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staatliche Kontrolle über das Wissen und Denken

64 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wissen, Denken, Staat ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

staatliche Kontrolle über das Wissen und Denken

07.05.2005 um 12:28
Anhang: Schiller_Friedrich_Mat_Als_Philosoph_und_Dramatiker_Kuemmel_zeit_2005_01_04.doc (42,5 KB)
gsb, 23,
um es noch mal zuzuspitzen, und weil ja nicht alle so lange Beiträge lesen, hier ein Kernzitat, eine, wie mir scheint, Maxime aus diesem Brief an die Künstler und ihr Publikum:

"Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf; leiste deinen Zeitgenossen, aber was sie bedürfen, nicht was sie loben. Ohne ihre Schuld geteilt zu haben, teile mit edler Resignation ihre Strafen und beuge dich mit Freiheit unter das Joch, das sie gleich schlecht entbehren und tragen. Durch den standhaften Mut, mit dem du ihr Glück verschmähest, wirst du ihnen beweisen, daß nicht deine Feigheit sich ihren Leiden unterwirft. Denke sie dir, wie sie sein sollten, wenn du auf sie zu wirken hast, aber denke sie dir, wie sie sind, wenn du für sie zu handeln versucht wirst."

Liebe Freundin, und wie geht nun die Kunst mit dem Jahrhundert um? Weiß sie etwa, was es bedarf? Nun, ich will die wenigen Ausnahmen nicht zu erwähnen vergessen, es gibt sie. Aber im Großen ist doch gerade der Umgang mit Schiller auf den Bühnen eine paradigmatische Antwort auf diese Frage.
Es ist das Schillerjahr: Vor zweihundert Jahren hat sich der Dichter auf die Wolke verzogen. Deshalb füge ich noch ein schönes Feuilleton über die durchschlagende Wirkunsglosigkeit des Klassikers ein, das ich aufgehoben habe.
Aber was sag ich? Kümmel, der es geschrieben hat, sagt es am Ende viel schöner als dieses Zitat, das auf Brecht gemünzt war, ausdrücken könnte:

"In Schiller bereitet sich der Amokläufer des 20.Jahrhunderts vor (...) Es ist kein Wunder, dass das heutige Theater gegenüber Schiller vor allem eine Regung verspürt: Peinlichkeit; die Angst, sich lächerlich zu machen."


Lieben Gruß!


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gsb23 ehemaliges Mitglied

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staatliche Kontrolle über das Wissen und Denken

09.05.2005 um 13:37
>>Der selbstständige Geist, so Schiller, »läßt die von ihm abhängende Natur, sowohl da, wo sie im Dienste seines Willens handelt, als da, wo sie seinem Willen vorgreifen will, erfahren, daß er ihr Herr ist«. Er zeigt’s ihr, indem er sie abstreift, die Maschine, er zeigt ihr sterbend, wer der Herr ist, nämlich indem er sie entlässt, und selbst die Damen sind bei Schiller recht eigentlich Herren oder werden es spätestens im Sterben.

»Nicht mein Geschlecht beschwöre! Nenne mich nicht Weib«

Johanna, die Jungfrau von Orleans, sagt zu Montgomery, den sie im Schwertkampf töten wird: »Nicht mein Geschlecht beschwöre! / Nenne mich nicht Weib / Gleichwie die körperlosen Geister, die nicht frein / Auf irdische Weise, schließ ich mich an kein Geschlecht / Der Menschen an, und dieser Panzer deckt mein Herz.«

Der Trieb gehört zum Maschinenbereich des Menschen, zur Unterklasse unter der Haut, für die Schillers Theaterfiguren sich verachten und am Ende selbst in den Staub schicken.

Der Mensch von heute will seinen Körper pflegen, bewohnen, sich an ihn ketten, in ihm aufgehen. Der Mensch bei Schiller will seinen Körper erziehen, strafen, loswerden. Der Mensch von heute ist Kind, Schüler, Angestellter, Sekretär seines Leibs. Der Mensch bei Schiller ist Vormund, Zuchtmeister, Gegenspieler seines Leibs.<<

Cassiel - der Mensch im heute nimmt sich selbst wichtig und meint, sich auch endlich einmal wahr zu nehmen nach der langen Zeit der früheren Entbehrungen. Als ob er sie je selbst erlebt hätte...;-).... In der Masse will er Individuum sein, daheim, wo er individuell verantwortlich ist, will er so sein wie alle anderen...Ein selbstständiger Geist wirkt nicht mittels Körperlotion...ein selbstständiger Geist hat niemals die Angst, sich lächerlich zu machen. Ein selbstständiger Geist hungert nicht nach Applaus...

Beste Grüsse




Die Reihenfolge ist:
Regnerisch kühl, Schaufensterbummel, Hundekot....Oo.NWIO-WBIN.oO



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staatliche Kontrolle über das Wissen und Denken

09.05.2005 um 14:10
gsb23, der Mensch im Heute nimmt sich vielleicht zu wichtig. Jedenfalls nimmt er seine Wellness zu wichtig. Nach der Zeit der früheren Entbehrungen? Aber sagst Du ja selbst: Erlebt hat er das nicht, das kennt er nur aus den alten Berichten, die wie Märchen klingen. Jedenfalls in unseren Breiten ist das so. Also muss er es wider lernen?
Da hätt ich Dir doch beinah im Ganzen zugestimmt. Das kommt viel zu charmant daher: Ein selbständiger Geist wirkt nicht mittels Körperlotion. Wieviel Körperlotion ist drin in hartziv? Wieviel lässt einem die famose Ich-AG für Sonnenstudio, Wellness&Körperpflege?
Ein selbständiger Geist hungert nicht nach Applaus?
Richtig: Sollen's die Arbeitslosen doch halten wie Diogenes. Eine ausgediente Tonne reicht als Wohnung völlig aus, die hohle Hand genügt zum Wasserschöpfen, und wenn der große Alexander zu Besuch kommt und Dich fragt, womit er Dir eine Freude machen kann, bittest Du ihn, Dir ein wenig aus der Sonne zu gehen.
Vermutlich ist die Gegenwart ein subversiver Philosophiekurs für Jedermann. Hat bloß noch keiner gemerkt, dass die Schiliy und Beckmann uns wieder an die Wirklichkeit und ans Denken gewöhnen wollen. Aber da haben sie sich geschnitten. In der Tonne gibt's weder Internet, noch Handy, noch Kreditkarte. Da hat man wirklich Zeit zum Nachdenken. Und die Nachdenklichkeit ist noch stets subversiver gewesen als Brot uns Spiele.
Das sollte die Kunst mal wieder zur Sprache bringen.

Beste Grüße

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