Zu aller erst mal ein Heise - Artikel zur hybriden Kriegsführung:
http://www.heise.de/tp/artikel/42/42753/1.htmlHybride Kriegsführung
Florian Rötzer 12.09.2014
Nach dem Nato-Kommandeur Breedlove hat Russland den "erstaunlichsten Blitzkrieg des Informationskriegs" geführt, aber der hybride Krieg scheint vor allem ein Kampfbegriff zu sein
Seitdem die "grünen Männchen" geholfen haben, ukrainische Soldaten aus der Krim zu vertreiben, eine prorussische Regierung zu installieren und nach einem schnellen Referendum die Krim für unabhängig zu erklären, um sie flugs zu einem Teil der Russischen Föderation zu machen, ist man im Westen beeindruckt. Gerne spricht man von der "hybriden Kriegsführung", mit der Russland auf der Krim und danach in der Ostukraine seine Interessen durchsetzt, während die Nato nur zuschauen kann.
Auf dem Nato-Gipfel in Wales, auf dem eine schnelle Eingreiftruppe, eine erhöhte Präsenz in Osteuropa, eine Stärkung der Nato und eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben beschlossen wurden, ging es auch wieder um die hybride Kriegsführung. Der oberste Nato-Kommandeur, General Philip Breedlove, sprach im Hinblick auf die Übernahme der Krim vom "erstaunlichsten Blitzkrieg des Informationskriegs, den es in der Geschichte des Informationskriegs gegeben" habe. Man müsse solche Taktiken der hybriden Kriegsführung mit einbeziehen, in denen man eine Aggression nicht mehr einem nationalen Feind zuordnen könne.
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Nun mal was zum Eröffnungspost:
Im Februar 2014 begann mit dem Einsatz russische Kräfte auf der Krim die Ukraine Krise infolge derer Russland dann die Krim annektierte.
Dies ist so viel zu kurz. Wie so oft wird der Beginn des zu diskutierenden Zeitrahmen, zufällig so gewählt, dass es die eigentlichen Anfänge der Krise und die damit verbundene Eskalation der Geschehnisse völlig außer Acht lässt... nicht ganz ohne Eigennutz wie sich herausstellt.
Rückblick:
Ein gern genannter Grund der Ausschreitungen auf dem Maidan war die Aussetzung der Unterzeichnung des Assoziierungsvertrages am 21.11.2013 die die Regierung Janukowitsch.
Wikipedia: Euromaidan#Nichtunterzeichnung des Assoziierungsabkommens als Anlass und Ausl.C3.B6serNichtunterzeichnung des Assoziierungsabkommens als Anlass und Auslöser[Bearbeiten]
Die mit Überraschung aufgenommene Aussetzung des Assoziierungsabkommens durch die Regierung Janukowytsch war der Auslöser für die Proteste, aber weder das alleinige Anliegen oder Hauptanliegen aller Demonstranten noch die alleinige Ursache. Das Gorschenin-Institut in Kiew führte am 2. Dezember 2013 eine Straßenumfrage unter den Demonstranten durch: 56 Prozent der Befragten sagten, dass sie auf dem Maidan protestierten, um für den Rücktritt von Regierung und Präsident zu demonstrieren. Obwohl die Befragten mehr als einen Grund nennen durften, nannten nur 28 Prozent die Ablehnung des EU-Abkommens.[27] Medienberichte stellen Rücktrittsforderungen schon von Anfang an dar.[28] Heiko Pleines (Forschungsstelle Osteuropa Universität Bremen) stellt fest, im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2014 seien nur 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung für eine EU-Integration gewesen. Die Zahl der Befürworter einer Annäherung an Russland sei ebenso hoch gewesen.[29] Im Februar 2014 lag die Unterstützung für das Assoziierungsabkommen bei 48 Prozent.[30] Über den Inhalt des Abkommens wussten nach eigenen Angaben nur 18 Prozent gut Bescheid.[31]
Bei den Anhängern des Assoziierungsvertrags wurde der Ärger dadurch verstärkt, dass Janukowytsch in Sotchi mit Putin zusammentraf, um ein Abkommen über finanzielle Unterstützung und niedrigere Gaspreise als Gegenleistung für einen späteren Beitritt zur Zollunion zu unterzeichnen.[32]
Gleichzeitig erhöhte Sich auch der Druck aus Russland auf die Regierung Janukowitsch:
Der Druck Russlands[Bearbeiten]
Monate bevor die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens der Ukraine mit der EU fällig war, hatte Putin im 2013 mit Handelssanktionen und Anti-Europa Propaganda den Druck auf den mittlerweile „in Ungnade gefallenen“ Präsidenten Janukowytsch[33] erhöht; „mit Macht und Erpressung hatte Präsident Putin die Ukraine unter Präsident Janukowitsch in den Moskauer Einflussbereich zurückgeholt“.[34] Dies im Blick auf die Eurasische Wirtschaftsunion, welche die Staaten der ehemaligen GUS unter der Führung Russlands wirtschaftlich zusammen führen sollte[35] und den von der Ukraine seit 1991 begangenen Mittelweg ausschloss.[36] Bei Maybrit Illner sprach der ukrainische Botschafter über die Sanktionen Russlands im September 2013 und klärt, dass ein Beitritt zur NATO nicht zur Debatte stand; Harald Kujat erklärt, die Aufnahme der Baltischen Staaten in die NATO sei gegen die USA, jedoch auf Drängen Deutschlands erfolgt.[37]
Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass in der Causa Ukraine, viele Mächte ihre Interessen durchzusetzen versuchten. Da sind Russland, die USA, die EU und auch private Mächtige.
Überlegungen zur Politik der EU und der USA[Bearbeiten]
In einem Artikel in Foreign Affairs stellte sich der Politikwissenschaftler John J. Mearsheimer auf den Standpunkt, die USA und die Europäische Union hätten beide eine Ostausdehnung vorangetrieben, obwohl sie die Russische Haltung gekannt hätten: Aus russischer Sicht wird die EU-Erweiterung für einen „Strohmann“ ("stalking horse") der NATO gehalten.[40]
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Zwiespältige Situation und Verunsicherung der Ukraine[Bearbeiten]
Wachsender Druck von Russland durch Drohungen und Versprechungen wirkte mit den sehr hohen Erwartungen und der zu geringen Sensibilität der EU für die wirtschaftliche Rezession, für die drohenden Zahlungsunfähigkeit und für den Mangel an finanziellen Reserven der Ukraine zusammen. Dazu kam das Unverständnis der EU für die Abhängigkeit der Ukraine vom Handel mit Russland – was den Druck aus Russland auf die Ukraine noch wirksamer machte. Angesichts der wirtschaftlichen Lage erschien Janukowytsch das Angebot Russlands realistischer. Durch den äußeren Druck von EU und Russland, verstärkt durch den inneren Zwiespalt der Ukraine, eine eher westlich ausgerichtete Westukraine und eine eher an Russland orientierter Osten, musste es in dieser Situation zum Konflikt kommen. Die Außenpolitik der Ukraine war seit 1991 hauptsächlich von der Tatsache geprägt, sich weder der einen oder anderen Seite anzuschließen. Dieser "Luxus einer multivektoralen Politik" war nun nicht mehr möglich. Die Ukraine musste sich für eine Seite entscheiden, daraus entstand der Aufstand derjenigen, die mit der Entscheidung unzufrieden waren.[41] Vaclav Klaus führte in seiner Darstellung der Vorgänge aus: "Der Versuch eines radikalen Wandels stellt in einem so zerbrechlichen, heterogenen und politisch sensiblen Land eine fundamentale Bedrohung dar. Genau dies passiert aber leider heute in der Ukraine, und dies birgt zugleich enorme Risken für Europa und die Welt in sich."[42]
Zur Verunsicherung der Ukraine trug auch der schwankende Kurs der EU-Politik bei: Nach Aussage des russischen Parlamentspräsidenten Sergei Jewgenjewitsch Naryschkin hätten ukrainische Politiker in Gesprächen geklagt, EU-Vertreter hätten bei Besuchen in Kiew "immer wieder etwas anderes erzählt": "Zuerst versprachen sie der Ukraine eine schnelle Verbesserung des Lebensstandards, sollte Präsident Wiktor Janukowytsch das Abkommen unterschreiben". Dann aber habe die EU plötzlich von Kiew gefordert, den Gürtel in den nächsten zehn Jahren enger zu schnallen und sich auf Massenarbeitslosigkeit und Firmenschließungen vorzubereiten.[43]
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Medieneinfluss[Bearbeiten]
In einem Interview mit der Journalistin der Washington Post Lally Weymouth, sagte der jetzige Präsident und frühere Oppositionsführer Petro Poroschenko: „Von Anfang an war ich einer der Organisatoren des Maidan. Mein Fernsehsender — Kanal 5 — hat eine enorm wichtige Rolle gespielt ("played a tremendously important role"). … Am 11. Dezember (2013), als wir die amerikanische Außenministerin Victoria Nuland und die außenpolitische Sprecherin der EU Catherine Ashton in Kiew hatten, während dieser Nacht begann der Sturm auf den Maidan ("during the night they started to storm the Maidan").“[44]
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Neuorientierung der ukrainischen Oligarchen[Bearbeiten]
Die Oligarchen des Donbass, die unter Janukowytsch das ganze Land beherrschten, waren allmählich über Donezk hinausgewachsen, die „russische“ Prägung ihrer Heimat verdünnte sich und ihre Wirtschaftsinteressen waren eher „ukrainisch“ oder sogar „europäisch“ geworden. Besonders Achmetow war mit seinem Konzern System Capital Management (SCM) weit über das Donbass hinausgewachsen. Janukowytsch hatte außerdem begonnen, sein eigenes rivalisierendes Wirtschaftsimperium aufzubauen und wurde durch seine Macht über Gerichte, Polizei und Staatsanwaltschaft zur Bedrohung der Oligarchen, vor allem des "Achmetow-Clans", der ihn an die Macht gebracht hatte.[50]
Man sieht also, dass bereits im Vorfeld, einige Jahre vor der letztlichen Eskalation auf dem Maidan, viele Interessen an der Ukraine zerrten. Die wenigsten davon zielten auf das Wohl der Ukrainer ab. Oftmals sind es ur-egoistische Interessen die hinter den Machtspielen in der UA steckten.
Auf dem Maidan eskalierte es schließlich mit den sog. "Schützen vom Maidan", einem der Rätsel der Ukraine Krise, erst so richtig. Wer diese Schützen waren ist bis heute ungeklärt und es scheint so, als möchte man da das Tuch des Schweigens drüber legen.
Wikipedia: Euromaidan#Nichtunterzeichnung des Assoziierungsabkommens als Anlass und Ausl.C3.B6serAm 20. Februar 2014 kam es erneut – trotz eines von der parlamentarischen Opposition und Präsident Janukowytsch ausgehandelten und erklärten Waffenstillstands – zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Regierungsgegnern. Verschiedene radikale Oppositionsgruppierungen, darunter der Rechte Sektor, hatten die Abmachung zum Gewaltverzicht nicht anerkannt und warfen erneut Feuerwerkskörper und Brandsätze auf die Regierungskräfte. Diese antworteten zunächst mit Tränengas.[185] Die Auseinandersetzungen wurden im Verlauf des Tages immer gewaltsamer und gerieten zunehmend außer Kontrolle. Sowohl die Regierungskräfte wie auch deren Gegner setzten nun vermehrt Schusswaffen ein, wobei es offenbar zu gezielten Tötungen durch Scharfschützen kam. Regierungsgegner und Sanitäter sprachen von 60 bis 70 Toten allein am 20. Februar 2014. Regierungsgegner nahmen 67 Polizisten als Geiseln.[186][187] Während der Unruhen wurden die Sammlungen des Historischen Museums der Stadt Kiew, die im Ukrainischen Haus eingelagert waren, geplündert.[188]
Zu den Scharfschützen gibt es mittlerweile allerlei Lesenswertes. Hier mal was von Heise:
http://www.heise.de/tp/artikel/43/43590/4.htmlScharfschützenmorde in Kiew
Stefan Korinth 14.12.2014
Die Spur führt zum Rechten Sektor
Der kanadisch-ukrainische Politikwissenschaftler Ivan Katchanovski von der Universität Ottawa hat das Kiewer Blutbad des 20. Februar in Eigenregie untersucht. Akribisch wertete er monatelang Zeugenaussagen, Filmmaterial und Funkübertragungen aus, um den Massenmord im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt zu rekonstruieren. Katchanovski belegt, dass auch Oppositionskräfte Scharfschützen einsetzten. Dabei nahmen die Maidan-Schützen nicht nur Polizisten, sondern auch die eigenen Leute und Journalisten unter Feuer. Die Spur führt zum Rechten Sektor.
Kiew, 20. Februar 2014, gegen 10 Uhr: Reporter Gabriel Gatehouse und Kameramann Jack Garland stehen an der Ecke des Hotel Ukraina. Die beiden BBC-Leute filmen, wie Maidan-Kämpfer Verwundete von der vordersten Linie auf der Institutska-Straße in die Hotellobby zu den Sanitätern bringen. Für einen besseren Überblick laufen die zwei Korrespondenten zum Kinopalast auf der anderen Straßenseite. Dort sieht Gatehouse etwas: "Was ist das?", fragt er und meint damit ein offenes Fenster des nun seitlich gelegenen Hotels Ukraina.[1]
Im selben Moment schießt jemand aus eben diesem Fenster auf die Journalisten. Sie flüchten hinter Säulen, wo bereits Maidankämpfer auf das Fenster deuten. "Das Fünfte von links, das Zweite von oben", zählt Gatehouse die Fensterreihen durch. In einem Bericht für die BBC sagte er später "Ich habe den Schützen gesehen. Er trug den grünen Helm der Protestierenden."
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Rechtsradikale waren bewaffnet
Dass die militanten Rechtsradikalen Schusswaffen hatten, steht fest.[23] Am Abend des 21. Februar drohte der Führer des Rechten Sektors, Dmitro Jarosch, mit einem bewaffneten Angriff auf die Präsidialadministration und Regierungsgebäude, wenn Janukowitsch nicht zurücktrete.
Zwei Nächte zuvor sahen Augenzeugen vom Maidan, dass organisierte und mit Gewehren bewaffnete Kampfgruppen aus der Westukraine ankamen und ins Konservatorium zogen, schreibt Katchanovski. Im Westteil des Landes waren gerade zahlreiche Jagdgeschäfte, Polizeistationen und Waffenlager anderer Sicherheitskräfte geplündert worden. Unter anderem seien dabei 59 Sturmgewehre (AKMS) und zwei Scharfschützengewehre (SWD) in den Besitz der Plünderer übergegangen.
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Bei dem Thema wäre auch noch der Monitorbeitrag zu nennen. Bei Bedarf lässt sich der Link sicher fix finden.
Wie man also unschwer erkennen kann begann die Ukraine Krise nicht mit einer sog. Annexion der Krim durch den Kreml sondern bereits viel eher. Und wer den Krieg vom Zaun gebrochen hat ist auch nicht so klar, wie es mancher gern hätte.
Sollte dieser Thread tatsächlich eine wissenschaftliche Betrachtung der Ukraine Krise sein, was ich immer noch arg bezweifle, wäre es ein guter Anfang die Ursachen und Hintergründe des Maidans zu erörtern und nicht nach Belieben den Begin der zeitlichen Betrachtung wählen.
An dieser Stelle möchte ich mich noch eben
@Rho-ny-theta anschließen, der gestern bereits festgestellt hat, dass sich eher weniger an die im EP postulierten Ansprüche dieses Threads gehalten wird.
Der Großteil der Posts ist unbelegte Meinung... kein Link kein nix... nur gegenseitiges Bauchkraulen, bei dem alle in die gleiche Kerbe schlagen. Wer was anderes sagt ist schließlich OT.
Vielleicht kann mich ja jemand vom Gegenteil überzeugen... muss aber auch nicht sein.