@Aldaris Aldaris schrieb:Was ich allerdings noch ergänzen möchte: Natürlich spielt die Hochfinanz, insbesondere die Banken, Konzerne und Superreichen eine große Rolle im System - trotzdem sind auch die austauschbar, mMn muss man deshalb eine systemische Frage stellen.
Die systemische Frage ist berechtigt, ich würde dennoch einen Schritt weitergehen und auch personelle Fragen stellen. Diejenigen Institutionen, die heute so groß sind, wie sie es nun mal sind, wurden durch kluge und kalkulierte personelle Entscheidungen so groß, dass sie nicht einmal mehr austauschbar sind. Hätten die Menschen in entscheidenden Positionen kein Interesse, ihren Einflussradius zu maximieren, sondern würden ihre Macht nutzen, gerade um z.B. eine Monetative zu etablieren, wäre das Establishment plötzlich gar nicht mehr so in Frage zu stellen. Stattdessen wird nur daran gearbeitet, der Mächtigste, Größte, Beste zu sein, ohne Rücksicht auf Verluste.
Man könnte jetzt argumentieren, dies käme durch die Maxime, die systemisch verfestigt wird. Ich denke trotzdem, es gehören noch mehr Dinge dazu, die charakterbezogen funktionieren. Nicht jeder ist der geborene Brutalkapitalist. Im Gegenteil, eigtl. sind das sogar die wenigsten. Hier mal ein Einblick, warum die personelle Kritik durchaus ihre Berechtigung hat:
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-05/psychopathen-interview-psychologe-jens-hoffmannhttp://www.sueddeutsche.de/karriere/wirtschaftspsychologie-mein-chef-der-psychopath-1.504176Mal aus einer anderen Perspektive: In der Politik sieht man bspw. ebenfalls verschiedene Lager. Die Bundesmutti und ihre Freunde fahren gern den neoliberalen Kurs, während Gysi oder Lafontaine im konträren Fahrwasser schwimmen und in Dauerschleife betonen, wie zerstörerisch die Maxime des "Mehr, mehr, mehr" für das soziale und ökologische Gefüge ist.
Wie wir aktuell ja in Greece sehen können, bringen neue - antineoliberale - Regierungen durchaus Veränderung im Geschehen. Ob sie das lange durchhalten würden, ist vllt. fraglich. Dies liegt eben aber nicht nur im Establishment selber, sondern auch an den Führungskräften, die das Establishment zu ihren Interessen ausbauen. Und mittlerweile sind die eben enorm mächtig.
Aldaris schrieb:Oder südamerikanische Staaten, den traue ich sowas durchaus zu - auch wenn die natürlich mehr oder weniger mit im Netz hängen.
Naja, mit Hugo Chávez hatten wir ja 'nen Kandidaten, der mit 'ner eigenen panamerikanischen Freihandelszone ein Gegenmodell zum US-amerikanischen Imperialismus gründen wollte. Er wollte sogar das venezolanische Gold aus London zurück ins Land holen. Sein marxistisch-sozialistischer Ansatz gefiel der kapitalistischen Hauptmacht USA nicht und was folgte, war ein Brimborium der US-Regierung sowie der CIA, um Chávez mit seinem aus ihrer Sicht großen Maul vom Thron zu putschen.
Will sagen: Südamerika, finde ich, ist dazu nicht mehr in der Lage. Deshalb am ehesten Asien oder Afrika.
Übrigens ein zusätzlicher Aspekt. Der Grund, weshalb gerade im Westen die Maxime des Raubkapitalismus so sehr gepflegt wird, liegt wohl auch im zunehmenden Ausbau der US-Hegemonie. Hierfür sprechen nicht nur TTIP, CETA oder TISA, sondern auch, dass der weltgrößte amerikanische Schattenfonds BlackRock an allen 30 DAX-Konzernen mit Stimmrechten beteiligt ist. Alles für das liebe Geld!
:)Aldaris schrieb:Wenn du mich fragst: Es wird irgendwann wieder zum Knall kommen. Danach geloben alle, es besser zu machen, aber es verändert sich nur die Farbe des Gewandes. Dann werden wieder schön Schulden gemacht, wofür es immer mehr Wachstum braucht, bis dann wieder ein Reset stattfindet.
Ich glaube, der Knall wird noch auf sich warten lassen. Man findet ständig neue abenteuerliche Auswege, um letzteren wieder ein paar Jahre in die Zukunft zu verschieben.
@Fedaykin Fedaykin schrieb:Welcher Rolle spielt denn zb der Volkswagenkonzern im System ? Ist ja immerhin einer der größten`?
Was willst'n mit VW?! Wenn du schon 'ne rhetorische Retourkutsche bauen willst, dann lies besser vorher, über was diskutiert wurde. VW ist ein
Produktionsunternehmen, KEIN Finanz-Unternehmen.
;) Schlauer wäre es gewesen, VW's Aktionäre aufzugreifen, denn da sind von besagten Finanz-Unternehmen einige dabei.
Fedaykin schrieb:Wenn verstehst du alles unter Hochfinanz? Die Vorstandsvorsitzenden der Banken? Den Aufsichtsrat? Den Geschäftsführer?
Ich kann dir sagen, was ICH darunter verstehe, wobei ich
@Aldaris Definition schon extrem treffend finde.
Die Führungskräfte der kapitalstärksten Institutionen (personell) und die kapitalstärksten Institutionen selbst (institutionell). Wenn du jetzt Namen willst, dann schau dir die Liste der meinetwegen 50 größten Banken und Fondsgesellschaften (institutionell) plus ihre Aufsichtsräte und Aktionäre (personell) an: BANG!