Hier ein kurzer Auszug aus
https://www.hanna-und-ismail.de/, wo wir schon dabei sind. Die von User
@shionoro nicht feststellbare Diskriminierung habe ich nachträglich in Fettbuchstaben gesetzt.
Zur Kontrolle unseres Versuchsaufbaus haben wir einen sehr guten und einen eher schlechten Bewerber eingebaut: Dr. Carsten Meier, alleinstehender Arzt, eloquent, und Lovis Kuhn, Langzeitstudent, flapsig und unprofessionell bei der Kontaktaufnahme. Eigentlich wollten wir deren Abschneiden gar nicht veröffentlichen, doch das Ergebnis hat uns überrascht und beleuchtet das
Ausmaß der Diskriminierung noch von einer anderen Seite: Erwartungsgemäß erhielt Dr. Carsten Meier die meisten Rückmeldungen von allen Testpersonen. Doch Lovis Kuhn reiht sich nicht wie erwartet ganz am Ende der Skala ein, sondern schneidet besser ab als Ismail Hamed und sein türkisches Pendant Hamit Yilmaz.
Das Anschreiben von Lovis Kuhn war immer gleich, die Anschreiben für unsere regulären Testpersonen, in diesem Fall Ismail, wurden jeweils zufällig aus zehn vergleichbaren Texten ausgewählt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Ismail Hamed, ich bin 27 Jahre alt und suche eine Wohnung in München. Ich bin ledig, arbeite seit kurzem als Marketing-Manager und kann ein geregeltes Einkommen nachweisen. Die von Ihnen angebotene Wohnung entspricht genau meinen Vorstellungen. Über eine Rückmeldung von Ihnen und einen Besichtigungstermin würde ich mich deshalb sehr freuen. Bei der Terminfindung richte ich mich gerne ganz nach Ihren Wünschen.
Mit freundlichen Grüßen
Ismail Hamed
____________
Hallo,
habe ihre Wohnungsanzeige gesehen und würde die Wohnung gerne anschauen. Geht das und wenn ja, wann? Ich bin 25, absolviere gerade ein Studium in Ethnologie und bin dringend auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Würde mich freuen, wenn das klappt. Bitte melden sie sich.
Danke und Grüße
Lovis Kuhn
___________
Trauen Vermieter einem Langzeitstudenten also eher zu, ein guter Mieter zu sein, als einem perfekt Deutsch sprechenden, festangestellten Mann mit Migrationshintergrund? Genau das haben wir in einigen Fällen festgestellt. Rational, etwa mit wirtschaftlichen Gründen, lässt sich dieses Verhalten kaum erklären. Und wenn selbst Ismail, ausgestattet mit einem fehlerfreien Anschreiben und einer festen Anstellung, solche Probleme auf dem Wohnungsmarkt hat, lässt das erahnen, vor welchen Problemen Migranten stehen, die erst seit kurzem hier sind.
Dabei wird geeigneter Wohnraum von Politikern neben Sprache und Job immer wieder als einer der drei Eckpfeiler für Integration genannt. Doch ohne geeignete Maßnahmen bleiben das leere Worte. Zwar gibt es ein
Antidiskriminierungsgesetz, der konkrete Nachweis einer Benachteiligung bei der Wohnungsvergabe ist im Einzelfall allerdings äußerst schwierig. So sorgen Vermieter und Makler gemeinsam dafür, dass Migranten auf dem Wohnungsmarkt
faktisch diskriminiert werden. Und Ismail die meisten Wohnungen gar nicht erst von innen zu sehen bekommt.