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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

21.513 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Hartz IV, Sanktionen, BGE ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

26.08.2022 um 13:35
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Du musst erstmal Tätigkeiten finden, die sinnvoll und nachgefragt sind, aber aktuell auf dem Markt noch nicht angeboten werden, so dass du sie nicht verdrängen kannst.
Und zu anspruchsvoll dürfen sie auch nicht sein, sonst wirds nix. Da gibt es halt nunmal eine Tendenz zu Unzuverlässigkeit - gilt natürlich nicht für alle, aber als Süchtiger ist jeden Morgen pünktlich um 8 anzutanzen ist sicher nicht so einfach.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

26.08.2022 um 13:46
Zitat von NegevNegev schrieb:Ich stelle mir die Frage: wie soll diese gemeinnützige Arbeit aussehen? Muss diese gemeinnützige Arbeit erledigt werden? Wenn ja, warum kann es dafür keine Entlohnung geben? Ist es ein weiterer Versuch, billige Arbeitskräfte - dieses mal für den Staat - heranzuziehen?
Nebenbei bemerkt demonstriert der Herr vom ''Wirtschaftsrat'' hier eine erstaunliche Unkenntnis sowohl der geltenden Rechtslage als auch der übergeordneten Rechtsprinzipien rund um das Thema Arbeitslosigkeit:
Außerdem sollten Hartz-IV-Bezieher gemeinnützige Arbeit leisten. Der Regelsatz sollte demnach die Gegenleistung für die Verpflichtung zu kostenloser gemeinnütziger Tätigkeit sein. Wer sich weigert, dem müssten die Hartz-IV-Leistungen konsequent gekürzt werden. Dies sei auch ein wirksames Instrument, um zu verhindern, dass der Sozialstaat „entscheidender Magnet für Immigration nach Deutschland“ werde.
Quelle: https://www.fnp.de/wirtschaft/gemeinnuetzig-kostenlos-regelsatz-hartz-iv-4-empfaenger-arbeit-cdu-wirtschaftsrat-pflicht-zr-91740166.html

Eine Verpflichtung zu kostenloser gemeinnütziger Arbeit kann es für Arbeitslose nach deutscher Auffassung schon deshalb nicht geben weil diese sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung halten müssen und sich aktiv um Arbeit bemühen sollen. Ein de-facto-Arbeitsverhältnis dass signifikante Teile des Arbeitstages in Anspruch nimmt steht dem natürlich eklatant entgegen. Insbesondere, wenn die Verpflichtung über längere Zeiträume geht und nicht sofort beendet werden kann sondern z.B. Kündigungsfristen erfordert stellt sie ein erhebliches Hemmnis zur Arbeitssuche und -aufnahme dar. So wird z.B. auch aktuell von Arbeitsagenturen und Jobcentern moniert dass eine ''übermäßige'' ehrenamtliche Tätigkeit, z.B. als Vereinsvorstand oder dergleichen, ein selbstverschuldetes Hemmnis sei und ggf. auch zu Kürzungen und Sanktionen führen kann.

Dann kommt hinzu dass ein solches Modell praktisch Arbeitsverträge, nur eben mit 0€ Stundenlohn, erfordern würden: Versicherungsschutz, Unfallschutz etc. müssen geregelt sein, Wegekosten, Kosten für Arbeitskleidung usw. müssen abgewickelt werden, Krankschreibung und sonstige Sonderfälle brauche Bewirtschaftung. Es erzeugt also erheblichen Verwaltungsaufwand auf der operativen Ebene und ist alleine deshalb schon nicht ''kostenlos''.

Drittens ist natürlich auch noch die Frage nach den Empfängern der kostenlosen gemeinnützigen Arbeit zu stellen - wer ist berechtigt, solche Arbeitsverpflichtungen anzunehmen, und wie verhindern wir allfälligen Missbrauch? Ist es Sinn der Sache dass der fiktive Arbeitslose Andi A. sich zur Arbeit bei seinem heimatlichen Sportverein verpflichtet, dort den Rasen mäht und ansonsten eine ruhige Kugel schiebt weil ihm der Vorstand die Zettel schon unterschreibt, Andi ist ja ein cooler Typ? Während Bülent B. über ein solches Netzwerk nicht verfügt und tatsächlich sein 38.5 Wochenstunden in der Wäscherei der Caritas abreißen muss? Soll es da regelmäßige Zollkontrollen, Überprüfungen und unangekündigte Betriebsbesuche geben? Wer macht das, was kostet das? Soll jede gemeinnützige Orga solche Verpflichtungen annehmen dürfen, oder gibt es Mindeststandards? Soll die Orga selbst die Tätigkeiten vergeben wie sie es für richtig hält oder wird das vorher festgelegt? Wird das ausgeschrieben, darf sich jeder Arbeitslose seine Orga selbst aussuchen oder wird zugeteilt? Gibt es da Zumutbarkeitsgrenzen, oder Ausgleich dafür dass man z.B. in Berlin viel mehr Möglichkeiten hat als in Posemuckel? Was passiert wenn mich keine Orga will? Wenn es Mindestsstandards gibt, wer kontrolliert die? Und wie geht der Rest der Gesellschaft damit um dass es jetzt Gemeinnützige erster und zweiter Klasse gibt? Bei mehreren Millionen Arbeitsloser die in ein solches System fallen - wie sieht es da mit der Verdrängungswirkung im Bereich der angelernten und einfachen Tätigkeiten aus? Ist das am Ende gar negativ für die Gesellschaft?

Wir stellen fest: ein dummer, simplifizierter Vorschlag zu einem hochkomplexen Themenfeld.


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26.08.2022 um 14:58
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Wir stellen fest: ein dummer, simplifizierter Vorschlag zu einem hochkomplexen Themenfeld.
@bgeoweh

Ich würde sagen, eine nicht bis in alle Details durchdachte Grundidee, die neben Vorteilen auch Risiken birgt.

Immerhin gab es in Deutschland schon mal - wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen und Rahmenbedingungen - ein System, in dem add-on Jobs geschaffen wurden, nämlich den Zivildienst. Zumindest der Frage, wer als AG solche Leute in Anspruch nehmen dürfte und ob die nicht sofort andere Leute arbeitslos machen, kann man damit sich damit nähern.

Menschen wieder eine Tagesstruktur zu geben, sie in ein Team einzufügen, ihnen natürlich ein kleines Zubrot dafür zu geben, muss ja keine schlechte Idee sein. Wenn man so etwas andenkt, würde ich das vielleicht schon zeitlich begrenzt tun, bspw 24 Monate. Da gar nicht drüber nachzudenken, fände ich schade. Es sollte dabei weniger um 'Strafe fürs Nichtstun' gehen, sondern es kann ja auch ein Baustein sein, wieder Tritt zu fassen.

Das aktuelle System hat doch auch gewaltige nachteile, zB das man sehr schwer wieder aus dem ALG II rauskommt. Diese Art Existenz verändert Menschen doch. Und glücklich ist da keiner der Bezieher mit, zumindest nicht öffentlich.


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26.08.2022 um 15:03
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Eine Verpflichtung zu kostenloser gemeinnütziger Arbeit kann es für Arbeitslose nach deutscher Auffassung schon deshalb nicht geben weil diese sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung halten müssen und sich aktiv um Arbeit bemühen sollen. Ein de-facto-Arbeitsverhältnis dass signifikante Teile des Arbeitstages in Anspruch nimmt steht dem natürlich eklatant entgegen.
Jein. Die Verpflichtung anderweite Tätigkeiten zu suchen wird einfach für die Dauer der aktuellen Tätigkeit ausgesetzt.

Es wird mMn an anderen Punkten komplizierter und dies ist es wenn EU Bürger in den Leistungsbezug kommen. Denn dort gilt "Work First" ohne wenn und aber.


Nochmal im Grunde bestärkt der Vorschlag nur das, was seit Jahren gesagt wird. "Ist man abgesichert ohne Sanktion, dann kann man auch in der Tafel aushelfen, man kann sich sozial engagieren".

Nun dann los. Oder war es ein Feigenblatt dass man dann angeblich so sozial wird und sich entfalten kann?


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26.08.2022 um 15:16
@capspauldin
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Nun dann los. Oder war es ein Feigenblatt dass man dann angeblich so sozial wird und sich entfalten kann?
Nur klappt das mit der Entfaltung in einem Transfersystem wohl eher gar nicht, tut es doch jetzt auch nicht. Und da soll keiner sagen, dass 2 oder 3 Amtstermine im Jahr die künstlerische oder karitative freie Entfaltung hemmen.

Die Idee, dass es klappt, wenn man dem ganzen einen noch irreführenderen Namen gibt und nen 50er drauflegt und die 2-3 Termine fakultativ stellt, kann ich nicht nachvollziehen.
Zitat von NegevNegev schrieb:Das Menschenbild, das man für so eine Überlegung haben muss, ist aber auch klar...
Man muss richtigerweise antizipieren können, dass eine Suchterkrankung kein seltener Grund ist, langzeitarbeitslos zu sein und dass die fortbestehende Sucht ein Hinderungsgrund sein kann, solche Arbeiten zu verrichten und dass eine gewisse Toleranz dieses Suchtverhaltens zumindest diese Hemmschwelle senken kann.


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26.08.2022 um 15:17
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Nun dann los. Oder war es ein Feigenblatt dass man dann angeblich so sozial wird und sich entfalten kann?
Entfalte dich Mal mit einem Betrag, der deine Existenz sichern soll - aber heruntergerechnet wissen ist. Das wenige, das noch übrig ist könnte nochmal gestürzt werden. Ob realistisch oder noch. Schon die Androhung mit jedem Brief wirkt.

Aber ich weiß wir sind hier grundsätzlich anderer Ansicht und irgendwie vergeht mir auch wieder die Lust hier etwas zu schreiben...


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

26.08.2022 um 15:20
@Negev

Dir ist schon klar dass Sanktionen und Kürzungen im Bürgergeld keine relevante Rolle mehr spielen. Also wo drückt der Schuh sich zu entfalten? Will man überhaupt sozial helfen?


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26.08.2022 um 15:21
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Nebenbei bemerkt demonstriert der Herr vom ''Wirtschaftsrat'' hier eine erstaunliche Unkenntnis sowohl der geltenden Rechtslage als auch der übergeordneten Rechtsprinzipien rund um das Thema Arbeitslosigkeit
Aus deinem Link:
Außerdem sollten Hartz-IV-Bezieher gemeinnützige Arbeit leisten. Der Regelsatz sollte demnach die Gegenleistung für die Verpflichtung zu kostenloser gemeinnütziger Tätigkeit sein. Wer sich weigert, dem müssten die Hartz-IV-Leistungen konsequent gekürzt werden. Dies sei auch ein wirksames Instrument, um zu verhindern, dass der Sozialstaat „entscheidender Magnet für Immigration nach Deutschland“ werde
so rechtswidrig das vielleicht ist, die Gedanken dahinter kann ich jedoch nachvollziehen. Vor allem seine Sorge, dass es Menschen aus anderen Ländern in unsere Sozialsysteme ziehen könnte, wenn da nicht gegengesteuert wird.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Drittens ist natürlich auch noch die Frage nach den Empfängern der kostenlosen gemeinnützigen Arbeit zu stellen - wer ist berechtigt, solche Arbeitsverpflichtungen anzunehmen, und wie verhindern wir allfälligen Missbrauch
guter Punkt. Mir kam bei Missbrauch sofort die Assoziation, dass der Arbeitgeber den Arbeitslosen als billige Arbeitskraft missbrauchen könnte.
Aber das ist ja auch ein Aspekt:
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Ist es Sinn der Sache dass der fiktive Arbeitslose Andi A. sich zur Arbeit bei seinem heimatlichen Sportverein verpflichtet, dort den Rasen mäht und ansonsten eine ruhige Kugel schiebt weil ihm der Vorstand die Zettel schon unterschreibt, Andi ist ja ein cooler Typ?
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Während Bülent B. über ein solches Netzwerk nicht verfügt
das würde ich nicht als Problem sehen, auch ein Bülent kann hier Landsmänner haben - also ein Netzwerk...
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Das sind auch gute Punkte, welche sicher nicht so einfach sind:
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Soll die Orga selbst die Tätigkeiten vergeben wie sie es für richtig hält oder wird das vorher festgelegt? Wird das ausgeschrieben, darf sich jeder Arbeitslose seine Orga selbst aussuchen oder wird zugeteilt?
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Gibt es da Zumutbarkeitsgrenzen, oder Ausgleich dafür dass man z.B. in Berlin viel mehr Möglichkeiten hat als in Posemuckel?
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Und wie geht der Rest der Gesellschaft damit um dass es jetzt Gemeinnützige erster und zweiter Klasse gibt?
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Bei mehreren Millionen Arbeitsloser die in ein solches System fallen - wie sieht es da mit der Verdrängungswirkung im Bereich der angelernten und einfachen Tätigkeiten aus? Ist das am Ende gar negativ für die Gesellschaft?
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Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Immerhin gab es in Deutschland schon mal - wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen und Rahmenbedingungen - ein System, in dem add-on Jobs geschaffen wurden, nämlich den Zivildienst. Zumindest der Frage, wer als AG solche Leute in Anspruch nehmen dürfte und ob die nicht sofort andere Leute arbeitslos machen, kann man damit sich damit nähern
es gab oder gibt ja auch die "Buftis"
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Menschen wieder eine Tagesstruktur zu geben, sie in ein Team einzufügen, ihnen natürlich ein kleines Zubrot dafür zu geben, muss ja keine schlechte Idee sein. Wenn man so etwas andenkt, würde ich das vielleicht schon zeitlich begrenzt tun, bspw 24 Monate
das gabs alles schon - zumindest wo ich wohne.
Und wie gesagt, weiß jetzt nicht obs auch die "Buftis" noch gibt.
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Zitat von NegevNegev schrieb:Entfalte dich Mal mit einem Betrag, der deine Existenz sichern soll - aber heruntergerechnet wissen ist
irgendetwas stimmt an diesem Satz nicht - ich kapiere den zumindest nicht - ich ahne nur so ungefähr was du meinst.
Kannst du das bitte noch mal anders ausdrücken?


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26.08.2022 um 15:28
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Immerhin gab es in Deutschland schon mal - wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen und Rahmenbedingungen - ein System, in dem add-on Jobs geschaffen wurden, nämlich den Zivildienst. Zumindest der Frage, wer als AG solche Leute in Anspruch nehmen dürfte und ob die nicht sofort andere Leute arbeitslos machen, kann man damit sich damit nähern.
Ja gut, aber die Zivildienstzeiten sind auch schon runde 15 Jahre her, und selbst unter der von vorneherein ungerechten Voraussetzung des eigentlichen Wehrersatzdienstet - d.h. nur Männer zwangsverpflichtet - waren davon locker die letzten 10 Jahre auch schon innerhalb der Männer nicht mehr binnengerecht. Da hat sich mittlerweile drumherum so dermaßen viel verändert dass man es gerade vergessen kann sich da noch großartig dran zu orientieren.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Es sollte dabei weniger um 'Strafe fürs Nichtstun' gehen, sondern es kann ja auch ein Baustein sein, wieder Tritt zu fassen.
In dem Entwurf dieser Wirtschaftsunion geht es aber leider genau darum, bzw. um eine Gegenleistung für Hartz IV, wohl dann auch mit Streichung der Grundsicherung bei Nicht-Erbringung. Ob ein anderer Entwurf, der das nicht so drakonisch sieht, sinnvoll ist steht auf einem anderen Blatt, der Unions-Entwurf ist jedenfalls Käse.
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Jein. Die Verpflichtung anderweite Tätigkeiten zu suchen wird einfach für die Dauer der aktuellen Tätigkeit ausgesetzt.
Kann man alles machen, aber nicht verpflichtend für hunderttausende Hartz-IV-Bezieher gleichzeitig. Der Bedarf bzw. die Koordination dahinter ist nicht da, bzw. nicht so verteilt wie die Bezieher. Was nützen mir tausende Überschüssige in z.B. Duisburg-Marxloh wenn die Stellen wo sie umsonst arbeiten könnten in Thüringen auf dem Land sind.
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Nochmal im Grunde bestärkt der Vorschlag nur das, was seit Jahren gesagt wird. "Ist man abgesichert ohne Sanktion, dann kann man auch in der Tafel aushelfen, man kann sich sozial engagieren".
Im Unions-Entwurf gibt es doch wieder Sanktionen, in dem Fall eben den Entzug der Grundsicherung bei Nicht-Erbringung des ''Freiwilligen''-Dienstes.
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Nun dann los. Oder war es ein Feigenblatt dass man dann angeblich so sozial wird und sich entfalten kann?
Zu allgemeinen Betrachtungen habe ich mich ja nicht geäußert, da bin ich durchaus der Meinung dass die These dass mit sanktionsfreiem Hartz die Künste und das Vereinswesen aufblühen werden doch äußerst gewagt ist :D
Zitat von OptimistOptimist schrieb:es gab oder gibt ja auch die "Buftis"
Mal nicht alles vermischen... BuFDi und FSJ/FÖJ sind alleine über den Bewerbungs- und Zulassungsmodus eine ganz andere Geschichte, das sollten wir hier jetzt nicht mit reinziehen.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

26.08.2022 um 15:33
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Mal nicht alles vermischen... BuFDi und FSJ/FÖJ sind alleine über den Bewerbungs- und Zulassungsmodus eine ganz andere Geschichte
okay, sorry, dann nehme ich das zurück (und falsch hatte ich es zudem auch noch geschrieben 🤔)

Aber bezüglich dessen:
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Immerhin gab es in Deutschland schon mal - wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen und Rahmenbedingungen - ein System, in dem add-on Jobs geschaffen wurden, nämlich den Zivildienst.
es gab eben auch mal die 1-Euro-Jobs -> weshalb hatte man das abgeschafft?
Und wo wäre ein Hinderungsgrund, den Zivildienst oder ähnliches wieder einzuführen? Müsste man diesen denn unbedingt an die Wehrpflicht koppeln? Und diese wird vielleicht auch wieder eingeführt? 🙂


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

26.08.2022 um 15:38
Zitat von OptimistOptimist schrieb:es gab eben auch mal die 1-Euro-Jobs -> weshalb hatte man das abgeschafft?
Die gibt es noch, die heißen jetzt nur nicht mehr so, bzw. hießen im Amtsdeutsch noch nie so. Die Kritik bzw. das Problem daran hatte ich ja schon erklärt: die dürfen per Gesetz nicht in Wettbewerb mit echten, auf dem Markt angebotenen und nachgefragten Leistungen treten, und haben daher die Tendenz in als sinnlos empfundene Beschäftigungstherapien auszuarten. Deswegen sind sie unbeliebt und es gibt eher wenige solcher Maßnahmen.

Auf der Wikipedia-Seite ist die Diskussion um Pro und Kontra umfangreich ausgeführt, das dort zu lesen ist vermutlich besser als dass ich es hier schlecht nacherzähle: Wikipedia: Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung#Diskussion
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Und wo wäre ein Hinderungsgrund, den Zivildienst oder ähnliches wieder einzuführen? Müsste man diesen denn unbedingt an die Wehrpflicht koppeln? Und diese wird vielleicht auch wieder eingeführt? 🙂
Ein Zivildienst oder sonst irgendein Pflichtdienst ist ein schwerer Grundrechtseingriff und braucht alleine deshalb eine gute Begründung und eine saubere gesetzliche Ausgestaltung inkl. Deckung durch Grundgesetz und Länderverfassungen. Das kann man nicht eben so mal nebenher beschließen und einführen, nicht zuletzt weil du dafür auch die 2/3-Mehrheit im Bundestag brauchst.


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26.08.2022 um 15:38
Zitat von OptimistOptimist schrieb:irgendetwas stimmt an diesem Satz nicht -
Ja, bin gerade am Smartphone mit dieser "wisch-Tastatur".

Das soll heißen, das der Regelsatz heruntergerechnet worden ist. Anfangs hat man einen viel höheren Satz ausgerechnet, der das Nötigste abbrechen soll. Die Entscheider haben dann aber nochmal den Rotstift angesetzt.

Was das Bürgergeld betrifft, das ist Hartz VI in grün.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

26.08.2022 um 15:52
Zitat von NegevNegev schrieb:Was das Bürgergeld betrifft, das ist Hartz VI in grün.
Was erwartest du denn? Das Land fährt gerade rapide in die größte Krise seit dem 2. Weltkrieg, selbst Gutverdiener haben realistische Sorgen ob sie ihre Energie- und Wohnkosten noch bezahlen können, da ist es jetzt nicht realistisch x Millionen Grundsicherungsempfängern ein Leben wie im Schlaraffenland zu finanzieren. Mit einem Dach über dem Kopf, weitgehend übernommenen Energiekosten und 400€+ für den alltäglichen Bedarf sind diese aktuell netto besser gestellt als so mancher Arbeitnehmer in Vollzeit, das muss man mal zur Kenntnis nehmen.


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26.08.2022 um 15:53
@bgeoweh
Okay, verstehe.
Zitat von NegevNegev schrieb:Das soll heißen, das der Regelsatz heruntergerechnet worden ist. Anfangs hat man einen viel höheren Satz ausgerechnet, der das Nötigste abbrechen soll. Die Entscheider haben dann aber nochmal den Rotstift angesetzt.
das hier verstehe ich noch nicht ganz. Wie meinst du das mit dem "heruntergerechnet "? Der Satz hatte sich doch, im Gegenteil, immer mal leicht erhöht? Oder meinst du die Absenkung bei Sanktionen?
Anfangs hat man einen viel höheren Satz ausgerechnet
welchen Zeitraum meinst du mit "anfangs" bzw, wann ist dieses "anfangs"

Sarrazin hatte mal viel weniger ausgerechnet 😉 - zum Glück nahmen das die Entscheider nicht so ernst.


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26.08.2022 um 15:57
@bgeoweh
Irgendwas ist halt immer...

Und in jeder Krise profitieren diejenigen, die eh schon genug haben.


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26.08.2022 um 16:03
Zitat von NegevNegev schrieb:Und in jeder Krise profitieren diejenigen, die eh schon genug haben
da hast du Recht.

Schade, dass du das Andere noch gelöscht hattest, aber was ich dazu schreiben wollte, passt auch zu oben:
klar - war schon immer so - schon zu Kaisers Zeiten ging es "denen da oben" um einiges besser als den Bauern.
Nun werden Einige sagen, die leisten auch mehr -> zum Einen trifft das nicht auf Alle zu und damals beim Adel hing viel von der Geburt ab ob man leistungslos gut leben konnte.

Aber sowas führt nur zu einer "Neid-Debatte" -> es wird einem schnell Neid unterstellt, obwohl es einem um Gerechtigkeit - eben um bessere Verteilung - geht.
Und klar gibts eben auch hier und da faule Arbeitslose, aber ich denke, das ist nur eine kleine Minderheit.


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26.08.2022 um 16:06
@Negev

Solange wir hier nicht die Startrek-Welt haben wo alles im Überfluss vorhanden ist wird derjenige der was gelernt hat und was kann, und der das Glück hat keine gesundheitlichen Probleme zu haben immer besser dastehen als der mit Pech im Leben. In unserem System bekommt aber selbst der mit Pech im Leben unter hohen Kosten von der Gesellschaft seinen Grundbedarf gesichert, selbst wenn er keinen Bock auf nix hat und die Mitarbeit verweigert. Das ist verdammt viel und nicht selbstverständlich - sich da noch zu beschweren dass man nicht auch noch das Arschloch verzuckert bekommt ist unverschämt und arrogant.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Aber sowas führt nur zu einer "Neid-Debatte" -> es wird einem schnell Neid unterstellt, obwohl es einem um Gerechtigkeit - eben um bessere Verteilung - geht.
Du kannst umverteilen wie du willst - nach ein paar Jahren steht der Schluffi der den Arsch nicht hochkriegt immer wieder schlechter da als der der was macht. Und wenn's wie in der DDR bloß ist weil der Aktive sich auf dem Schwarzmarkt umtut und Tauschgeschäfte mit selbstgezogenen Tomaten betreibt. Die Gesellschaft kann einen Mindeststandard sicherstellen, aber sie kann nicht auf Dauer alle Unterschiede zwischen den Menschen wegbügeln.


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26.08.2022 um 16:56
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Im Unions-Entwurf gibt es doch wieder Sanktionen, in dem Fall eben den Entzug der Grundsicherung bei Nicht-Erbringung des ''Freiwilligen''-Dienstes.
Die Union ist so weit von Regierungsverantwortung entfernt, der Entwurf ist stand jetzt irrelevant.

Wichtig ist nun das Bürgergeld und da wird nicht mehr auf die Sanktion gesetzt.


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26.08.2022 um 17:08
@capspauldin
Ich denke in der nächsten Regierung wird die Union wieder dabei sein.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

26.08.2022 um 18:08
@bgeoweh

Ich würde mir wünschen, wir hätten wie in finnland bedingungsloses grundeinkommen. So wurde es einigen Menschen in sofern Sicherheit geben was bedeutet, Sie können sich auf die Jobsuche voll konzentrieren ohne mit den typischen ängsten leben zu müssen " wies weiter geht " die nachweislich krank machen können.

Klar sagen die Kritiker immer wieder dann würde niemand mehr arbeiten , aber dank unseren finnischen Vorbilder sieht man dass das nicht stimmt. Die Personen die das system ausnutzen und nichts machen sind unter 0,01 %

Leider ist aber Deutschland was das angeht sehr rückständig hier tut sich bereits seit jahrzehnten nichts, was man ja bekanntlich auch auf andere Berreiche wie die Pflege und Bildung übertragen kann.


Wichtig ist nur eins, das es den Herren und Damen in der Politik gut geht, das Sie regelmäßig ihre Diäten erhöhen ect.


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