VirtualOutrage schrieb:Evtl. koenntest du uns Nicht-Soziolegen ja mal eine moegliche detailierte (!) Vorgehensweise aufbauend auf der Systemtheorie zum Thema erklaeren? Also etwas eigenes, bei dem du alle Schritte auch tatsaechlich haarklein erklaeren kannst, so als studierter Soziologe?
Vielleicht etwas, woraus man noch was lernen koennte? Das waere sehr toll und wuerde helfen, mich von dem Teeblueten-Vorurteil abzubringen.
Kauf dir ein paar Luhmann-Bücher. Ich bin hier nicht um private Soz-Vorlesungen zu halten, weil das hier nicht das Thema ist.
VirtualOutrage schrieb: Insbesondere in Anbetracht der vorherigen Behauptung, Links- und Rechtsextremismus koenne nicht gemeinsam betrachtet / behandelt werden (also im Artikel). Und jetzt kommst du mit besserer politischer Schulbildung.
Ja, das lernt man die Differenzen kennen und im optimalen Fall auch Ansätze zu je verschiedener Kritik an links uind rechts.
VirtualOutrage schrieb:Gib doch bitte Butter bei die Fisch und erklaere als Fachmann das "wie", "was", "warum" und vorallem wie und woran man das feststellt (also die Unmoeglichkeit, die beiden Extreme zu vergleichen). Damit haben Vertreter anderer Disziplienen komischer Weise nie ein Problem.
Ich denke schon, dass man auch in anderen Disziplinen nicht Äpfel mit Birnen vergleichen möchte. Wenn du aus Kapitalismuskritik gegen das System bist, bildest du dir ganz andere Theorien als wenn du aus Rassismus gegen Einwanderung bist. Was sollte daran auch nur im entferntesten vergleichbar sein? Entsprechend sind die Agitationsformen völlig unvergleichbar, zumal der "Gegner" nicht identisch ist. Die Linksradikalen haben andere Gründe sich mit den Vertretern der Staatsgewalt anzulegen, als die Rechten haben, sich mit Flüchtlingen anzulegen.
VirtualOutrage schrieb:"I call bullshit".
Call it as you want.
VirtualOutrage schrieb:Der Antrieb fuers Radikalisieren sowie radikalisiert Werden ist auf beiden Seiten identisch
Überhaupt nicht. Zwischen Feindschaft und Umsturzwillen gegenüber einem kapitalistischen System und Kampf gegen die mutmaßlichen Ursachen von Überfremdung(sangst) kann ich nicht den mindesten kleinsten gemeinsamen Nenner erkennen. Allenfalls vielleicht, dass sich die Rechten in Demo-Strategien, Didaktik und Auftritt (Klamotten) ungewollt (?) mehr und mehr ihren erklärten Todfeinden angleichen. Da kann die Linke aber nix für.
VirtualOutrage schrieb:"Vorerfahrung" ist huebsch umschrieben - ich wuerde sagen, die Phrasen sind durch Evolution optimiert (also immer wieder abgeaendert, bis die gewuenschte Wirkung erreicht ist).
Nein, du hast da gründlich was missverstanden. Biologisches Adaptionsverhalten hat nun wirklich nix damit zu tun.
:troll:VirtualOutrage schrieb:a) Es ist energiesparend, weil man nunmal sehr viel einfacher einige Worte und Saetze lernt, als sich durch einen mehrere Meter hohen Stapel an Literatur zu blaettern und eine eigene Sicht zu entwickeln.
Mit einstudierter Phraseologie kannst du vielleicht ein paar dümmeren Rechten den Wind aus den Segeln nehmen, aber nicht den intelligenteren. Da musst du schon deinen Marx, Habermas und Luhmann aus dem FF kennen. Zum Beispiel auch um auf gefährliche Fragen antworten zu können ohne auszurutschen.
VirtualOutrage schrieb:Weil es den Gegenueber "erschlagen" soll. Es geht nicht darum, zu erklaeren, es geht ums Gewinnen.
Natürlich geht es um beides. Da das Gegenüber aber meistens beim versuch zu erklären schon in die Knie geht, braucht man sich um das "Gewinnen" keinen Kopf zu machen. Nur egal ob erklären oder gewinnen, das, worauf es ankommt:
ÜBERZEUGEN - wirst du einen Gegner egal welcher Art nie können, denn das käme einem Religionswechsel gleich (Konversion, nennt man das so?). Das ginge vielleicht unter 4 Augen, aber nicht coram publico. Weil man damit ja auch gleich das ganze Gesicht verliert.
VirtualOutrage schrieb:Ich unterstelle an der Stelle oben, dass die tieferen Inhalte dem Einzelnen garnicht bekannt sind und die Ideologie (oder viel mehr nur ihr Name und einige einstudierte Phrasen) lediglich der
Gruppenzugehoerigkeit wegen vor sich hergetragen werden.
In den unteren Chargen mag das der Fall sein - auf beiden Seiten. Bei den Theoretikern ist das anders, jedenfalls bei den linken. Die rechten (Theoretiker?) kenne ich dazu nicht gut genug. Vielleicht könnte ich mich mit einem Kubitschek bei einem Glas Rotwein ganz gut unterhalten; Höcke würde den wohl bloß wieder umkippen und von G. anfangen zu faseln.
VirtualOutrage schrieb:Freilich stimmt das nicht bei jedem Extremisten. Der Unterschied zwischen Rechts- und Linksextremen, bei denen das jedoch stimmt, ist wohl vernachlaessigbar klein.
Aber nur auf der unteren Ebene. Natürlich liest jede Seite auch die "Theoretiker" der Gegenseite, aber bei den Rechten ist das ja nicht so viel, da muss man sich ja schon auf Chamberlain, Spengler, Rosenberg, Schmitt und im äußersten Fall Heidegger berufen - danach kam ja gar nichts Nennenswertes mehr, während die Werke der Linken eine ganze Staatsbibliothek füllen, die unmöglich jemand während einer Lebenszeit lesen kann. Der Geist steht halt immer noch links.
:D Auch nach Hamburg.
VirtualOutrage schrieb:Und wenn einer tatsaechlich so viel auf so radikale Weise verinnerlicht hat, dass derjenige ganz ohne Gruppe solche Taten vollbringt, dann hilft ohnehin kaum eine Deradikalisierungsmassnahme mehr
Warum sollte man sich deradikalisieren lassen? Täte man mich deradikalisieren, müsste man meinen gesamten Hirninhalt ausleeren, ich wäre dann ein Mensch ohne Bewusstsein und Identität. Du verwechselst Radikalismus mit Extremismus, das kann ja nicht gutgehen. Es gibt keine Links"extremisten". Die Chaoten, die da diesen Irrsinn veranstaltet haben, waren weder Linksextremisten noch Linksradikale, sondern einfach nur Radaubrüder. Nichtsdestotrotz haben sie der gesamten linken Bewegung damit einen Bärendienst erwiesen, dessen Auswirkungen sich heute noch gar nicht absehen lassen.