Gewalt gegen Obdachlose - ein politisches Phänomen?

schluesselbund schrieb:Ich frage mich warum du den Titel so gewählt hast. In deiner Eingangspost erwähnst du keinen politischen Zusammenhang. Und willst auch nicht in diese Richtung diskutieren. Eigentlich sollte der TE heissen Gewalt von Mittellosen gegen Mittellose. Oder so ähnlich.

Der Threadtitel ist schon in Ordnung. Ein Sittenverfall kann durchaus als „politisches Phänomen“ dastehen. So auch der Skandal oder die Dekadenz was in diesem Sinne als ein manipulatives Machtinstrument ausgelegt werden kann.

„Sollen sie sich an dem Opium ihrer kleinen Lüste und Laster berauschen. Lassen wir ihnen die Narrenfreiheit, dann werden sie die Unfreiheit in allem für unseren Machterhalt Wesentlichen umso williger akzeptieren.

Zbigniew Brzezinski, ehemaliger Sicherheitsberater von Jimmy Carter

Wer mit den Threadtitel nichts anfangen kann, dem bleibt die Frage die gestellt wurde.

Rick_Blaine schrieb:Meine Frage daher: ist diese Gesellschaft tatsächlich so verroht? Sind Obdachlose für Manche Freiwild?

borchert schrieb:Ach so, schon in den 70ern wurden Obdachlose in DEU angezündet?

Das weiß ich nicht. Ich wollte sagen, dass es nicht ungedingt stimmt, dass die Gesellschaft immer mehr verroht, sondern dass es vielleicht nur so aussieht, weil heute alles, was irgendwo an einem öffentlichen Raum geschieht, sofort im Internet verbreitet wird. Und sei es, dass in einer U-Bahn 20.000 km entfernt ein Hund auf den Sitz pinkelt.
Diese Verbreitung war früher noch nicht so möglich, und deswegen blieben viele Ereignisse auch tatsächlich regional, bzw. wurden nicht in einem weiteren Umkreis bekannt.

Es gab jedenfalls schon damals (und ich vermute sogar: schon immer) Leute, die Spaß daran hatten, andere zu quälen, und die das besonders dann taten, wenn sie mit anderen zusammen waren, die sie für ihre Skrupellosigkeit bewunderten.

Dafür gibt es aber auch heute Leute, die so etwas entsetzlich finden, wie ja die Reaktionen auf diese Tat oder den "U-Bahn-Treter" beweisen. Was ja immerhin zeigt, dass es immer noch anständige Leute gibt. Natürlich vor allem erst mal die, die dem Betroffenen sofort zu Hilfe kamen, so dass er die Attacke unbeschadet überstehen konnte.

@eckhart

Das sehe ich jetzt überhaupt nicht so. Gewalttaten an Obdachlosen werden meist von Leuten begangen welche selbst am Rande der Gesellschaft leben. Nur weil sie eine Wohnung haben aber ansonsten nichts diese wie hier auch aus einigen Beiträgen ersichtlich, kann man schon von mittellosen sprechen.

Da fällt der Beitrag von Miss Mary von heute 10:32 gleich in Auge.

schluesselbund schrieb:Gewalttaten an Obdachlosen werden meist von Leuten begangen welche selbst am Rande der Gesellschaft leben.

Ist das so? Und wäre das eine Entschuldigung für ein derart barbarisches Verhalten?

@AlteTante

Nein natürlich nicht. Aber darum geht es gar nicht.

Das Hauptproblem bei diesen Straftaten ist doch insbesondere die mangelhafte Strafbemessung. Wenn unsere Kuscheljustiz in aller Regel Bewährungsstrafen ausspricht und die Täter anschliessend wieder nach Hause entlassen werden, hat dies keine abschreckende Wirkung. Viele Richter haben aus meiner Sicht kein Interesse an Präventivstrafen, da diese mit höherem Verwaltungsaufwand verbunden sind und mögliche Folgen für die Allgemeinheit aufgrund ihrer Weltfremdheit nicht gesehen werden.

Menschen die sich in der Gesellschaft "unten" sehen, suchen gerne nach schwächere um für sich selbst (augenscheinlich) eine Stufe höher zu kommen.

Wenn man einfach mal bei Google --> "Gewalt auf Obdachlose" eingibt, wird einem schnell übel.
Man stößt schnell auf Verurteilte, häufig auf Fremdenfeindliche.
Die angegeben haben: "Solcher Abschaum hat es nicht besser verdient".

Der leitragende ist der Obdachlose. Das ist übrigens schon sehr lange so. Bei Gewalt auf Obdachlose liegt die Dunkelziffer übrigens
extrem hoch. Straftaten werden fast nie angezeigt. Der Obdachlose traut sich nicht und der Bürger schaut weg...

schluesselbund schrieb:Gewalttaten an Obdachlosen werden meist von Leuten begangen welche selbst am Rande der Gesellschaft leben.

Auf die Quelle, die Deine Behauptung belegt, bin ich gespannt! @schluesselbund
Ebenfalls:

Lambach schrieb:Genau so eine Statistik habe ich gesucht - kannst du sie bitte verlinken? Danke!

Beitrag von Lambach (Seite 2)

@DonFungi

DonFungi schrieb:Ein Sittenverfall kann durchaus als „politisches Phänomen“ dastehen

Natürlich kann hinter eine Sittenzerfall ein politisches Phänomen stecken. Nur Gewalttaten als politisches Phänomen zu bezeichnen, mindesten in der Form wie sie hier vorliegend diskutiert wird, erachte ich als weit hergeholt

@schluesselbund

schluesselbund schrieb:Natürlich kann hinter eine Sittenzerfall ein politisches Phänomen stecken.

dann waren auch die Politiker Schuld daran dass Mitarbeiter in Banken
Millionen von Euros verzockt haben?!?

ich sehe da keinen Zusammenhang, zwischen Gewalttaten von Jugendlichen
und dem Drehen an Stellschrauben der Politiker im vergangenem Jahrzehnt...

@eckhart

eckhart schrieb:Auf die Quelle, die Deine Behauptung belegt, bin ich gespannt

Erstens ist das keine Behauptung, sondern eine Meinung. Zweitens Quellen dazu mag ich nicht suchen. Aber ich habe noch nie gelesen, Millionär tötet Obdachlosen.

Aber vielleicht hast du Quellenangaben wie viele Obdachlose von Millionären getötet wurden. Bin gespannt.

schluesselbund schrieb:Aber ich habe noch nie gelesen, Millionär tötet Obdachlosen.

Aber vielleicht hast du Quellenangaben wie viele Obdachlose von Millionären getötet wurden. Bin gespannt.

Meinst Du nicht, dass es zwischen Obdachlosen und Millionären Millionen teils gut situierter Zwischenstufen gibt(?) die weder mittellos noch obdachos sind?

Aber ich will Dir deine Meinung lassen!

Gewalt gegen obdachlose ist kein neues Phänomen....

@Flatterwesen: Das sehe ich auch so, dass das kein neues Phänomen ist. Ich meine, dass es den Begriff "Penner klatschen" schon in den 1980er/1990er Jahren gab. Soweit ich weiß, waren die Täter auch gar nicht mal so selten im eher rechten Spektrum angesiedelt.

@RayWonders

Ich habe zwar mit deinem Vergleich schon ein wenig Mühe, Gewalttaten mit wirtschaftlichen Vorgängen zu vergleichen. Von daher die Frage, was ordnest du alles unter Sittenzerfall ein. Oder was ist ein Sittenzerfall.

Lotte49 schrieb:Soweit ich weiß, waren die Täter auch gar nicht mal so selten im eher rechten Spektrum angesiedelt.

Das ist auch so und das rechte Spektrum profitiert auch jetzt noch von Gewalt gegen Obdachlose.

Wenn wir wüssten aus welcher Gesellschaftsschicht und in welchem Alter die Leute überwiegend sind welche solche Straftaten begehen wären wir schon einen Schritt weiter.

Aber egal, meiner Meinung nach zeigt hier u.a. auch die neoliberale Politik der letzten Jahrzehnte ihre Wirkung. Z.B. Franz Müntefering: Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen!
Man könnte sowas auch Volksverhetzung nennen.

Sind es tatsächlich mehrheitlich jugendliche Täter, so könnte ich mir vorstellen, dass auch die Agenda 2010 hier ihre Spuren hinterlässt. Die ganz jungen haben kaum noch Chancen auf nen vernünftigen Aufstieg, sie werden in befristete Niedriglohn/Ausbeuter - jobs gezwungen ansonsten wird ihnen politisch gewollt die Existenz vernichtet (kein Geld/keine Wohnung).
Was wär leichter als dann seine Wut/Hass auf (einen) Obdachlose zu übertragen?
Oder anders: nach oben (gezwungerner Weise) buckeln und nach unten (zum Frustabbau) treten.

@eckhart
@Lotte49

Dann ist es ja gut , dass das rechte Spektrum profitiert. Da links ja keine Lösung des Problems vorschlägt. Aber in weitem sehe diese Meinung als dumm und verblendet an. Quellen angaben liefert ihr noch nach.

@schluesselbund

vielleicht gab es im letzten Jahrzehnt einen 'Sittenzerfall' beim Agieren
auf dem Finanzmarkt. früher gab es möglicherweise mehr Vorsicht beim
Spekulieren mit Aktien - und Optionsscheine also so Wetten - das gab es
doch früher auch gar nicht?

ich sehe es schon als Verfall von guten Sitten an, wenn eine Bank viel
Geld hat und dann Wetten mit riesigen Summen abschließt auf steigende
oder fallende Kurse von z.b. Rohstoffen..

früher war doch so etwas undenkbar, oder?

und wie gesagt, da Politiker dafür verantwortlich zu machen - das sehe
ich nicht so. Gewinnmaximierung als Ziel des Unternehmens und bei
einigen Mitarbeitern vielleicht die Sorge um die Sicherheit des Arbeits-
platzes wenn man zu wenig Erfolg hat - das sind für mich Gründe..
also ein wirtschaftliches Phänomen..

@LaDaya
Derartige Leute wollen nicht irgendwelchen Frust abbauen, sondern ihren Spaß haben, möglicherweise auch innerhalb ihrer Clique beweisen, wer von ihnen der Brutalste ist. Und da eignet sich ein Obdachloser, der schlafend und damit arglos auf einer Bank liegt, bestens als Opfer. Das ist alles.

Und ein solches Verhalten ist nun mal eher bei jungen Leuten als bei 80-jährigen anzutreffen.

Daran ist nicht die Gesellschaft schuld, und diese Täter sind auch keine bemitleidenswerten Verlierer. Sie sind Kriminelle, die deutlich bewiesen haben, dass sie sich nichts aus den Menschenrechten anderer machen.