Optimist schrieb:Die zunehmende Radikalisierung von Menschen sehe ich als "Preis", der für die Globalisierung leider bezahlt werden muss
Das ist ein Trugschluss, die leute sind auch nicht radikaler als früher; vor einem halben Jahrhundert (1968) waren ir mal wesentlich radikaler als heute.
Kommt von radix, Wurzel. Wer radikal ist, schneidet Scheisen durch den Sumpf um herauszufinden, wo die Ursachen für die Übel liegen.
Der Unteschied zwischen Links- und Rechtsradikalismus ist in erster Linie der, dass die Rechtsradikalen die Ursache in der schnellen Veränderung und Modernisierung an sich sehen (die Nazis wollten zurück zu einer homogenen, möglichst dörflichen Volksgesellschaft vom Rhein (besser noch vom Atlantik) bis zu Ural, möglichst ohne Welthandel, eher durch Subsistenzwirtschaft). Sie waren also im Grunde rassistische Hippies. daher wollten sie auch mit dem Berliner Sumpf der Weimarer Republik - es gab damals nur 2 Weltstädte der Moderne: New York und Berlin, ein wenig vielleicht noch Paris - aufräumen. Denn in einer modernen, vernetzten, globalen Welt lässt es sich schlecht totalitär regieren, zumal es damals noch nicht das Internet gab. Die Idylle des germanischen Nazis war also das traute Kleingärtnerheim mit den Gartenzwergen. Die Linksradikalen sind eher für eine Globalisierung und Vernetzung der Ideen, für Basisdemokratie - nicht zu verwechseln mit direkter Demokratie bzw. Volksentscheidungs-Demokratie -, sozialen Ausgleich, Experimenten in verschiedenen Formen des Zusammenlebens und Mulikulturalismus, also all dem, wovor die Rechten Angst haben und worin sie den Leibhaftigen sehen; man könnte auch sagen eine frei entfaltete, vernetzte Wissensgesellschaft. Die Rechtsradikalen haben Angst vor jeder Form von Veränderung, den Linken kann sie nicht schnell genug gehen.
Optimist schrieb:Wie soll man denn aber der Radikalisierung begegnen, wenn die Gobalisierung einen Teil der Ursachen dafür setzt?
Ja, du musst natürlich Radikalisierung und Globalisierung für was Schlechtes halten, denn sie bedrohen ganz extrem deine kleine heile überschaubare Idylle des Stillstands. Du solltest vielleicht so wie viele deiner deutschen Vorfahren nach North Dakota auswandern, dort hast du Land und Raum bis zum Abwinken und es verändert sich schlicht nichts. Auch viele Mormonen wohnen im Westen der USA. Amishe etwas weiter im Osten. Da kommt garantiert kein einziger Muslim hin.
Optimist schrieb:globale Probleme entstehen ja teilweise erst DURCH die Globalisierung.
Keineswegs, sie entstehen durch unkontrollierte Profitmaximierung. Diese teilt die Welt erst mal in 2 Sphären Arm und Reich, Armen, die für ihr tägliches Leben arbeiten müssen, und Spekulanten, die die Gewinne und Zinsen aus ihren Eigentumsverhältnissen und Vermögen ziehen. der eine zahlt Miete, der andere kassiert Miete, ums mal plump zu sagen. Und eine maximale Profitsteigerung setzt natürlich voraus, alles aus der Erde herauszuholen was es gibt, das diese beschleunigt, und da war 2 Jahrhunderte lang das Öl die triebende Kraft. Die anthropogene Klimaveränderung setzte bereits vor mehr als 100 Jahren ein und beschleunigt sich seither immens. Vor 100 Jahren gab es aber noch keinen Globalismus. Die Bevölkerungsexplosion in Afrika gibt es erst, seitdem die moderne Medizin dort eingezogen ist und sich die Lebenserwartung der Menschen glatt verdoppelt hat. So zeugt man noch länger noch mehr Kinder als bisher, von denen nciht die Hälfte gleich wegstirbt, sondern es kaum noch zu Kindertoten kommt. Die müssen aber alle ernährt werden, aber wie willst du das in Armut machen? Kinder wasren früher dort das, was für uns die Rentenversicherung ist: Sie haben die Alten ernährt. Das demoskopische Gleichgewicht ist erst mit der Ankunft des "weissen Mannes" (Kolonialismus) durcheinander geraten und inzwischen, in postkolonialen Zuständen völlig aus dem Ruder gelaufen. Mitte des Jahrhunderts wird Afrika 2-3x so viele Menschen haben wie heute, dort liegt die Fertilität bei ca. 5 (Kindern pro Familie), bei uns bei 1,4 oder so; man braucht aber 2,1, um demografisch nicht zu schrumpfen. Die glöbalen Probleme entstehen also nicht durch Globalismus, sondern durch unkontrollierte kapitalistische Wirtschaftsweise.
Optimist schrieb:No Border führt mMn zu Entwurzelung, weniger Gemeinschaftssinn, Verantwortungsgefühl, Geborgenheit usw.
Ja, du liebst deinen kleinen, überschaubaren, idyllischen "Gartenzwergstaat". Dort, wo er sich reproduziert, sind off limits für alle "Ausländer". Alles schön gemütlich, fast wie die DDR auf dem Land. Alles Fremde abwehren und nicht auf die Idee kommen, über Zusammenhänge und Kausalitäten auch nur nachzudenken! Wie gesagt, North Dakota... Dort könntest du vielleicht glücklich werden.