Hier werden mal wieder haufenweise Dinge zusammengeschmissen, ohne sich Gedanken über die Hintergründe zu machen.
Ob es zu Gewaltausbrüchen kommt, hängt von zahlreichen Faktoren ab.
Unter anderem von der Homogenität der Masse, von der Umgebung, dem psychischen Zustand, Sicherheit der eigenen Situation...
Warum es nicht zu Massenschlägereien auf Kriegsschiffen oder U-Booten kommt -> weil die Gruppe ,,Besatzung" sehr homogen ist, extra ausgewählt wurde und hinsichtlich funktionierenden Zusammenlebens ausgebildet wurde und geführt wird. Auch gibt es keine extremen Überbelegungen. Niemand kommt auf die Idee, 1000 Leute in ein U-Boot für 300 Menschen stopfen zu wollen.
Es mag da sicherlich Menschen unterschiedlicher Religionen und Vorlieben geben, aber sie begreifen sich tendenziell mehr als Einheit.
Sie werden für ihren Einsatz bezahlt, sie erhalten regelmäßig Urlaub und ihr Aufenthalt ist freiwillig.
Wenn sie mit den Bedingungen nicht klarkommen, können sie ganz einfach den Dienst quittieren oder sich woanders hin versetzen lassen.
Gucken wir uns nun Asylbewerberheime an:
Viele sind stark überfüllt, Zitat aus dem Artikel über die Story in Leipzig:
...sagte Jörg Radek, Vizechef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der "Welt". "Unsere Beamten werden vermehrt zu Auseinandersetzungen in Flüchtlingsheimen gerufen. Wenn da 4000 Menschen in einem Heim sind, das eigentlich nur 750 Plätze hat, dann führt diese Enge zu Aggressionen, wo selbst eine Winzigkeit wie der Gang zur Toilette zu einer Handgreiflichkeit führt."
Dauerhafte Unterbringung in Massenunterkünften ohne Rückzugsmöglichkeit erhöhen NACHWEISLICH den Stress für die Untergebrachten.
Es ist menschlich, auch Zeit für sich haben zu wollen, Rückzugsorte, wo man nicht ständig mit anderen Menschen in Kontakt ist. Das hat nichts zu tun mit Religion oder Ethnie oder Kultur.
Ein weiterer Faktor, der den Stresslevel erhöht, sind ethnische und religiöse Abneigungen.
Man hat zu Hause gelernt, dass die jeweils andere Religion oder Volksgruppe schlecht ist. Ungläubig, diebisch, was auch immer. Auf einmal ist man gezwungen, mit denen zusammenzuhocken, ohne Ausweichmöglichkeit.
Man steht sich mit Leuten auf den Füßen, die man nicht kennt, gegen die man möglicherweise eine Abneigung gelernt hat aus diversen Gründen, vielleicht auch, weil ihre Gruppe zu den Verfolgern und Folterern gehörte - und mir soll keiner erzählen, dass nicht auch ,,aufgeklärte Deutsche" Abneigungen gegen bestimmte Gruppen hätten.
Und dass angeblich nicht viele auch bereit wären, wenn sie mit denen, die sie nicht leiden können, eingesperrt wären, diesen beim entscheidenden Funken auf die Fresse hauen würden.
Ich bin ehrlich, wenn man mich mit einem Neonazi einsperrt, der permanent ,,Heil Hitler" und anderen Scheiß von sich gibt, würde ich dem sicherlich auch irgendwann welche donnern.
Das bedeutet keineswegs eine grundsätzliche Unfähigkeit, dazuzulernen und miteinander auszukommen.
Noch ein Faktor, Ungewissheit - die Menschen wissen weder, ob sie im Land bleiben dürfen, noch wo, wer für sie zeitweilig bezahlt, wie sie Jobs bekommen, ob ihre Verwandten und Freunde zu Hause noch leben und und und...
Auch das erhöht den Druch und den Stress.
,,Wie können sich diese Flüchtlinge so respektlos und gewalttätig benehmen..." - weil sie Menschen sind?
Weil Menschen oft dazu neigen, wenn der Stresslevel entsprechend steigt, gewalttätig zu werden?
Es werden oftmals Erwartungen an Asylbewerber gestellt, denen jegliche Realität abgeht.
MENSCHEN, zumal mit schlimmen Fluchterfahrungen, setzen sich nicht 24/7 brav und bewegungslos auf einen Stuhl, warten, bis sie aufgerufen werden, nehmen sich dann ihr Essen oder Formular und setzen sich nach erledigter Aufgabe wieder auf ihren Stuhl, bis zum nächsten Aufruf.
Surprise, surprise.
Ich finde es albern, sich auf solche Geschichten wie eine Massenklopperei in einem Asylbewerberheim zu stürzen und sich keine Gedanken über Hintergründe und Zusammenhänge zu machen, die dazu führen.
Und stattdessen zu lamentieren:,,Oh, jetzt kommen die Religionskriege zu uns...wehret den Anfängen...".