Gibt es dazu Zahlen, wie viel Prozent der Muslime sich von den Salafisten angezogen fühlen?
"Es sind bislang nur wenige Tausend Menschen, die sich in Deutschland zum Salafismus bekennen. Unter ihnen sind aber auffällig viele junge Anhänger. Der Islamwissenschaftler Marwan Abou-Taam erklärt, was die radikale Lehre so attraktiv macht.
Kirsten Dietrich: Der akademische Islam an deutschen Universitäten entwickelt sich. Das ist die eine, hoffnungsvolle Seite, wenn es um den Islam geht. Gleichzeitig aber zeigt das Wüten des Islamischen Staates in Syrien und Irak: Auch der radikale Islam entwickelt sich. Er findet zu neuen Formen des Terrors und er ist unheimlich attraktiv – auch und gerade für manche Menschen im Westen. Natürlich ist es nur eine Minderheit, die tatsächlich ihr Leben hier abbricht, um vermeintlich für Gott im Nahen Osten zu kämpfen. Und zu den strengsten Formen des Islam – am bekanntesten ist hier wahrscheinlich der sogenannte Salafismus – bekennen sich in Deutschland nur einige Tausend Menschen, geschätzte 0,1 Prozent der Muslime hierzulande. Und doch ist es wichtig, nach den Gründen zu fragen, warum Radikalität und Strenge gerade junge Muslime so ansprechen. Denn diese Gründe weisen über die aktuellen Konflikte hinaus.
"
http://www.deutschlandradiokultur.de/islamismus-junge-muslime-auf-sinnsuche.1278.de.html?dram:article_id=296799Lightstorm schrieb:Ein Muslim würde sich lächerlich machen, wenn er sich gegen die Sharia ausspricht, es sei denn, seine muslimische Überzeugung schließt viele Verse des Koran aus, womit er sich aus dem klassischen sunnitischen Islam ausschließt und eine neue Richtung begründet.
Ein Muslim muss sich ja auch nicht gegen Sharia ausprechen, sondern nur gegen die von Ultrakonservativen Strömungen propagierte Auslegung davon.
Dazu gehören Sittenwächter die niemand will.
"Noch vor dreißig Jahren war der Islam in Europa intelligent, hatte eine Ahnung davon, dass man sich in einem fremden Land anpassen und das Religiöse als Privatangelegenheit betrachten muss. Aber jetzt herrscht da der rückläufige Islam unserer Länder vor. Er war ansteckend. Deutsche Vorstädte kenne ich nicht, aber wenn ich in Frankreich unterwegs bin oder in Spanien, habe ich den Eindruck, in Kabul zu sein oder in Algier zu schlimmsten Zeiten des Bürgerkrieges, als der Islam zu einer entsetzlichen Karikatur einer Religion geworden ist. Das treffen wir heute in Europa an."
http://www.deutschlandradiokultur.de/eine-entsetzliche-karikatur-einer-religion.1278.de.html?dram:article_id=269154"Wenn es um Islamismus geht, gibt es im Westen folgende Sprachregelung, hat Sansal beobachtet: Der Islam ist eine Religion wie jede andere auch, also okay. Der Islamismus hingegen ist ein böser Auswuchs, den es in Diskussionen zu bekämpfen gilt. Aber auch ein Machtfaktor: Verhandlungen mit Islamisten gelten als probates Mittel, den Frieden in Ländern wie Afghanistan oder Ägypten wiederherzustellen. Boualem Sansal legt in seinem Essay "Allahs Narren - Wie der Islamismus die Welt erobert" dar, dass diese Trennung in einen guten und bösen Islam am Kern des Problems vorbei geht.
"Der Islam definiert sich als Religion der Totalität. Er ist Religion und Welt. Das heißt auch, er ist die zentrale Macht im Leben der Gläubigen. Der Kalif entscheidet alles, wie man betet, heiratet, sich kleidet, alles. Die Frage ist, ob man das Phänomen des Islamismus isoliert betrachten kann oder ob man nicht auch den Islam diskutieren müsste. Soll die Religion wirklich auf das ganze Leben übergreifen? Ist dieser Islam mit der Moderne in Einklang zu bringen? Es wäre an den Muslimen, über ihre Religion nachzudenken."
"
http://www.deutschlandfunk.de/boualem-sansal-allahs-narren-religion-der-totalitaet.700.de.html?dram:article_id=277727"Heißt das, die europäischen Demokratien sind nicht stark genug, um den Islamismus einzudämmen?
Sie haben nicht mehr die Kraft, die Probleme des 21. und 22. Jahrhunderts anzupacken. Man steht da wie das Kaninchen vor der Schlange. Man hat Angst, den Islam zu kritisieren, niemand bewegt sich. Aber man muss sich bewegen!
"
http://www.dw.de/sansal-den-islam-den-islamisten-wegnehmen/a-17196291