@KcKc schrieb: Diese Orientierung ist schon seit langem Standard in Deutschland, da wir eine tendenziell eher linke und alternative Medienlandschaft und geistige Elite haben.
Seit Jahrzehnten wird fest und starr wiederholt: Nur Neonazis sind gefährlich!
Ausländische Straftäter, linke, gewalttätige Autonome, Islamisten, naja, die sind irgendwie nicht so toll...aber Neonazis sind viel gefährlicher, um die muss man sich wirklich Sorgen machen!
So geht die Denkweise.
Obwohl in aller Regel bei Neonazidemonstrationen die Zahl der Gegendemonstranten die der Rechtsextremen um ein Vielfaches übersteigt und die NPD die meiste Zeit kurz vor der Selbstauflösung steht.
Das verstellt den Blick darauf, dass es auch andere Gefahren für die Gesellschaft gibt, eben auch die Bewegung der Salafisten, islamische Extremisten.
Möglicherweise möchte man es nicht wahrhaben, weil es an der Ideologie, dass nur deutsche Neonazis gefährlich seien, rüttelt und die Erkenntnis entstehen könnte, man habe sich vielleicht zu lange nur in eine Richtung betätigt.
Ich sag ganz klar: Islamisten, wie diese Scharia-Polizei, sind eine große Gefahr für die deutsche Gesellschaft und wir sollten nicht den Fehler machen, diese Gefahr klein zu reden und zu ignorieren!
Wem etwas liegt an Grundgesetz, Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie, dem muss auch klar sein, dass diese zu verteidigen sind - auch gegen islamische Extremisten!
WORD.
@FFFF schrieb: Ich erinnere mich immer an den Nachmittag des 11.09.2001, als ich nach Kreuzberg nach Hause kam und alle Nachbarn und Ladenbesitzer auf der Strasse waren. (Ich lebte da praktisch in einem türkischen Dorf mit einer deutschen Minderheit.) Alle sprachen miteinander und es dauerte Stunden, bis ich die zwei Straßenecken bis zu meiner Wohnung gekommen war, und da ging es mit den Nachbarn beim Schwatz im Hinterhof noch wochenlang weiter.
Alle, ohne Ausnahme, verdammten die Terroristen, viele weinten um die Opfer, und viele sagten im Gespräch, dass sie befürchten, nun allesamt für Extremisten oder deren Unterstützer gehalten zu werden.
Leider haben sie recht behalten.
Und leider führt eben dieser Vorwurf und die ganze Anti-Islam-Diskussion dazu, dass sich immer mehr in einer Trotzreaktion tatsächlich abgrenzen, statt weiter zu integrieren.
Schön. Ich arbeitete am 11.09.2001 in einem Jugendtreff wo sich zu dem Zeitpunkt hauptsächlich Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund im Alter zwischen 17 und ca. 23 Jahren aufhielten, die auf die Nachricht entweder kaum eine Reaktion zeigten, einige freuten sich, dass es die Amis erwischt hatte und das allgemein größte Problem der Anwesenden war, dass der geplante Video-Abend aufgrund der Ereignisse ausfiel. Am nächsten Tag war Hauptthema, dass MTV und Co den ganzen Tag nicht mehr gesendet hatten und wie "krass" (hahaha) es doch ausgesehen hat, mit den Flugzeugen und den einstürzenden Gebäuden.
Und weil mir das nach einer Weile auf den Sack ging und ich bei den jungen Leuten dort ein ganz gutes Standing hatte, habe ich sie dann allesamt mal für 15 Minuten in einen Gruppenraum "zwangsbeordert" und ihnen erklärt, dass das Ganze nicht nur eine "krasse Show" gewesen sei, die sie nichts anginge, sondern dass das direkte Auswirkung auch auf ihr Leben haben könne und wahrscheinlich würde. Und zwar eben aus genau den Gründen, die auch Du oben erwähnt hast und erst da ist wenigstens der eine oder andere mal ins Grübeln gekommen.
Nebenbei sollte man doch mal ehrlich sein, einen tiefen Graben zwischen Deutschen und Ausländern gab es doch längst viel früher, schon seit Anfang der 90er Jahre, ich sage nur Solingen, Hoyerswerda, Rostock, Mölln, usw. Aber auch da kamen immer Leute, die ganz einseitige Schuldzuweisungen suchten und in alle Richtungen relativierten, um die gescheiterte Multi-Kulti-Politik zu rechtfertigen. Der 11. Sept. hat diesen Konflikt, der längst existierte nur mit Wucht ins Blickfeld katapultiert.
Versteh mich nicht falsch, ich bin kein Gegner von Multi-Kulti, sondern in Wahrheit ein Fan davon, aber auch realistisch genug, um zu sehen, dass sowas nur funktioniert, wenn alle beteiligten gewisse Parameter einhalten und dies auch wollen. Mit Menschen, die ihre Religion über das Rechtssystem stellen, sich in Ghettos abgrenzen, sich weigern die Sprache zu des Gastlandes zu lernen und meinen sie seien aufgrund ihrer Religion in Wahrheit per se die besseren Menschen, geht das nun mal genauso wenig, wie mit Leuten, die eine reine Rasse wollen, einem Führerkult frönen und sich aufgrund ihrer Hautfarbe für bessere Menschen halten.
Gerade wenn man eine offene multikulturelle Gesellschaft möchte, müssen Probleme auf den Tisch und offen diskutiert werden, gleichgültig ob man nun persönlich meint, das Problem sei tatsächlich existent, oder ob die Menschen es nur so empfinden. Diese ewige Relativierei in die eine oder andere Richtung ist nicht hilfreich, im Gegenteil, sie schadet massiv.