Was jetzt geschieht im Donbass, kann man unterschiedlich benennen. Separatistische Aufwiegelung, Provokationen russischer Sonderdienste, Rebellion von Obdachlosen für eine Flasche Wodka. Es gibt zahllose Varianten. Sich ähnliche Begrifflichkeit zu versagen ist praktisch unmöglich. „Steppjackenträger“ [aus Besserungslagern], „Lumpen“, „Tituschky“ – von diesen Wörtchen wird’s einem im Munde süß, in der Seele aber tut’s behaglich weh. Ja immer noch! Nicht jeden Tag kann man Aug in Aug mit einer Horde schrecklicher, aber zur Niederlage verurteilter Orks stehen.
Der Donbass sackte blitzartig ab in den aller-realsten Feudalismus mit einer wilden sozialen Zerfetzung, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit. Von politischer Kultur, Zivilgesellschaft, Gerechtigkeitssinn kann keine Rede sein, ganze Teile der Bevölkerung befinden sich am Rande des physischen Überlebens, demoralisiert und desorientiert.
Der folgende Abschnitt is einfach krass:
Diejenigen, die in den letzten Wochen mit der Trikolore erscheinen und „Russland! Russland!“ heulen, gab es hier immer. Gleichwohl haben wir, die progressive demokratische Bürgerschaft, es gelernt, mit ihnen in Parallelwelten leben. Die Abordnung des Luhansker Antimaidans sitzt nicht neben uns in den Cafés, kommt nicht zu unseren Parties, befreundet sich nicht mit uns in den sozialen Netzwerken. Sie geht überhaupt gar nicht in Cafés und hat auch keine Facebook-Seiten. Sie ist die Abordnung der Marktleute, der Vorstädter, derer aus Tores, aus Anthrazit und aus anderen von Gott und Regierung verlassenen Orten. Es sind Leute, die lange, lange schon aus unserem Blickwinkel gefallen sind, wie eine alte Zeitung, die hinter das Sofa gefallen ist und seither dort in Staub und Spinnweben lag. Wir erfahren vielleicht etwas aus ihrem Leben in den Kriminal-Nachrichten, wenn sie einander in betrunkener Umnebelung umbringen. Plötzlich haben sie beschlossen, auf die Straße zu gehen und ihre Stimme zu äußern.
und wenn man die Protestler so verächtlich sieht, wundert man sich dann über die derzeitige Lage ?
So kopieren die Leute der Antimaidans alles, was man ihnen drei Monate lang im Fernsehen zeigte: Reifen, Molotow-Cocktails, Einnahme von Verwaltungsgebäuden. Allerdings ist ihre Position ohne Übertreibung tragisch, wie bei Anhängern eines jeden Cargo-Kultes. Es reicht nicht, einfach nur das Verhalten der Menschen vom Maidan zu imitieren, um die Regierung zu stürzen. Das Gebäude der Gebietsverwaltung oder des Geheimdienstes zu besetzen ist ein abenteuerlicher Akt, aber ohne jegliche Bedeutung. Die Büros von den Schützlingen einer verhassten „Junta“ zu verschmutzen bedeutet noch nicht etwas erreichen, außer Strafsachen in schwerwiegenden Fällen. Aufgeheizt von den „Instruktoren“ und der Propaganda handeln die Leute vom Antimaidan so, als stünde hinter ihnen die Armee der Russischen Föderation und über ihnen ein zuverlässiges politisches „Dach“ der Partei der Regionen. Wie sich aber bereits am Montag herausstellte, gab es weder das eine noch das andere bei den Rebellen. Das Außenministerium der Russischen Föderation rief zum Dialog auf, die Partei der Regionen distanzierte sich in Person Tschetschetows öffentlich von den Aufwieglern.
warum man nicht scharf drauf ist, die Waffen einfach niederzulegen:
Was dort aber nicht weiter geschah, war die Rebellen zu verurteilen. Einzelne haben gewisse Chancen, sich in Russland zu verstecken, aber den Großteil der Masse erwarten nur Probleme mit der Polizei und dem Geheimdienst. Im besten Fall werden sie lokale Volkshelden, aber eher wahrscheinlich: gewöhnliche Sträflinge.
und diese Verächtliche Betrachtung zeigt doch sehr deutlich, warum man sich ungehört und nicht ernstgenommen fühlt, sodass der Waffengang als annehmbare Option erschiien:
Der von den Leuten des Antimaidan durchgeführte Maidan erwies sich als nicht überzeugend, ineffektiv und letztendlich als bedeutungslos. Sicherlich wird er in der Geschichte der Ukraine als eine Reihe separatistischer Aktionen stehen, inspiriert durch ausländische Agenten mit dem Ziel, den erneuerten ukrainischen Staat zu destabilisieren. Hier kann man nichts ändern: Geschichte schreiben die Gewinner. Die Donezker Volksrepublik, die nicht einmal einen Tag bestand, wird ein Internet-Mem, und die Trikolore zum Symbol für Verrat. Nach allem völlig zu Recht. Und die Leute des Antimaidans werden sich erneut verkriechen in ihre halbzerfallenen Städtchen und warten, bis sich wieder eine Gelegenheit ergibt, ihre Verzweiflung herauszuschreien und sich als freie Menschen zu fühlen. Menschen, denen es auch erlaubt ist, sich um [westlichen] „Müll“ zu drängeln und Verhandlungen mit Politikern und Oligarchen zu führen. Aber in ihrem Namen werden erneut diejenigen sprechen, die ihnen bei Wahlen Knochen hinwerfen, wo es aber schmerzt, fragen sie wie immer nicht. Es ist schwer ein Morlock zu sein in einem Land von Eloi, oder von solchen, die sich selbst dafürhalten.
dass der Donezker Aufstand nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwindet wurde inzwischen gesorgt...vielleicht nimmt man diese Leute jetzt ja mal wenigstens ernst, als Menschen werden sie wohl immer noch nicht wahrgenommen...was für ein Scheiss
http://ukraine-nachrichten.de/donbass-maidan-nichtgeh%C3%B6rten_3980_meinungen-analysen