@Interalia Interalia schrieb:Definitionssache. Schwierig.
Ich fänd's gut, das Wort "Terroristen" vll. zumindest vorübergehend zu streichen und zu versuchen, ohne dem die Sachverhalte anzugehen...
Und direkt Zivilisten gefährden will niemand. Nun kommt wieder die Definitionssache zu tragen, bzgl. der Unterstützung der "Separatisten", sowie das Problem mit dem aufgekommenen, wankelmütigem Rassismus in div. Volksschichten...
Das wäre tatsächlich eine gute Idee, da es momentan von Kampfbegriffen wimmelt, deren Benutzung aber eine gesittete Diskussion (meine jetzt nicht hier diesen Ort, sondern generell) erschwert.
Leider wird es aber schwierig, vor allem die Begriffe ,,Terrorist" und ,,Nazi/Faschist" verschwinden zu lassen oder sparsamer zu gebrauchen.
Der Vorwurf des Terrorismus hat sich ausgebreitet, seit die USA mit ihrem ,,war on terror" begonnen haben und diese Begründung in immer mehr Situationen nutzten, um ihre Interessen durchzusetzen.
Ich sag mal: Ich bin erst so ab 2001 ungefähr alt genug, um das mitzubekommen und zu reflektieren, was so getrieben wurde
:DAber seitdem war ,,war on terror" eine allgegenwärtige Begründung für die Aktionen des Westens/der USA: Einmarsch in Afghanistan und Irak; Guantanamo Bay; Abu Ghoraib; Patriot Act I und II; massiver NSA-Ausbau; massiver Ausbau der britischen Geheimdienste und Überwachungsprogramme; Notstandsverordnungen (ja, man hört richtig: das neueste Gesetz in Zusammenhang mit Geheimdiensten in GB wurde als Notstandsverordnung durchgebracht - keine Ahnung, mit wem die Briten grade im Krieg sind); Drohnenkills in fremden Ländern...
Stets war die Begründung auf die eine oder andere Weise:,,Wir kämpfen gegen Terroristen, also müssen wir das machen! Sonst sterben Unschuldige! Und die Terroristen gewinnen, das will doch keiner - oder?"
Fun fact an dieser Stelle: Schon allein das Sammeln von Informationen über das Anonymisierungsnetzwerk TOR kann einen zum ,,Extremisten" (immerhin noch nicht gleich ,,Terrorist") machen, wenn man zum Beispiel auf einer Website etwas über die Funktionsweise liest oder sich sogar TOR runterlädt.
Es wurden und werden immer mehr Gegner, ob nun eher friedliche Personen oder gewalttätige Personen, als ,,Terroristen" bezeichnet, womit man alle Aktionen gegen sie legitimiert und nur mit sehr langem Atem und Glück können diese es schaffen, wieder von den Negativlisten runterzukommen und sich zu wehren. Wenn überhaupt.
Diese Praxis hat man sich mit der Zeit aber nicht nur im Westen zu eigen gemacht, sondern auch in Syrien, in Ägypten, in Russland, in China, in afrikanischen Staaten, ja eigentlich weltweit:
Staatliche Stellen, Militär, Behörden bezeichnen ihre Gegner mittlerweile gerne als ,,Terroristen", um ihr Vorgehen gegen diese zu rechtfertigen, auch, wenn das Vorgehen zahlreichen nationalen und internationalen Gesetzen, jeglichen Vorstellungen von Bürgerrechten und Freiheit usw. widerspricht.
Es ist ein beliebtes, legitimierendes Argument für alles:,,Wir kämpfen ja nur gegen die bösen Terroristen! Jawohl, die wollen Unschuldige töten und verhandeln kann man mit denen auch nicht!"
Es ist ein Kampfbegriff geworden.
Wenn allerdings immer mehr und mehr Menschen ,,Terroristen" werden - dann verschwinden die
echten Terroristen immer tiefer in der Masse.
Ähnlich, aber eher europaspezifischer, wird der Nazi/Fascho gebraucht.
Auch diese Begriffe werden heute ausgesprochen inflationär und eben als Kampfbegriff gebraucht, der alles mögliche legitimieren soll.
Von Gewalt bei Demonstrationen seitens Linksextremer gegen Polizei und ,,Rechte" oder gleich den Staat im Allgemeinen über Parteiverbote, über Bedenken bei der Integration und bei Problemen mit verschiedenen Ausländergruppen bis hin eben, wie in der Ukraine, als Rechtfertigung zum bewaffneten Aufstand gegen die Regierung.
Trotz der inflationären Verwendung haben diese Begriffe noch immer starke Symbolwirkung:
Man selbst steht ohne wenn und aber auf der Seite der Guten (wer gegen Nazis ist, der MUSS!!! gut sein) und stellt sich praktisch in eine Reihe mit den Widerständlern gegen die echten Nationalsozialisten im vergangenen Jahrhundert.
Man schafft ein Feindbild, das alle seine Aktionen gegen es legitimiert, egal, was man tut, schließlich kämpft man für eine gute Sache, rigoros.
Dass auf diese Weise, wie ich schon angedeutet habe, durch diese inflationäre Verwendung, meiner Meinung nach das Andenken an die Taten der echten Nationalsozialisten und das Andenken an deren Opfer geschädigt werden, wird vergessen, wird nicht wahrgenommen.
Wer übrigens ,,Nazi" ist, ist gar nicht so einfach festzustellen, es gibt sogar ,,gute Nazis", wenn man so will und ,,böse Nazis", man muss sich nur die Berichterstattung über entsprechende Themen in den letzten Jahren und in der Ukraine-Krise ansehen.
Es wäre vielleicht sinnvoll, vorsichtiger mit Kampfbegriffen umzugehen.