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Das Märchen von der direkten Demokratie

136 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Direkte Demokratie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das Märchen von der direkten Demokratie

12.06.2014 um 17:20
Zitat von SanguiniusSanguinius schrieb:politische Teilhabe des Volkes sollte so selbstverständlich wie tägliche Mahlzeiten sein.
Chef: "Maier, kommen Sie heute zur Arbeit?"
Maier: "Nein, erst nächste Woche, ich muss die Vorlage des Gesetzes zur Anpassung des nationalen Steuerrechts an den Beitritt Kroatiens studieren."

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/015/1801529.pdf

Und das ist nur eine von vielen aktuellen Gesetzesvorlagen. Hier nur eine Auswahl:
http://gesetzgebung.beck.de/beck/gesetzgebung

@Sanguinius

Nicht mal der Morgenthauplan war so hart wie dein Ansinnen. Denn wenn das umgetzt wird, bleibt niemandem mehr die Zeit, irgendwas zu arbeiten.


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Das Märchen von der direkten Demokratie

12.06.2014 um 17:21
Zitat von mitrasmitras schrieb:Tag der fehlenden Gegenargumente?
Nein. Lies halt meinen gesamten Beitrag, mein träumender Mitdiskutant.


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12.06.2014 um 17:28
@mitras
Du hast aber nicht 60 Mio Wahlberechtigte in einem Restaurant.
Wer entscheidet denn in der direkten Demokratie, bzw. zeichnet dafür verantwortlich?
Das ist ja auch ein Problem unserer parlamentarischen Demokratie. Es besteht zwar die beidseitige Informationspflicht der Abgeordneten, also Probleme der Wähler aufnehmen und auch Rückläufer geben, aber wenn man sich mal Art. 38 anschaut, klingt das zwar toll, bringt aber auch Kontroversen mit sich.
(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.
http://dejure.org/gesetze/GG/38.html

Der erste Satz ist ja noch unmissverständlich und richtig, wenn man Satz 2 auseinander nimmt, kommt man schon mal ins Grübeln.
An Aufträge und Weisungen nicht gebunden, also auch an keine Weisungen der Wähler.
Nur ihrem Gewissen unterworfen, also auch nicht dem Willen der Wähler unterworfen.
Macht sicherlich auch soweit Sinn, dass sie auf die wissenschaftlichen Dienste des Bundestages zurück greifen können, die sicherlich etwas mehr Ahnung von ihren Fachbereichen haben als der Wähler, der nebenbei noch anderes zu tun hat, als sich mit gewissen möglichen Folgen politischer Entscheidungen auseinanderzusetzen. Da kommt dann wohl auch das Gewissen zu tragen, dass eben manche Entscheidungen zwar gegen den Willen der Wähler getroffen werden, aber auf lange Sicht dem Wohl des Volkes dient.

Natürlich mischen da auch gewisse Lobbies mit, keine Frage und manche Entscheidungen sind wirklich schwer nachzuvollziehen.
Das wäre bei einer direkten Demokratie ja nicht anders.


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Das Märchen von der direkten Demokratie

12.06.2014 um 17:38
Zitat von OddThomasOddThomas schrieb:An Aufträge und Weisungen nicht gebunden, also auch an keine Weisungen der Wähler.
Ja, so ist es.
Sie sollen nach eigenem Ermessen für das Volk entscheiden. Also quasi als Stellvertreter.
Mit anderen Worten, jeder Volksvertreter muss sich fragen: Wenn ich das Volk wäre, was würde ich tun (in einer idealen Ausgestaltung).
Zitat von OddThomasOddThomas schrieb:Du hast aber nicht 60 Mio Wahlberechtigte in einem Restaurant.
Und die Auswahl ist in einem Restaurant überschaubar und vor allem kann jeder "sein" Essen wählen.
In einer Gesellschaft kann eben nicht jeder "seine" Politik wählen. Weil Person A gerne eine Straße hätte wo Person B lieber eine See sehen würde.

Wenn man das Restaurantbeispiel schon nehmen möchte, müsste es wie folgt lauten:

In dem Restaurant können von den Zutaten her 10 unterschiedliche Speisen zubereitet werden.
Es bestehen aber nur genügend Köche zur Verfügung, eine dieser Speisen für alle zuzubereiten.

Also muss eine Speise für alle bestimmt werden.

Als kleines Schmankerl sind 2 dieser Speisen sehr übel schmeckend und es ist einigermaßen komplex, diese Speisen zu identifizieren.

Und die Restaurantbesucher können untereinander faktisch nicht kommunizieren.


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Das Märchen von der direkten Demokratie

12.06.2014 um 17:49
Und weil es so Spaß macht, geht es weiter:

Zusätzlich zum Essen, muss über die Auswahl des Bestecks entschieden werden, wobei manche Bestecke leider mit einer giftigen Substanz in Berührung gekommen sind.

Auch die Frage der Bestuhlung ist ungeklärt: Die günstigen ungepolsterten oder die teuren mit dem Polster?

Insgesamt müssen 20 Entscheidungen getroffen werden. Mit der Hilfe von 5 Experten können diese Fragen innerhalb eines Tages einigermaßen beleuchtet werden, so dass jeder eine einigermaßen qualifizierte Antwort auf die Fragen geben könnte.

So, jetzt haben wir 100 Restaurantbesucher. Es können sich zeitgleich immer nur 2 Besucher von einem Experten beraten lassen. Das macht dann, damit alle informiert sind, 10 Tage. Und jeder der Besucher muss einen Tag seines Lebens dafür aufwenden.

Wenn die Besucher zwei Vertreter wählen, dauert die Entscheidungsfindung einen Tag und 98 der Besucher können in der Zwischenzeit Geld verdienen, um das nächste Mal ein besserer Essen kaufen zu können.


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12.06.2014 um 18:20
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Eben. Du hast nie gefragt. Du wurdest nicht durch eine Wahl legitimiert, meinen Kühlschrank leeren zu dürfen.
Ca. 50% wählt nicht/macht seine Stimme ungültig. Und wer hat eigentlich die SPD/CDU Regierung gewählt. Die Koalition und ihre gemeinsames Programm standen nie zur Wahl. Selbes gilt für vergangene Rot-Grün, Schwarz-Gelb Koalitionen.
Das ganze ist so legitimiert als würde mich dein Hund sofern du einen hättest in dein Haus lassen um den Kühlschrank zu plündern.
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Es gibt einige Leute, die anbieten, bei mir zu Hause zu kochen. Ich wähle einen dieser Leute und der kommt nun regelmäßig, um für mich zu kochen. Dabei kocht er nicht unbedingt, was ich gerne esse, sondern etwas, das vor allem gesund für mich ist.
Und ich koche selbst gutes und gesundes Essen. Ich brauche keine grünkern-veggi Pfuscherkoch der sich für super toll hält und mir Tofu-Brokkolie-Dreck vorsetzt, weils ja so gesund ist.
Abgesehen davon sind wir alle Erwachsen und darüber hinaus uns vorschreiben zu lassen was gesund ist und was wir zu essen haben.
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Atomkraft, Verkehr, Außen- und Innenpolitik und all den anderen Sachen, die in der Gemeinschaft entschieden werden müssen.
Tja und wieviele Politiker die wirklich Ahnung haben besetzen auch die betreffenden Stellen?

@Narrenschiffer
Nur mal so eine Frage. Wieviele Prozent der Politiker von Kommunal bis Bundesebene denkst du haben diesen Vorlage studiert?
Abgesehen davon gehört Steuerrecht genausowenig in die Hände von Politikern. Damit wird von denen viel zuviel Missbrauch betrieben. Dafür sollte es eine unabhängige Behörde mit Experten auf diesem Gebiet geben, die sich damit auseinandersetzen, Steuern festlegen, deren Verwendung validiren, bestimmen und freigeben. Steuergeschenke als Wahlkampfinhalt, sich selbst die Gehälter/Diäten zu erhöhen, Gelder zu verschwenden und den Staat in die Pleite zu treiben sollte nicht länger in den Händen der Politiker liegen.


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12.06.2014 um 18:26
Die Leute haben [...] keine Ahnung...
Ja und das ist der Grund warum eine direkte Demokratie in erst ganz andere gesellschafltiche Strukturen voraussetzt. Unter diesen Umständen kann man sogar noch froh sein das die Demokratie dort nicht ganz so direkt ist wie es scheint.


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12.06.2014 um 18:36
@OddThomas

Genau, das bekräftigt doch gerade, was ich sagte.

Und was sagen Politiker dazu?

Merkel: "Man kann sich nicht darauf verlassen, daß das, was vor den Wahlen gesagt wird, auch wirklich nach den Wahlen gilt, und wir müssen damit rechnen, daß das in verschiedenen Weisen sich wiederholen kann."

Adenauer: "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern."

@kleinundgrün
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Ja, so ist es.
Sie sollen nach eigenem Ermessen für das Volk entscheiden. Also quasi als Stellvertreter.
Mit anderen Worten, jeder Volksvertreter muss sich fragen: Wenn ich das Volk wäre, was würde ich tun (in einer idealen Ausgestaltung).
In diesem Zusammenhang zitiere ich mal aus "Der Gesellschaftsvertrag" Kap. 15 Absatz 3 von Jean-Jacques Rouessaux, die Anmerkungen in den Klammern stammen von mir.

"Das Erkalten der Vaterlandsliebe, die Rührigkeit des Privatinteresses [Lobbyismus, EU], die unermeßliche Ausdehnung der Staaten samt ihrer Eroberungen [Nato, Westl. Verteidigungsbündnisse, TTIP etc.], die Übergriffe der Regierung [u.a. Lissabon Vertrag] haben bei den Bürgern den Gedanken geweckt, nicht mehr selbst in die Volksversammlungen zu gehen, sondern statt dessen Abgeordnete und Vertreter hinzusenden. In gewissen Ländern hat man die Stirn, solche Abgeordneten den Dritten Stand [Immunität] zu nennen. So rückt das Privatinteressse zweier Klassen [Wirtschaft, Politik] auf die Plätze eins und zwei, und das öffentliche Interesse kommt an dritter Stelle."

Und jetzt kommts:

"Sourveränität aber kann nicht vertreten werden, und zwar aus dem selben Grunde nicht, der auch ihre Veräußerung hindert: sie besteht wesentlich im Gemeinwillen, und ein Wille lässt sich nicht vertreten - er ist derselbe oder ein anderer; dazwischen gibt es nichts. Die Abgeordneten des Volkes sind also nicht seine Vertreter; noch können sie es sein; sie sind nur seine Beauftragten"

Unsere Regierung arbeitet ähnlich wie die kath. Kirche, wo der Priester die Kommunikation nach oben regelt.


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12.06.2014 um 19:12
Zitat von SanguiniusSanguinius schrieb:Abgesehen davon gehört Steuerrecht genausowenig in die Hände von Politikern. Damit wird von denen viel zuviel Missbrauch betrieben. Dafür sollte es eine unabhängige Behörde mit Experten auf diesem Gebiet geben
Zuerst willst du, dass wir alle Gesetze direktdemokratisch entscheiden, und dann schlägst du eine Exekutivdiktatur vor?

Das passt ja wohl überhaupt nicht zusammen.


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12.06.2014 um 21:11
@Narrenschiffer
Das was ich Vorschlage ist was man Gewaltenteilung nennt. Schon mal davon gehört? Den Staathaushalt/Steuerwesen als eigene Staatsgewalt neben Executive, Legislative und Judikative. Es hat schon seine guten Gründ das diese getrennt sein sollten und diese sehe ich auch in Sachen Steuer und ihrer Verwendung gegeben.


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13.06.2014 um 00:46
Zitat von SanguiniusSanguinius schrieb:Das was ich Vorschlage ist was man Gewaltenteilung nennt
Nein. Du willst eine diktatorische Exekutive Gesetze verabschieden lassen. Das ist die Beendigung der Gewaltenteilung.

Ein Posting vorher wolltest du uns Direktdemokratie schmackhaft machen.


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mitdenker Diskussionsleiter
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Das Märchen von der direkten Demokratie

13.06.2014 um 05:16
@paranomal
Ahnungslosigkeit ist ein Hauptoroblem.Nicht nur bei den denkfaulen und/ oder uninteressierten Nichtstimmern, sondern auch besonders bei den Abstimmenden.Zumindest wenn ich einige Resultate der Vergangenheit analysiere.Schreibe dies nur widerwillig, aber: Die Grosskopferten haben manchmal doch damit recht, dass der Pöbel zu dumm ist für höhere Politik.Dafür profitieren die Populisten von der Blödheit des Volkes.


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mitdenker Diskussionsleiter
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13.06.2014 um 05:27
@Laborant
Gerade die Partei mit dem Sünneli hat mich zu diesem Thread animiert.Es ist haarsträubend, wie der Herrliberger Führer die direkte Demokratie missbraucht und sein Volch auf gut deutsch verarscht.
Auf der anderen Seite die Sozialdemokraten mit dem kommunistischen Manifest als Wahlkampfprogramm.
Am schluss profitieren allerdings beide vom Kindergarten: Sie haben die Aufmerksamkeit der Medien und bekommen kostenlose Wahlpropaganda.
Die schweizer Politik ist lächerlich.Gefährlich lächerlich.


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Das Märchen von der direkten Demokratie

13.06.2014 um 08:27
@mitdenker
Der Führer von Herrliberg, der Kaiser der Goldküste bzw. Christoph Blocher der Erste, Sonnengott über dem grünen Acker ist aus zwei Gründen Gefährlich: Er weiss was er will und er ist nicht Käuflich.

Von daher ist er _eigentlich_ der perfekte Politiker. Wäre das, was er will, nicht so schräg.

Das Hauptproblem an der Schweizer Politik ist, dass wir zwei Extremistische Spassparteien haben, welche die Demokratie beide auf ihre Art Torpedieren, wobei die Mitte komplett untergeht. Die "Mitte" ist nämlich unglaublich Vielfältig. So kann man FDP, Grünliberale, CVP und BDP keineswegs in den selben Topf werfen. Die Grünen (nicht Grünliberale) haben in der Mitte ohnehin nichts verloren, gemäss Smartmap sind die ja noch linker als die SP :D

Der Erfolg der SVP beruht jedoch auf einem ganz ganz simplen Trick. Man schaue sich an, was an den Stammtischen der Schweiz diskutiert wird, kristallisiere Ängste raus, schaue welche Volksängste von keiner Partei thematisiert werden und fahre dann ein Propagandaprogramm genau zu dem Thema.
Damit holt man sich Wählerstimmen. Meistens betrifft das Thema die Ausländer, weil irgendwie alle Anderen Parteien bei dem Thema am liebsten wegschauen. (Okay, für die SP kann es nicht genug Ausländer hier haben :P ).

Dass die anderen Parteien dieses Thema scheuen, ist klar. Es ist Problembehaftet, Lösungen sind äusserst Schwierig zu finden, der Wahlkampf ist unbequem damit (man Eckt nämlich an, ein Saubermann-Image wird man damit schnell los) und passt unter Umständen nicht ins Parteiprogramm.

Folglich kann die SVP das Thema schön ausschlachten, das Image passt eh schon zu der Partei und der Bauer der sich beim Wöchentlichen Einkauf in der Stadt über die "Ey Yo mann! Yolo! Swag!"-Jugend aufregt wählt weiters SVP weil die etwas gegen die "schädlichen Einflüsse der Ausländer" unternehmen.

Im Übrigen gabs das neulich auch gleich in Deutschland - Nennt man dort die "AfD". Die anderen Parteien sind allerdings selbst schuld, wenn sie bei Themen, welche das Volk bewegen, einfach Wegschauen. Man muss ja nicht gleich in die Selbe Richtung Politisieren wie SVP bzw AfD. Aber man sollte den gesamten Müll mal Thematisieren!

Ja, wir haben ein Problem mit Ausländern. Aber alle auszusperren und wegzuschicken ist der falsche Weg!
Ja, die EU ist Problembehaftet. Aber gleich die ganze EU zu Torpedieren könnte man auch die einzelnen Probleme lösen!

Wäre mal was... hm? Liebe andere Parteien....


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13.06.2014 um 08:28
Zitat von SanguiniusSanguinius schrieb:Ca. 50% wählt nicht/macht seine Stimme ungültig.
Und das ist die freie Entscheidung des Wählers. Er verzichtet auf sein Recht zu wählen.
Und Dein Kühlschrankbeispiel passt aus den genannten Gründen ebenso wenig.
Zitat von SanguiniusSanguinius schrieb:Und ich koche selbst gutes und gesundes Essen. Ich brauche keine grünkern-veggi Pfuscherkoch der sich für super toll hält und mir Tofu-Brokkolie-Dreck vorsetzt, weils ja so gesund ist.
Abgesehen davon sind wir alle Erwachsen und darüber hinaus uns vorschreiben zu lassen was gesund ist und was wir zu essen haben.
Es wäre klug von Dir gewesen, den von Dir nur teilweise zitierten Abschnitt noch zu Ende zu lesen. Dann hätte sich Deine Aussage schon erledigt gehabt. Denn im Gegensatz zu einer Nahrungsaufnahme, die auch ein einigermaßen desinteressierter Zeitgenosse noch hinbekommt, sind die Themen einer so großen Gesellschaft einigermaßen komplex. Deine Argumentation lautet etwa wie folgt: Wenn ich es schaffe, eine Legohaus zu bauen, kann ich auch ein funktionierendes Atomkraftwerk bauen.
Du solltest in Deinen Beispielen auch die unterschiedliche Komplexität beachten, wenn sie passen sollen.
Zitat von SanguiniusSanguinius schrieb:Tja und wieviele Politiker die wirklich Ahnung haben besetzen auch die betreffenden Stellen?
Darum geht es nicht. Der Vertreter, der über ein Thema entscheidet, muss kein Experte davon sein. Er muss aber in der Lage sein, Expertenmeinungen zu sammeln und in ein Verhältnis zueinander zu setzen. Er muss mit Atomphysikern reden, mit Geologen, Biologen, Wirtschaftswissenschaftlern etc., denn alle diese Punkte spielen bei einer Entscheidung eine Rolle und müssen in ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen gegeneinander abgewogen werden.
Zitat von mitrasmitras schrieb:In diesem Zusammenhang zitiere ich mal aus "Der Gesellschaftsvertrag" Kap. 15 Absatz 3 von Jean-Jacques Rouessaux, die Anmerkungen in den Klammern stammen von mir.
Ich weiß nicht, ob es allzu sinnvoll ist, eine Staatstheorie des 18. Jahrhunderts auf die heutige Zeit zu übertragen. Wie soll ich Dir entgegnen? Mit Vergil? Damals herrschten völlig andere politische und soziale Verhältnisse. Rouessaux wurde in einer absolutistischen Monarchie geboren und in diesem Licht sind seine Aussagen zu verstehen.
Seine Aussagen sind für die damalige Zeit modern aber Du kannst sie nicht einfach in ein völlig anderes System kopieren.

Zudem behaupte ich nirgends, dass ein repräsentatives System ideal sei. Es ist nur besser, als andere derzeit mögliche Systeme. Einfach weil es unter Berücksichtigung der tatsächlichen Gegebenheiten fehlertoleranter ist.


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Das Märchen von der direkten Demokratie

13.06.2014 um 08:38
Zitat von SanguiniusSanguinius schrieb:Das was ich Vorschlage ist was man Gewaltenteilung nennt. Schon mal davon gehört?
Gewaltenteilung ist eine äußerst sinnvolle Sache. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass die jeweiligen "Gewalteninhaber" gleich mächtig sein müssen.
Und dieser Punkt wäre innerhalb deines Vorschlages eher nicht gegeben. Derjenige, der unkontrollierbar die Finanzen einer Gesellschaft kontrolliert, hat durch die anderen Gewalteninhaber kein adäquates Gegengewicht.


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13.06.2014 um 08:40
@kleinundgrün
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Und das ist die freie Entscheidung des Wählers. Er verzichtet auf sein Recht zu wählen.
Exakt - nur stellt sich bei mir die Frage, ob ein System, in dem die Wähler durch Bundesbern mehr und mehr Vergrault werden, noch als Demokratie angesehen werden kann...

Je mehr auf ihr Stimmrecht verzichten, umso mehr kann man das als "Oligarchie" bezeichnen. Eine Oligarchie welche plutokratische Einflüsse bekommt. Wer Kohle hat, macht Politik. Wer Kohle hat, schaltet die Propagandamaschine. Wer will, kann noch Wählen. Die meisten Wählenden werden jedoch so wählen, wie es auf den Plakaten steht.

Denn nicht selten sind es noch Kleingeister welche doch noch Wählen gehen, während die klar denkenden mehr und mehr Frustriert darüber sind.


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Das Märchen von der direkten Demokratie

13.06.2014 um 09:07
Zitat von LaborantLaborant schrieb:Exakt - nur stellt sich bei mir die Frage, ob ein System, in dem die Wähler durch Bundesbern mehr und mehr Vergrault werden, noch als Demokratie angesehen werden kann...
Nun, es ist auch Aufgabe der Politik, für Transparenz zu sorgen und den Wähler quasi abzuholen. Das gelingt sicherlich schlechter, als es sollte.
Aber dieser Umstand beweist auch, dass der ständig propagierte politische Bürger (der eine entscheidende Voraussetzung für eine direktere Demokratie wäre), gar nicht so selbstverständlich ist.
Menschen möchten Dinge, die sie nicht verstehen, vorgekaut bekommen. Und auch das ist Aufgabe der Politik. Nur wäre das in einer direkten Demokratie noch weit weniger ausgeprägt. Wenn es keine Volksvertreter gäbe, die ein eigenes Interesse haben, gewählt zu werden, wer sollte dann vorkauen?
Zitat von LaborantLaborant schrieb:Denn nicht selten sind es noch Kleingeister welche doch noch Wählen gehen, während die klar denkenden mehr und mehr Frustriert darüber sind.
Lustiger Weise sehe ich es genau anders herum. Es sind eher die Kleingeister, die sich trotzig einer Wahl verweigern und die klar denkenden sind diejenigen, die die Notwendigkeit erkennen.
So unterschiedlich können Wahrnehmungen ein und der selben Sache eben sein.


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13.06.2014 um 10:52
@kleinundgrün
Das Volk wie auch die Politiker welche das ganze Vorkauen sollten sind in vielerlei Hinsicht auf ähnlichem Wissensstand.
Wenn mir ein Politiker, welcher einst mal Jus studierte, z.B. etwas über Endlagerung von Radioaktiven Substanzen auftischen will, dann frage ich mich primär ob der Typ überhaupt weiss, wovon er spricht.

Sowohl Politiker wie auch das Volk müssen gleichermassen informiert werden - hierbei sehe ich die verschiedenen Bundesämter in der Pflicht, welche klar Informieren müssten. Von diversen Initiativen kam im Nachhinein das grosse Aha-Erlebnis, als diverse Folgen ersichtlich wurden. Dafür haben wir doch die hochbezahlten Spezialisten im Bundesamt für Energie, UVEK, ENSI und so weiter.

Die müssten haarklein und einfach erklären, worum es dabei geht, wo die Risiken liegen, wie der aktuelle Wissensstand ist, was andernorts schon Erfolgreich (oder Erfolglos) durchgeführt wird und und und.

Stattdessen greift eine Partei etwas peripheres dieser Abstimmung, thematisiert es, die Zeitungen pusten das auf und die ganze Schweiz labert nur noch von dieser Peripheren sache.

Die Erläuterungen des Bundesrats sind meistens so trocken geschrieben, dass das die Minderheit durchliest.

Was man braucht, sind Fakten. Harte Zahlen vom Bundesamt für Statistik. Harte Informationen über die Durchführbarkeit. Sowohl bei der MEI wie auch bei der Mindestlohnabstimmung wurden Zahlen durch die Arena geworfen, welche für den Laien nicht nachprüfbar sind. Hierbei sehe ich die Bundesämter in der Pflicht, neutral und Faktenbasiert zu informieren. Ebenso sollte der Status Quo erläutert werden und wo die Chancen und Risiken bei selbigem sind.

Das wird aber nicht gemacht - wahrscheinlich, weil die Politiker nicht wirklich an einem informierten Volk interessiert sind. Klingt nun subversiv - aber ein uninformiertes Volk kann doch viel einfacher von Propaganda gelenkt werden.


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Das Märchen von der direkten Demokratie

13.06.2014 um 11:01
Zitat von LaborantLaborant schrieb:Das Volk wie auch die Politiker welche das ganze Vorkauen sollten sind in vielerlei Hinsicht auf ähnlichem Wissensstand.
Wenn mir ein Politiker, welcher einst mal Jus studierte, z.B. etwas über Endlagerung von Radioaktiven Substanzen auftischen will, dann frage ich mich primär ob der Typ überhaupt weiss, wovon er spricht.
Diese Frage hatte ich weiter oben schon beantwortet. Der Entscheider ist nicht selbst Experte auf den jeweiligen Gebieten, er ist Experte darin, das Fachwissen anderer gegenüber zu stellen.

Wenn es ums Thema Endlager geht, ist nicht nur der physikalische Aspekt entscheidend. Es geht auch um Biologie, Volkswirtschaft, Statik etc. Du müsstest also jemanden finden, der auf all diesen Gebieten Experte ist. Und das funktioniert in einer spezialisierten Welt eben nicht mehr. Es gibt keine Universalgenies mehr, weil der Wissensstand dies einem einzigen Menschen unmöglich macht.
Zitat von LaborantLaborant schrieb:Sowohl Politiker wie auch das Volk müssen gleichermassen informiert werden
Idealerweise ja. Nur rein praktisch funktioniert das nicht.
Der Beruf des Politikers ist, dass er genau das macht. Er lässt sich informieren. Er muss keine Zeit aufwenden, um in der Fabrik zu arbeiten oder sonst seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er hat Zeit für diese Tätigkeit. Es ist sein Spezialgebiet.
Dein Wunsch auf gleiche Informationen ist zwar ideal aber nicht realisierbar. Es sei denn, wir wären alle Politiker und Maschinen machen den Rest.


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