Mal sehen, ob irgendwer dann mal berechnet, was zu wie vielen Anteilen wessen Schuld war.
Weiter bringt das aber niemanden, denn die zugrunde liegenden Probleme sind damit nicht behoben.
@RosaBlock hat mal geschrieben, dass es auch mal Demos vom Schwarzen Block gab, die friedlich abliefen.
Wenn es da eine gewaltfreie Fraktion unter den Autonomen gibt, sollten sie nach nun schon über 30 Jahren immer gleicher Diskussionen um Gewalt und Sachbeschädigungen nicht von der Idee eines gemeinsamen Feindes an der Nase rumführen lassen. Der trägt eine Bewegung nämlich nur so weit, bis sich die Gewaltbereiten wegen interner Differenzen gegen die "Brüder" richten.
"Erstmal gemeinsam gegen die Polizei, dann sehn wer mal", führt, wie man sieht, dazu dass die Gewaltbereiten die Bilder und die Diskussion beherrschen. Der gesellschaftlichen Veränderung, gar einer Revolution, ist man damit keinen Schritt näher gekommen... im Gegenteil.
Im Extremfall manövriert man sich in die Position der RAF und derer Sympathisanten (von denen es allerdings sehr viel weniger gab, als damals stets behauptet wurde). Viel wahrscheinlicher ändert man aber überhaupt nichts und verliert womöglich die wenigen erkämpften Freiräume.
Beide Fraktionen sollten sich von den Krawalltouristen, denen politische Hintergründe ganz wurst sind, Hauptsache es geht gegen die Polizei und es gibt was zu plündern, deutlich abgrenzen. Da tritt man geradezu militärisch organisiert auf, kriegt dann aber die Idioten im eigenen Kiez nicht in den Griff und schiebt das der Polizei in die Schuhe? Solange die als nützliche Idioten dazu dienen, dramatische Bilder zu produzieren (auch wenn das Calvin-Klein-Schlüpperband, die Nikes und teuren Jeans sich nicht gut machen, aber man kann ja behaupten, dass auch ein Revoluzzer der Globalisierung hinterher konsumieren darf nach Herzenslust, wenn es der Sache dienlich ist), muss man sich nicht wundern, wenn die genauso von der Gegenseite instrumentalisiert werden und nur noch eine weitere Begründung für eine Räumung der Flora liefern.
Und übrigens: Zu einem gewaltfreien Auftreten gehört auch, sich
nicht martialisch zu uniformieren. Oder hat man in den Vorlesungen über Massenpsychologie gepennt?
Man möchte nicht erkannt werden und Gemeinsamkeit zeigen? Da gibt es auch andere Mittel, als eine schwarze Uniform, die einen optisch der Polizei angleicht.
Womit wir bei der Polizei sind, die genauso daneben liegt, was Massenpsychologie angeht, möchte einem bei manchen Bildern scheinen und wird von einem Berliner Polizisten in seinem
Blog, bestätigt.
Gibt es nach so vielen Jahren friedlicher und weniger friedlich verlaufender Groß- und Kleindemos wirklich keine bessere Strategie, als Polizisten prophylaktisch in immer dickere, schwerere Schutzkleidung zu verpacken, bis sie bei Sonnenschein sich darin kaputtschwitzen bis zum Kollaps? Sie mit Visier runter mit Hightech-Wasserwerfer direkt neben einem friedlichen Demozug postieren, sodass sie von den Leuten als Bedrohung und nicht Schutz empfunden werden, bis irgend ein Idiot provozieren will, eine Flasche in die Richtung wirft und es sofort eskaliert?
Idioten laufen ebenso sicher in jedem Demo-Zug mit wie Gewaltbereite im Schwarzen Block.
Leute, wenn ihr Probleme mit der Stresstoleranz habt, dann nehmt die bestehenden Angebote (Verhaltenstraining, Einsatztraining etc. pp.) wahr oder sucht euch schlimmstenfalls eine andere Verwendung. Mit jedem ungerechtfertigten Schlag, mit jedem Rempler zerstört ihr Vertrauen, von den unmittelbaren Schäden mal ganz abgesehen.
Polizisten sollten genau für solche Einsätze ausgebildet und immer wieder geschult sein. Sie sind eben auch nur Menschen und wollen als solche betrachtet werden ("Auch Mensch") - dann muss man ihnen aber auch das Training geben, das ein Mensch braucht, um mit dem Wechselbad einer Großdemo mit einerseits Friedlichen, andererseits Gewaltbereiten, dazwischen unbewaffnet Aggressiven und Herumstehenden klar zu kommen.
Vertrauen bei der Bevölkerung ist wichtig, umso wichtiger das Vertrauen der Friedlichen bei solchen Anlässen, damit man gemeinsam gegen Randalierer vorgehen kann. Die, die sehen, dass unverhältnismäßige Mittel angewendet werden, stellen sich danach möglicherweise der Polizei in den Weg, wenn die z.B. die Gruppen trennen möchte.
Und wenn es dann trotzdem so richtig eskaliert... oft sind das Situationen gewesen, wo einerseits sehr hart durchgegriffen wurde, andererseits aber ein Vakuum entstand, in dem sich ein vorher zerstreuter Schwarzer Block und Mitläufer sammeln konnten. So auch diesmal.
Wie konnte es an der Flora überhaupt erst so eskalieren, dass die Polizei sich zurückziehen musste, nach monatelangen Vorbereitungen und der Flora als bekanntem Epizentrum? Da stellt man dann ganz verdutzt fest, dass Randalierer auf Gerüste klettern und von oben angreifen? War das das erste mal? ...
Nur mal ein Gedanke, der mir zwischendurch kam: Das SEK brauchte eine ganze Weile, bis es eingreifen konnte. Man sei auf eine solche Situation nicht vorbereitet gewesen, hieß es.
Was, wenn es in dem Chaos einen Terroranschlag gegen die Demonstranten gegeben hätte?
Mir ist es, als ich die Situation bei WtH unter der Brücke sah, ganz flau geworden. Eine Fußgängerbrücke gepackt voll mit Leuten, darunter dicht stehende Polizisten und falls er nicht gestoppt worden wäre, ein in der engen Passage zusammengerückter Demonstrationszug... unmöglich für Rettungswagen, von vorne an den Wasserwerfern vorbei zu kommen.
Nunja, ist ja nochmal gut gegangen. Das möchte man aber über ein monatelang vorbereitetes Sicherheitskonzept nicht sagen müssen.