Sinne über keinerlei Bildung verfügt, trotzdem einfühlsam, vernünftig, rücksichtsvoll und hilfsbereit sein. Wenn er denn entsprechend bezüglich moralischer Werte und Regeln des sozialen Umgangs erzogen wurde.
Um abschließend jetzt mal wieder zur Integration zu kommen: auch bei der Integration von Menschen ausländischer Herkunft oder einer aus deutscher Perspektive nicht-traditionellen Religion reicht es nicht einfach nur, dass sich die Betreffenden an dt. Strafgesetze halten und man ihnen eine gute Schulausbildung bietet.
Will Integration erfolgreich sein, bedarf es viel mehr.