@Bauli Zunächst mal sollten wir festhalten, dass die EU (und damit meine ich jetzt sowohl Brüssel als auch die einzelnen Länder) klar gemacht hat, wohin die britische Regierung ihrem Wunsch nach einem "bespoke agreement" hinkloppen kann: nämlich in die Tonne.
Wenn also der Regierungssprecher sagt, die Zahlen des Treasury seien nicht maßgeblich, da die britische Regierung versuchen wird, ein "bespoke agreement" auszuhandeln, wird dadurch deutlich, dass die Zahlen doch maßgeblich sind. "Bespoke agreement" heißt auf europäisch "Binnenmarkt à la carte". Merkel hat klar gemacht, das wird es nicht geben. Hollande hat es in Anwesenheit von May gesagt, und die übrigen Landesfürsten auch. Von Brüssel ganz zu schweigen.
Bleibt das WHO Modell, das in dem neu aufgelegten paper des Treasury (aber nun durch Hammond) angesetzt wird.
Ob es zu einem Ägypten-Modell kommen wird, ist reine Spekulation meinerseits. Tatsache ist, die EU hat Assoziierungsabkommen mit mehreren Mittelmeeranrainerstaaten, welche keine Personenfreizügigkeit beinhalten. Also liegt ein Präzedenzfall vor. Keines dieser Assoziierungsabkommen, auch nicht das Freihandelsabkommen mit Kanada oder gar das bilaterale Abkommen mit der Schweiz (welches die Personenfreizügigkeit akzeptiert) schließt Finanzdienstleistungen mit ein.
Nicht alle Banken würden aus der City fortziehen bzw. nicht alle Banken würden ihr Geschäft komplett verlegen. Alle Banken (z.B. auch arabische) brauchen aber den Zugang zum europäischen Wirtschaftsraum, insofern als sie über die FSMA (2000) Direktive erlaubte Aktivitäten dort abwickeln müssen.
Nähere Informationen findest Du hier:
http://www.bankofengland.co.uk/pra/Pages/authorisations/passporting/default.aspxDies wird allgemein als Passporting-Rechte bezeichnet.
Sobald das UK aus dem Binnenmarkt austritt, erlöschen diese Rechte automatisch. Dies bedeutet, dass die Banken (z.B. die arabischen) ein Hauptquartier innerhalb des EWR benötigen, um weiterhin ihre Geschäfte tätigen zu können. Dieser Wirtschaftsraum ist derzeit der größte der Welt, nach dem Brexit wäre er der zweitgrößte (hinter den USA).
Wie flexibel der Arbeitsmarkt ist oder wie die Besteuerung ausfällt, spielt keine Rolle, höchstens insofern als Dublin, Paris und Frankfurt in Konkurrenz stehen werden, sich die Standorte zu sichern.
Die sich daraus ergebenden volkswirtschaftlichen Verluste werden auf 40 Mrd Pfund pro jahr, die Steuerverluste auf 10 Mrd Pfund pro Jahr, Arbeitsplatzverluste auf 70.000 geschätzt.
http://www.independent.co.uk/news/business/news/brexit-to-cost-40-billion-70000-jobs-a7345561.html