Islam - heute und morgen
30.07.2005 um 19:59
Erotik, Homosexualität und Islam sind eng miteinander verwoben und hat sehr starke kulturelle Wurzeln in Ländern, wo Islam dominant ist. In einer Gesellschaft, wo es strikte Geschlechtertrennung gibt, werden erotische und sexuelle Bedürfnisse mit den eigenen Geschlechtsgenossen gelebt. So ist es nicht unüblich, dass die ersten erotischen Erfahrungen mit dem eigenen Geschlecht gemacht werden, sei es die gemeinsamer Akt der Enthaarung, Tanzabende unter Frauen, Hamambesuche oder Fußballmannschaft, gar Koranschule. Knabenliebe oder Frauenliebe sind in Gedichten oder in Liedern manifestiert.
Die Liebe zweier Frauen mit den Namen Hind, Tochter einer Königsfamilie im südlichen Irak, und Zarga al-Yamama kamen in der Veröffentlichung "Radikal Liebende" des mittelalterlichen Bibliographen Ibn al-Nadim*.
Im 9. Jahrhundert sahen Ärzte und Weise betrachteten Sihaq (Liebe zwischen zwei Frauen) als eine angeborene Andersartigkeit.
Sie sind ein Teil der historischen und heutigen Realität in der moslemischen Welt. Durch die Geschlechtersegregation wird dies sogar unterstützt bzw. toleriert, weil viele ihre Sexualität durch die Flucht in die Homosexualität leben können.
Klar ist, dass darüber nicht gesprochen werden darf und ihre Existenz stark verleugnet wird.
Obwohl der Sex zwischen Männern teilweise geduldet wird, muss der Mann heiraten und Kinder bekommen. Solange schwule Aktivitäten, hinter dem Vorhang der Ehe und Kinder, versteckt gelebt wird erfährt dieser keine gesellschaftliche Ächtung.
Homosexualität ist unter unverheirateten Männern gewöhnlich aber bei einer heterosexuellen Heirat hört die Hpmosexualität auf. Der aktive Partner zu sein bringt keine Schande, aber der passive Partner wird verachtet, obwohl nicht zum gleichen Ausmaß als im West.
Der Koran nennt Homosexualität fünf bis sieben Mal. Vier von diesen sind übernommen aus dem alten Testament. Nur ein Mal erwähnt der Prophet Mohammed Homosexualität, und er sagt: "Wenn zwei Männer Unzucht miteinander begehen, sollen sie beide bestraft werden. Falls sie ihr Begehen bereuen und ändern, lass sie in Ruhe. Allah ist versöhnlich und gnädig." (4:16) Der Koran nennt jedoch keine Strafe und beinhaltet auch keine stark ablehnende Haltung. Bei den anderen Stellen im Koran wird der alttestamentarischer Prophet Lot zitiert wird. Darin berichtet er von seinem Volk voller Verachtung: " Es gelüstet sie nach Männern statt nach dem Weibe." ( Sure VII (Araf), Verse 80-81).
Lesben werden schon gar nicht erwähnt.
In keiner dieser Stellen ist eine explizite Strafe genannt. Insgesamt scheint es nicht so viel Angst vor und Hass gegen Homosexualität zu geben. Rückschluss wäre somit, dass anti-homosexuelle Haltung soziologische und kulturelle Wurzeln hat.
Die Realität sieht jedoch anders aus. In Ländern, wo es nach dem Schari'a, also die islamische Gesetzgebung, gelebt werden muss, sind Lesben und Schwulen schwersten Misshandlungen und Strafen ausgesetzt.
"Der Islam wird als staatlicher Akteur dazu missbraucht, mit der Koranauslegung Gewalt zu legitimieren."**)
In der Stellungnahme*** zur Verfolgungssituation Homosexueller in der Islamischen Republik Iran wird berichtet, dass nach dem Artikel 110 des iranischen StGB für den Sexualverkehr zwischen Männern Hinrichtung vorgesehen ist. Beischlafähnliche homosexuelle Handlungen werden mit 100 Peitschenhieben bestraft (Art. 121 iranisches StGB). Wird ein Mann drei Mal wg. Homosexueller Vergehens verurteilt, wird beim vierten Mal die Hinrichtung verhängt (Art. 122 iranisches StGB). Ein Mann, der einen anderen aus Leidenschaft küsst, wird laut Art. 124 iranisches StGB mit 60 Peitschenhieben bestraft.
Lesbische Handlungen werden gesondert bestraft. Nach Art. 127 iranisches StGB werden lesbische Handlungen durch Genitalien mit 100 Peitschenhieben bestraft. Falls eine Frau drei Mal wg. lesbische Vergehens verurteilt, wird beim vierten Mal die Hinrichtung verhängt (Art. 129 iranisches StGB).
(Hierbei ist es wichtig, ob die Männer bzw. Frauen blutsverwandt. Auch ist es für Bestrafung relevant, ob Ehebruch vergangen wird. Denn dann fällt die Strafe, umso härter aus.)
Nach den Artikeln 114 bis 126 iranisches StGB gelten homosexuelle Handlungen dann bewiesen, wenn viermaliges Geständnis vor dem Richter abgelegt wird, oder "vier unbescholtenen Männer" als Zeugen die homosexuelle Handlung bestätigen, oder das eigene Richterwissen. Seit Januar 2001 sind nach diesem Bericht ca. 60 Hinrichtungen durchgeführt worden. (Nach der Aussage von der lesbisch-schwulen Organisation Al-Fatiha sind im Iran seit 1979 ca. 4000 Schwule hingerichtet worden.
Die Todesstrafe wg. Homosexualität lässt sich umgehen, wenn man vor Gericht behauptet im falschen Körper zu sein.
Mit einem Erlaubnis beim iranischen Gesundheitsamt muss innerhalb eines Jahres das weibliche Geschlecht mit einer Operation angenommen werden. Als Folge wird das Todesurteil aufgehoben. Dies führt dazu, dass Homosexuelle, um der Hinrichtung zu umgehen, eine ungewollte Geschlechtsumwandlung über sich ergehen lassen. Eine nicht mehr rückgängige Konsequenz. Um ihr Lebensunterhalt verdienen zu können, müssen sich die meisten prostituieren****. Auf Prostitution steht ein hohes Strafmass, gar Hinrichtung.
Vor der Herrschaft Taliban galt Kandahar als Hauptstadt Südasiens für gleichgeschlechtlichen Sex." So gab es die Tradition der Beziehung zwischen älteren Männern, und Jungen in der Pubertät (ca. 16 Jahre alt = Ashnas).
"Lässt sich ein armer Mann mit einem "Ashna" blicken, steigt sein Status innerhalb der Gesellschaft. Fast alle Männer mit Ashnas haben Frauen und Kinder. Dass Sex statt findet ist für alle klar, darüber gesprochen wird jedoch nicht."
So ein altes afghanisch-pashtunisches Sprichwort: "Vögel, die über Kandahar fliegen, benutzen nur ein Flügel. Mit dem anderen schützen sie ihr Hinterteil."*****
Während der Macht der Taliban in Afghanistan wurden Schwule durch eine einstürzende Wand öffentlich hingerichtet.
Aufgrund der wirtschaftlichen Krise und der zunehmenden politische Macht der fundamentalistischen Islamisten, hat Ägypten eine radikale Kehrtwendung bezüglich Homosexuelle gemacht. Letztes Jahr wurden 52 schwule Männer auf einem Schiffsparty, mit der Begründung Unzucht getrieben zu haben verhaftet, 23 von Ihnen wurden bis zu fünf Jahren wegen angeblich homosexueller Handlungen verurteilt. Die Verhaftungen von Schwulen in Ägypten nimmt immer mehr zu.
Nach dem Bericht von amnesty international ist Homosexualität in 22 moslemischen Ländern ausdrücklich verboten. Die Todesstrafe für Homosexuelle gilt in Afghanistan, Iran, Saudi Arabien, Sudan, Jemen, Mauretanien, und im Tschetschenien.
Islam hat viele Facetten. Die Auslegung vom Koran manifestiert sich in unterschiedlichen Zweigen des Islams, wie z.B. Sunniten oder Schiiten, etc. Es ist durchaus entscheidend, ob es eine Trennung von Statt und Religion also Laizismus gibt und/oder ob die fundamentalistischen oder gemäßigte Islamisten gesellschaftlich dominierend sind.
Da der Islam in Ländern unterschiedlich gelebt wird, ist es wichtig sich die unterschiedliche Herangehensweise der einzelnen Länder mit dem Thema Homosexualität vor den Augen zu führen.
In der Türkei ist z.B. eine Bestrafung für homosexuelle Handlungen durch das Gesetz nicht vorgesehen. In den letzten Jahren hat sich die Haltung gegenüber Homosexualität etwas positiver gewandelt. Trotzdem erleiden Lesben und Schwule psychische Repressionen aufgrund der gesellschaftlichen Homophobie. So ist es von Bedeutung die Schichtzugehörigkeit, ökonomische Freiheit, Bildung, Umfeld etc. in wo der Homosexuelle lebt.
Diese Passage gefällt mir am besten
So ein altes afghanisch-pashtunisches Sprichwort: "Vögel, die über Kandahar fliegen, benutzen nur ein Flügel. Mit dem anderen schützen sie ihr Hinterteil."***** :)