@Arminius9
ARMINIUS9 schrieb:
Es wurde noch nicht eine Kritik an TTIP sachlich belegt.
Fakt!
Das ist so nicht korrekt.
Die entscheidende Kritik am TTIP betrifft nicht den sog. Freihandel, das Zollfreie Verbringen von Waren, sondern den Investorenschutz, ISDS. (Investor - State Dispute Settlement)
http://www.igfd.org/?q=investorenschutz+ttipWikipedia: Investor-state dispute settlementDas mit dem englischen Begriff bezeichnete Investor-state dispute settlement (ISDS, dt. Investor-Staat-Streitbeilegung) ist ein Instrument des internationalen Rechts, das einem Investor erlaubt, gegen eine ausländische Regierung, in deren Land er investiert hat, ein Streitbeilegungsverfahren anzustoßen. In der Regel handelt es sich dabei um Schiedsverfahren, weswegen häufig der Begriff „Investitionsschiedsverfahren“ verwandt wird. Viele bilaterale Investitionsschutzabkommen sehen ISDS vor, ebenso wie NAFTA und die aktuellen Entwürfe zu TTIP und CETA.
ISDS als solches wird auch in der medialen Kritik in den Vordergrund gerückt. Problem am ISDS ist, dass nationale Gesetzgebungen, bspw. Nichtrauchergesetze, dazu führen können, dass bspw. ein Tabakkonzern vor einem geheimen Schiedsgericht auf Grund der neuen Gesetzeslage die Regierung auf Schadensersatz verklagen kann. Stimmt nicht? Doch... ist schon so geschehen.
Wikipedia: Investor-state dispute settlement#Einschr.C3.A4nkung nationaler Souver.C3.A4nit.C3.A4tSeit 2010 klagt Philip Morris vor einem ICSID-Schiedsgericht gegen Uruguay wegen einer Verschärfung der Nichtrauchergesetze (siehe Philip Morris gegen Uruguay).
Sollten also Gründe des Investorenschutzes nationale Gesetzgebungen behindern, oder gar dirigieren, haben wir es mit einer direkten Unterhöhlung der nationalen Souveränität zu tun.
Ein paar Beispiele gebe ich der Runde hier mal noch mit:
Wikipedia: Investor-state dispute settlement#Einschr.C3.A4nkung nationaler Souver.C3.A4nit.C3.A4tIm Oktober 2012 erließ ein ICSID-Tribunal einen Schiedsspruch, der Ecuador zur Zahlung von 2,3 Milliarden US-Dollar an Occidental Petroleum verpflichtete. Ecuador hatte einen Vertrag mit dem Ölunternehmen gekündigt, nachdem dieses unter Verstoß gegen ecuadorianisches Recht seine Rechte an einem Ölfeld an ein anderes Unternehmen übertragen hatte. Das Tribunal erklärte dieses Verhalten für unverhältnismäßig und damit für eine Verletzung des Anspruchs von Investoren auf einen fairen und gerechten Umgang ("fair and equitable treatment") aus dem US-Ecuador-Investitionsschutzabkommen. Es handelte sich um den bis dahin höchsten Schiedsspruch in der Geschichte der ICSID.[42]
Das schwedische Energieunternehmen Vattenfall hat im April 2009 vor einem ICSID-Schiedsgericht Klage wegen Umweltauflagen der Stadt Hamburg eingereicht, die dem Unternehmen im Zuge der Genehmigung zur Errichtung des Kohlekraftwerks Moorburg gemacht wurden. Das Verfahren endete ohne Schiedsspruch durch einen Vergleich.[43] 2012 klagte Vattenfall wieder vor einem ICSID-Schiedsgericht auf Schadensersatz für unnütze Aufwendungen und entgangenen Gewinn durch den Atomausstieg nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima.[44] Die zu entscheidende Frage ist, ob Deutschland das Gebot des „Fair and Equitable Treatment“ des Energiecharta-Vertrages verletzt hat, indem die deutsche Regierung den Atomkonsens aufgekündigt hat.[45]
Mit Blick auf die geplante US-amerikanisch-europäische Transatlantische Investitionspartnerschaft TTIP argumentierte Daniel J. Ikenson von der libertären Denkfabrik Cato Institute dafür, ISDS aus den Verhandlungen herauszunehmen.[46]
Der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hält Investitionsschutz sowohl in CETA als auch in TTIP nicht für erforderlich, da die staatliche Justiz der beteiligten Staaten ausreichenden Rechtsschutz biete.[47]
Der aktuelle Vorstoß, die geheimen Schiedsgerichte durch ein ordentliches, multilaterales Gericht zu ersetzen kann ich nur gutheißen denn nicht der freie Handel selbst ist der eigentliche Kritikpunkt, sondern die Möglichkeit für Konzerne, nationales Recht und Gesetzgebungsverfahren maßgeblich zu unterhöhlen und auszuhebeln.
Übrigens gab es das alles schon mal im anderen (eigentlichen?) TTIP Thread... von mangelnder sachlicher Kritik kann also kaum die Rede sein...