cassiel
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staatliche Kontrolle über das Wissen und Denken
07.05.2005 um 12:28Anhang: Schiller_Friedrich_Mat_Als_Philosoph_und_Dramatiker_Kuemmel_zeit_2005_01_04.doc (42,5 KB)
gsb, 23,
um es noch mal zuzuspitzen, und weil ja nicht alle so lange Beiträge lesen, hier ein Kernzitat, eine, wie mir scheint, Maxime aus diesem Brief an die Künstler und ihr Publikum:
"Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf; leiste deinen Zeitgenossen, aber was sie bedürfen, nicht was sie loben. Ohne ihre Schuld geteilt zu haben, teile mit edler Resignation ihre Strafen und beuge dich mit Freiheit unter das Joch, das sie gleich schlecht entbehren und tragen. Durch den standhaften Mut, mit dem du ihr Glück verschmähest, wirst du ihnen beweisen, daß nicht deine Feigheit sich ihren Leiden unterwirft. Denke sie dir, wie sie sein sollten, wenn du auf sie zu wirken hast, aber denke sie dir, wie sie sind, wenn du für sie zu handeln versucht wirst."
Liebe Freundin, und wie geht nun die Kunst mit dem Jahrhundert um? Weiß sie etwa, was es bedarf? Nun, ich will die wenigen Ausnahmen nicht zu erwähnen vergessen, es gibt sie. Aber im Großen ist doch gerade der Umgang mit Schiller auf den Bühnen eine paradigmatische Antwort auf diese Frage.
Es ist das Schillerjahr: Vor zweihundert Jahren hat sich der Dichter auf die Wolke verzogen. Deshalb füge ich noch ein schönes Feuilleton über die durchschlagende Wirkunsglosigkeit des Klassikers ein, das ich aufgehoben habe.
Aber was sag ich? Kümmel, der es geschrieben hat, sagt es am Ende viel schöner als dieses Zitat, das auf Brecht gemünzt war, ausdrücken könnte:
"In Schiller bereitet sich der Amokläufer des 20.Jahrhunderts vor (...) Es ist kein Wunder, dass das heutige Theater gegenüber Schiller vor allem eine Regung verspürt: Peinlichkeit; die Angst, sich lächerlich zu machen."
Lieben Gruß!
qui tacet consentire videtur
gsb, 23,
um es noch mal zuzuspitzen, und weil ja nicht alle so lange Beiträge lesen, hier ein Kernzitat, eine, wie mir scheint, Maxime aus diesem Brief an die Künstler und ihr Publikum:
"Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf; leiste deinen Zeitgenossen, aber was sie bedürfen, nicht was sie loben. Ohne ihre Schuld geteilt zu haben, teile mit edler Resignation ihre Strafen und beuge dich mit Freiheit unter das Joch, das sie gleich schlecht entbehren und tragen. Durch den standhaften Mut, mit dem du ihr Glück verschmähest, wirst du ihnen beweisen, daß nicht deine Feigheit sich ihren Leiden unterwirft. Denke sie dir, wie sie sein sollten, wenn du auf sie zu wirken hast, aber denke sie dir, wie sie sind, wenn du für sie zu handeln versucht wirst."
Liebe Freundin, und wie geht nun die Kunst mit dem Jahrhundert um? Weiß sie etwa, was es bedarf? Nun, ich will die wenigen Ausnahmen nicht zu erwähnen vergessen, es gibt sie. Aber im Großen ist doch gerade der Umgang mit Schiller auf den Bühnen eine paradigmatische Antwort auf diese Frage.
Es ist das Schillerjahr: Vor zweihundert Jahren hat sich der Dichter auf die Wolke verzogen. Deshalb füge ich noch ein schönes Feuilleton über die durchschlagende Wirkunsglosigkeit des Klassikers ein, das ich aufgehoben habe.
Aber was sag ich? Kümmel, der es geschrieben hat, sagt es am Ende viel schöner als dieses Zitat, das auf Brecht gemünzt war, ausdrücken könnte:
"In Schiller bereitet sich der Amokläufer des 20.Jahrhunderts vor (...) Es ist kein Wunder, dass das heutige Theater gegenüber Schiller vor allem eine Regung verspürt: Peinlichkeit; die Angst, sich lächerlich zu machen."
Lieben Gruß!
qui tacet consentire videtur