@BigPapaSmurf "Unter dem Bett" kann auch hinter oder unter einem Bettkasten sein, dann kommt man da auch nur schlecht ran und selbst
@insideman als Vater hätte keine Lust, solche Ecken jede Woche zu kontrollieren.
Ich weiß gar nicht, wie manche sich das hier vorstellen .... mit welcher Begründung soll man eigentlich das Zimmer von Heranwachsenden regelmäßig bis in die letzte Ecke durchsuchen?
"Ich gucke bei Dir regelmäßig unter den Bettkasten und hinter den Schrank, weil Du da keine Waffen horten sollst" ?
Die meisten Eltern sind vollkommen zufrieden, wenn das Zimmer nicht im Chaos versinkt und nichts darin verschimmelt. Wenn es aufgräumt und einigermaßen sauber wäre und der Sprößling seine Wäsche selbst in den Wäschekorb tun würde, würden viele das Zimmer kaum je betreten. Steht ja nicht dran, dass da ein Amoklauf vorbereitet wird und wenn Eltern ihren Kindern vertrauen, kann man ihnen wohl kaum unterlassene Aufsichtspflicht vorwerfen.
Aber hinterher ist es umso leichter, es besser gemacht haben zu wollen, hätte man denn und wäre man und überhaupt.
Im Endeffekt könnt ein Kind in seinem Zimmer also unzählige Waffen horten, ihr würdet es ohnehin nie kontrollieren.
Du würdes das Zimmer Deines Kindes auch nicht auf Waffen kontrollieren. Du würdest wie alle normalen Eltern es überhaupt nicht für möglich halten, dass das Kind, das Du seit der Geburt kennst, so etwas plant.
Andere Eltern ahnen auch nicht, dass ihr Kind gerade eine massive Eßstörung entwickelt, dass es in einer psychotischen Scheinwelt lebt, dass das Kind sich selbst töten möchte.
Ich kenne Kinder aus liebevollen, aufmerksamen Elternhäusern, die als Heroin-Junkies geendet sind und auf dem Weg noch einige andere mit in den Tod genommen haben.
Keine Bange, die Eltern machen sich dann auch selbst Vorwürfe für den Rest des Lebens.
Aber als Elternteil habe ich den eigenen Anspruch es erkennen zu müssen, wenn das Kind sich vl. nicht optimal entwickelt ( wurde ja auch ) und dann mache ich mir sehr wohl einen Vorwurf, wenn der einen Massenmord begeht wo dann im Nachhinein erst die Polizei entsprechende Hinweise im Zimmer finden muss.
Das bedeutet aber nicht, dass er jemand anders zusteht, ihnen Vorwürfe zu machen ... zumal Du überhaupt nicht weißt, welche Bemühungen es gab, was die Eltern taten oder nicht taten. Bis auf ein paar Schnipsel-Informationen, die scheinbar im Zusammenhang mit dem Attentat stehen können, weiß niemand genaueres. Du auch nicht.
Du weißt nicht, wie die Erkrankung eingeschätzt wurde, wie der Rat von Psychologen lautete, wie die Eltern reagiert haben. Du weißt nur, dass sie vollumfänglich für eine falsche Erziehung, eine falsche Reaktion auf die psychische Erkrankung und nicht genügende Kontrolle des Stauraumes unter dem Bett verantwortlich sind. Logisch.
Weil Eltern ja wissen müssen, ob ihre Kinder drauf und dran sind, einen Amoklauf zu begehen und dann immer schon mal das Zimmer auf den Kopf stellen, das Handy kontrollieren, den Computer regelmäßig von einem Fachmann kontrollieren lassen, die Freunde befragen und unauffällig Gespräche mit dem Kind darüber führen, ob es irgend jemandem gegenüber Hassgefühle und Mordphantasien hegt. Weiß man ja, wie man sich bei psychisch auffälligen Jugendlichen zu verhalten hat, wie man pädagogisch Gespräche einfädelt und auf welche Anzeichen man zu achten hat. ...
Raten eigentlich Psychiater dazu, das Zimmer jugendlicher Patienten zu filzen?
bei dem die Polizei anschließend im Zimmer entsprechende Lektüre findet.
Wenn Dein Sohn ein Buch über Winnenden oder Columbine oder Breivik im Zimmer hätte und Dir erklären würde, dass er herausfinden möchte, wie es zu solchen Katastrophen kommen kann und das Thema in der Schule oder mit den Kumpels war, würdest Du ihm die Bücher dann wegnehmen?
Wenn er Lektüre über Waffen im Zimmer hätte und sagen würde, dass die auch in seinem Lieblings-Game vorkommen, das er immer mit den netten Jungs aus der Schule bei dem Kumpel spielt, würdest Du ihm glauben?
Dass das im Internet schwer bis unmöglich ist ist klar. Aber sein Zimmer ist kein Raum wo er machen kann was er will.
Also wennschon, dennschon. Unter und hinter den Bettkasten gucken (oder würdest Du sein Zimmer dann eher karg einrichten, sodass es keine Verstecke gibt?), die Lektüre überprüfen - aber nicht kontrollieren, was er für Zeug im Internet schreibt und liest?
Kapitulierst Du da etwa vor den faktischen Einschränkungen der Möglichkeiten, die Eltern haben, um ihre Kinder zu überwachen? Das enttäuscht mich jetzt. Du möchtest doch nicht riskieren, dass er da ein Pamphlet wie Breivik schreibt und seinen Amoklauf ankündigt, und Du hast es nicht mitbekommen? Da würdest Du Dir aber Vorwürfe machen!
So wie hier argumentiert wird, nämlich dass es den Eltern offenbar überhaupt nichts angeht, könnte ein Kind eine ganzes Waffenarsenal sammeln.
Für einen Amoklauf genügt eine einzige Pistole, die Du im Zimmer Deines Kindes auch nicht gefunden hättest. Mir fallen während des Schreibens ständig neue Verstecke in einem ganz normalen Jugendzimmer ein, die Du als Vater wohl kaum regelmäßig kontrolliert hättest.
Die Polizei hat sie gefunden.
Kunststück - die wussten ja auch, wonach sie suchen und in welchem Zusammenhang sie Zeitungsartikel und Computer-Einloggdaten und -Verläufe zu sehen haben. Wenn ein Häftling mit einer Pistole jemanden umgebracht hat, findet man auch hinterher das Versteck für die Waffe in der Zelle. Daraus zu schließen, dass die Eltern etwas hätten ahnen können, ist anmaßend.
wenn mein Sohn völlig gesund ist und sein leidenschaftliches Hobby ehrenamtlich Enten füttern ist.
Weißt Du, wenn es so wäre, dann solltest Du Dir wirklich ernsthaft Sorgen machen. Das ist überhaupt nicht normal für einen Heranwachsenden - ich würde darin sogar ein Alarmzeichen sehen und kontrollieren, ob er Fachliteratur über Entenjagd unter der Matratze versteckt oder Entenpornos.
Das ist völlig allgemein gehalten, unabhängig ob das nun ein Zimmer mit 50 Geheimverstecken war oder ein normales Zimmer.
Nunja, das ist das tatsächlich vollkommen unabhängig davon, denn die Definition von "Geheimverstecken" lautet, dass die Eltern sie nicht finden.
Hier geht es nicht um eine juristische Schuld.
Du argumentierst aber die ganze Zeit, als ginge es um Verletzung der Aufsichtspflicht, wenn die Eltern das Zimmer von psychisch kranken Jugendlichen nicht regelmäßig bis in alle möglichen Verstecke kontrollieren.
Du hast recht: Es gibt keine juristische Schuld, sonst hätte es Anzeigen gegen die Eltern gegeben (wie in anderen Fällen bereits geschehen).
Aber hat man als Außenstehender überhaupt ein Recht dazu, ihnen moralisch die Schuld zu geben?
Nein.
Man kann Eltern, die sich entsprechend den Ratschlägen von Pädagogen und Psychologen verhalten haben, nicht vorwerfen, dass sie trotzdem einen Fehler machten und nicht wussten, was auch die behandelnden Psychologen nicht erkannten.
Eltern können nicht professioneller sein, als Profis. Sie können erkennen, dass mit dem Kind was nicht stimmt und Hilfe suchen, aber sie können sich dann nicht für jede Eventualität wappnen und einerseits das Richtige für das Kind tun, andererseits die totale Kontrolle ausüben und das Kind zu Hause behandeln wie in einer geschlossenen Abteilung.
Dann wären die Waffen eben wo anders versteckt worden, aber die Eltern hätten sich auch noch vorwerfen lassen müssen, dass sie das Vertrauen des Kindes zerstört hätten.
Man sieht hier, warum es in der Krimiribrik aus gutem Grund nicht zugelassen ist, Angehörige zu beschuldigen.