@Optimist Hier auf dem platten nordfriesischen Land ist man 2015 bewusst einen anderen Weg als in vielen anderen Landkreisen und Städten gegangen. Geflüchtete wurden nicht in Camps konzentriert, sondern in die Fläche verteilt. Jede halbwegs bewohnbare Hütte wurde vom Ordnungsamt angemietet und schon fanden sich Menschen aus aller Welt zwischen durchaus aufnahme- und integrationswilligen Alt- und Neu-Nordfriesen wieder. Schnell fanden die "Neuen" den Weg in Nachbarschaften, Vereine und andere dörfliche Strukturen. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass eine nordfriesische Trachten-Tänzerin vom Teint dunkler ausfällt als die üblichen Damen. Na und? Nur so funktioniert es.
Über die Gründe einer höheren Akzeptanz von Geflüchteten vermag ich nur zu spekulieren. Ich schrieb schon mal meine Vermutungen, ohne selbst Antworten darauf zu wissen:
Möglicherweise ist hier, hoch oben im Norden, kurz vor Dänemark und Nordpol, manches anders als andernorts. Möglicherweise sind die Menschen solidarischer, weil man das wird, wenn einem seit Generationen hin und wieder Haus und Hof, Frau und Vieh vom Meer weg gespült oder vom Sturm weg geblasen werden. Möglicherweise sind die Menschen toleranter, weil man das wird, wenn man seit Generationen zwischen Deutscher und Däne sein hin- und hergerissen wird. Ich kann es nur vermuten, denn ich weiss es nicht.
Vor allem ältere Menschen erinnern sich noch sehr gut an die Zeit, als sie als Kinder oder Jugendliche gegen Ende des Krieges unter unglaublichen Strapazen und furchtbaren Erlebnissen aus dem Osten des untergehenden Dritten Reiches auf dem Seeweg in Schleswig-Holstein gelandet sind. Mit nichts als dem, was sie am Leibe trugen, traumatisiert, teilweise verletzt, ausgehungert kamen sie auf dem Seeweg, sofern sie nicht unterwegs in der eiskalten Ostsee ertranken. Stichwort "Wilhelm Gustloff" und viele andere Schiffe. Sie wollen etwas von dem zurück geben, was sie damals erfahren haben.
Obwohl Nordfriesland schon vor 1933 ein sehr brauner Teil des damaligen Deutschen Reiches war, so hat sich da doch einiges geändert. In den späten 1960ern und den Jahrzehnten danach kamen viele "Stadtflüchtlinge" aus Hamburg, Westberlin und anderen Metropolen und brachten einen anderen Lebensstil mit, eine gewissene Weltoffenheit, obwohl die durch den Tourismus schon vorhanden war, wenngleich eher nach dem Wikingermotto "Beklau' sie und verhau' sie."
Auch wenn es hier illegale Nazi-Strukturen gibt, so hat zumindest die AfD als legaler Arm bei Wahlen immer sehr geringe Ergebnisse erzielt.