@RealoDas mag irgendwann in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten mal der Fall gewesen sein. Inzwischen ist das anders (Systemtheorie).
Achso? Bei der Systemtheorie konzentriert man sich also auf Individuen und nicht etwa ... hmm ... ich weiss nicht ... auf Systeme? Nun, okay dann.
Evtl. koenntest du uns Nicht-Soziolegen ja mal eine moegliche detailierte (!) Vorgehensweise aufbauend auf der Systemtheorie zum Thema erklaeren? Also etwas eigenes, bei dem du alle Schritte auch tatsaechlich haarklein erklaeren kannst, so als studierter Soziologe?
Vielleicht etwas, woraus man noch was lernen koennte? Das waere sehr toll und wuerde helfen, mich von dem Teeblueten-Vorurteil abzubringen.
Ist die falsche Frage. Es kommt wohl darauf an, eine bessere politische Schulbildung zu vermitteln, auch um den Schülern klar zu machen, wie Extremismus entsteht und dass er eine gesellschaftliche Isolation, abgesehen von den beruflichen usw. Folgeschäden, nach sich zieht. Wer will im Leben schon gern isoliert sein?
Mal abgesehen davon, dass das eine echt alte Leier ist, finde ich die Antwort im Kontext sehr sehr schoen. Insbesondere in Anbetracht der vorherigen Behauptung, Links- und Rechtsextremismus koenne nicht gemeinsam betrachtet / behandelt werden (also im Artikel). Und jetzt kommst du mit besserer politischer Schulbildung.
Prima, Realo. Also ich stimme dir zu.
Wie gesagt, du hast eine antiquierte Vorstellung von Soziologie, sorry.
Och garkein Thema, ich muss als alte Infotype hier ja auch kein Soziologie-Fachmann sein und lasse mich gern belehren. Aber dazu brauchts schon noch mehr.
Gib doch bitte Butter bei die Fisch und erklaere als Fachmann das "wie", "was", "warum" und vorallem wie und woran man das feststellt (also die Unmoeglichkeit, die beiden Extreme zu vergleichen). Damit haben Vertreter anderer Disziplienen komischer Weise nie ein Problem.
Wenn mir ein Physiker in der Bar selbst sturzbesoffen noch konkret erklaeren kann, warum Zeitreisen nicht moeglich sind, wirst du es wohl auch hinbringen und nicht nur um den heissen Brei herumreden.
Nein, was du beschreibst, ist jetzt wohl eher der Prozess der Radikalisierung selbst. Es ging aber in dem Interview an der Stelle darum, dass allein der supponierte Abstand des jeweiligen Links- oder Rechtsextremen von der Mitte überhaupt nichts über dessen politischen Standort aussagt und dass sich die Radikalisierungen links und rechts völlig unvergleichbar gestalten, so dass du bei einer "Therapie" nicht für beide seiten die gleiche "Behandlung" anbieten kannst. Einem der Zahnschmerzen hat kannst du nicht mit Kopfschmerztabletten helfen und umgekehrt genauso wenig.
Es mag bei mir gard am Fieber liegen, aber ... "I call bullshit".
1. Was wollen wir denn nun? Vorab-Vorsorge? Darueber beschwerst du dich hier, nachdem du gerade eben noch bessere politische Schuldbildung gefordert hast. Was denn nun? Oder wolltest du diese nach abgeschlossener Radikalisierung anwenden?
2. Selbstverstaendlich gibt es einen Haufen Elemente, die sich sehr gut vergleichen lassen.
Der Antrieb fuers Radikalisieren sowie radikalisiert Werden ist auf beiden Seiten identisch (die sind ja nicht weg, nur weil die Radikalisierung abgeschlossen ist). Die Art, wie sich das Gedankengut festsetzt, die Art, wie sich Abwehrmechanismen gegen Deradikalisierungsmassnahmen entwickeln, uebernommen und weitergetragen werden, ist identisch (falls nicht: Erklaer mir den fundamentalen Unterschied).
Klar mag es bei Nazis etwas haeufiger vorkommen, dass dem Aussteiger direkt Gewalt angedroht wird, waehrend Linke denjenigen eher erstmal vollheulen und ein zutiefst philosophisches Gespraech anfangen, in dem sie dann die einstudierten Phrasen nochmal runterleiern, aber das sind Detailfragen fuer Aussteigerprogramme - nachdem sich jemand fuer den Ausstieg entschieden hat.
Auch hier wieder: Wenn du die Unmoeglichkeiten nicht erklaerst, ist deine Aussage als studierter Soziologe genauso viel wert wie die jedes anderen auch - und das ist nicht viel ... wir raten eigentlich alle nur.
"Einstudiert" heißt in dieser Beziehung, dass man aus vielen Vorerfahrungen eine "Sprache der Dioskussion oder verbalen Konfrontation" gelernt hat, auf die der Gegner eingehen muss. Ob das jetzt primär "Ideologie" ist oder "Grupopenkonsens" ist sekundär.
Du sagst also, dass die einstudierten Inhalte eine Quelle haben und der Akt des Einstudierens einen Grund - naemlich den, dass der Gegner eingehen muss? Das ist doch mal ... ueberhaupt nicht ueberraschend.
"Vorerfahrung" ist huebsch umschrieben - ich wuerde sagen, die Phrasen sind durch Evolution optimiert (also immer wieder abgeaendert, bis die gewuenschte Wirkung erreicht ist).
Nehmen wir mal an, es gibt sogar zwei Grunde dafuer:
a) Es ist energiesparend, weil man nunmal sehr viel einfacher einige Worte und Saetze lernt, als sich durch einen mehrere Meter hohen Stapel an Literatur zu blaettern und eine eigene Sicht zu entwickeln.
b) Weil es den Gegenueber "erschlagen" soll. Es geht nicht darum, zu erklaeren, es geht ums Gewinnen. Man wirft dem Gegner Begriffe hin, die er nicht kennt, was Kompetenz suggeriert.
Wenn sich die Gemueter dann bereits erhitzt haben, wird der Gegenueber nicht zugeben wollen, dass er ein Wort nicht kennt oder den Satz spontan nicht begreift und wird somit einfach nur "irgendwie" darauf antworten. Und schon kann man ihm vorwerfen, ein Idiot zu sein. (was du vermutlich mit "darauf eingehen muss" meinst)
Und nun lass uns mal gemeinsam ganz doll ueberlegen, warum jemand, dem die gesamte Bandbreite an Argumenten seiner Ideologie zur Verfuegung steht, sich
den Extraaufwand machen sollte, diese Phrasen einzustudieren, waehrend er mit seinem Wissen einen noch staerkeren Effekt erzielen koennte, indem er die Formulierung
auf den Gegenueber zuschneidet? RICHTIG! Wuerde er nicht.
Und was kann man daraus (also den einstudierten Phrasen) ableiten? Hast du da vielleicht eine Idee? Also ich haette da ja einen Gedanken - den, den ich oben genannt hatte.
Falsch. Du vergleichst äußere Mechanismen - die ja bei beiden Gruppen ähnlich sein mögen - mit der inhaltlichen ("ideologioschen") Substanz. Da diese aber dermaßen konträr sind, hört es spätestens hier auf von einer Gleichsetzung reden zu können.
Du kapierst nicht, worauf du anwortest.
In deutlicher:
Ich unterstelle an der Stelle oben, dass die tieferen Inhalte dem Einzelnen garnicht bekannt sind und die Ideologie (oder viel mehr nur ihr Name und einige einstudierte Phrasen) lediglich der
Gruppenzugehoerigkeit wegen vor sich hergetragen werden. Wenn die Unterstellung zutrifft, spielt es nicht die geringste Rolle, wie unterschiedlich die Ideologien eigentlich waeren, wenn sie denn tatsaechlich in voller Pracht vorhanden waeren.
Freilich stimmt das nicht bei jedem Extremisten. Der Unterschied zwischen Rechts- und Linksextremen, bei denen das jedoch stimmt, ist wohl vernachlaessigbar klein.
Oder willst du allen Ernstes behaupten, der typische, uniformierte und die immer gleichen Parolen bruellende, hamburger Steinewerfer haette das gesamte Spektrum neomarxistischer Philophen inhaliert? Da moechte ich doch geschwind mal meine Zweifel anmelden.
Klar kann man an der Stelle argumentieren, dass sich deutlich groessere Teile der Philosophien ueber die gesamte lokale Gruppe erstrecken, aus der man so tagtaeglich die Argumente anzapfen kann, aber das aendert sich eben dann, wenn das Schaefchen von der Herde getrennt wird.
Und wenn einer tatsaechlich so viel auf so radikale Weise verinnerlicht hat, dass derjenige ganz ohne Gruppe solche Taten vollbringt, dann hilft ohnehin kaum eine Deradikalisierungsmassnahme mehr was und du kannst die Leute nur noch von der Gesellschaft isolieren (aka Knast), aber das halte ich selbst unter den derbsten Rechts- und Linksextremisten fuer eine Ausnahme. (was freilich nicht heissen soll, dass auf begangene Verbrechen nicht dennoch Knast bluehen sollte)
Drum war das Posting von Wolke7 auch so sinnvoll: "Erklaer doch mal den einstudierten Satz", denn schon da faengt es bei vielen zu broeckeln an - ausser natuerlich, die Gruppe schaltet sich ein und 10 Leute schaffen es gemeinsam mit Ach und Krach die einstudierten Phrasen zu decheffrieren.