wolfpack schrieb:Das schließt Technokratie oder Technokraten in höchsten Führungspositionen nicht aus. Grade in der Sowjetunion und China waren bzw. sind viele Technokraten an der Macht.
So ist es bzw. war es! Die Technokraten waren meist zwar Berater und Funktionäre um die despotischen Regierungen, jedoch waren sie essentieller Bestandteil dieser, gerade in der UdSSR der 50er-80er konnte man das sehr gut sehen, denn da waren die UdSSR mit den USA zusammen in der Welt in Technologie und Forschungsfragen ganz weit oben um nicht zu sagen beide hatten die pragmatischen Monopole klassischer Technokratien. Leider ist nach dem Zusammenbruch der UdSSR dieser Pragmatismus der oligarchischen Aufsplittung gewichen, sprich dem Ausverkauf. In den USA konnte man eine ähnliche Entwicklung nach 2001 beobachten. Die EU ist zum Teil auch technokratisch geprägt, jedoch mit einem hohen Grad an Bürokratie verunstaltet worden.
China ist in meinen Augen neben Japan und Südkorea sogar eine fast rein technokratische Regierung, bei diesen zählen meist rein pragmatische Inhalte in der Politik. Deutschland ist es zum Teil auch noch, jedoch zählen hier mehr die Lobbyisten als wirklich sachverständige Experten die Ahnung von der Materie haben.
interrobang schrieb:dies ist die Diktatur des proletariats
Eben, die "Diktatur" durch und für das Proletariat, bei der der Arbeiter sich im Fokus steht, nicht irgendwelche Lobbyisten, Bürokraten, Machtmenschen, Berufs-Politiker, Banker, Finanzhaie usw. Der Kommunismus ist dezentral, oder strebt dies zumindest an. Auch der Kapitalismus und Sozialismus ist im Prinzip dezentral, jedoch der Parlamentarismus, die Plutokratie und die Despotien sind alle politisch-zentralistische Konstrukte.
Der Kommunismus selbst ist bis heute mehr oder weniger eine nicht erreichte Utopie die im Kern rein dezentral ist, wie auch der Anarchismus.
xXGEH-H-EIMXx schrieb:Demnach gäbe es auch kein einziges reales, kapitalistisches System.
Das ist korrekt, reinen Kapitalismus gibt es nicht, momentan befinden wir uns in einer mehr oder weniger etablierten sozialen Marktwirtschaft. Der reine Kapitalismus wäre die freie Marktwirtschaft die nur von einem Nachtwächter Staat begleitet wird, das wäre jedenfalls im Interesse der Boston Tea-Party. Aber eine zügellose Marktwirtschaft hätte erhebliche Konsequenzen für das soziale Gefüge, mit anderen Worten jeder wäre sich selbst überlassen und muss sehen wie er klar kommt, genau dieses Prinzip mündet in einer Anomie.
xXGEH-H-EIMXx schrieb:Ich kenne dieses Argument "Es gab keinen Kommunismus"... ich halte es für dumm. Natürlich kann man Aspekte der Kommunismus-Theorie nicht überall unterbringen, dennoch gab es ganz klar kommunistische Wirtschaftsordnungen.
Nein eben nicht, das ist ja der Scherz an der ganzen Sache, der Staatssozialismus war schon immer zentralistisch, der Kommunismus ist rein dezentral, da liegt ja der Widerspruch, im Prinzip waren alle Staatssozialistischen Systeme die sich den Kommunismus auf die Flaggen geschrieben haben, jedoch eine Machtelite hatten die nicht auf Privilegien verzichten wollten und einen militaristischen Kollektivismus etabliert haben verlogene Heuchler und Verräter. Das war schon immer ein gefundenes Fressen für die westlichen Mächte, da sie so den Kommunismus mit dem Despotismus gleichsetzen konnten, auch wenn sich diese philosophisch und auch politisch widersprechen.
Z.B. war Nordkorea vor ein paar Jahren so ehrlich und hat den Begriff Kommunismus aus seinem Programm gestrichen, da sie wussten das sie eigentlich eine nationalistisch/zentralistische Ideologie vertreten die sich im Widerspruch mit dem internationalistischen/dezentralen Kommunismus befinden. Auch die DDR war sehr weit weg vom Kommunismus, so auch die UdSSR und China. Sie alle sind rein staatssozialistische Gebilde mit zentraler Führung. Also Regierungen die zum Selbstzweck agiert haben.
xXGEH-H-EIMXx schrieb:"Der Sieg der Faschisten 1936 hat zur Folge, daß sich die im Juli 1936 eingesetzte Regierung 'Nationalspanien' endgültig etabliert [...] Charakteristisch an der Politik Francos ist die völlige Aufteilung und Überschneidung von Kompetenzen in Partei und Staatsführung. Die oberste Entscheidungsgewalt hat jedoch Franco selbst. "
Franco hat alles kaputt gemacht was die libertären Spanier in kurzer Zeit aufgebaut haben, die Faschisten haben Spanien zentralisiert und eine überhebliche Machtelite etabliert, vergleichbar wie mit Italien und NS-Deutschland seiner Zeit.
Ich bezog mich auf diese Zeit:
Während des spanischen Bürgerkrieges (1936–39) wurde die Idee der sozialen Revolution auf breiter Basis umgesetzt. In der kurzen Zeitspanne von 1936 bis 1937 wurden fast die gesamte katalanische Agrarproduktion, die Schwerindustrie, das öffentliche Verkehrssystem und weite Teile des Dienstleistungssektors von den Arbeitenden selbstverwaltet. In einigen Wirtschaftszweigen wie der Schwerindustrie oder der Agrarproduktion konnten dabei zum Teil starke Produktionssteigerungen erzielt werden, was unter anderem zur Folge hatte, dass erstmals in der Geschichte Kataloniens die Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln sichergestellt werden konnte.
Wikipedia: AnarchosyndikalismusAlso ganz ohne Regierung und Zentralmacht. Nur die Faschisten und Nationalisten haben dies kaputt gemacht.
xXGEH-H-EIMXx schrieb:Wie soll es auch anders sein? Eine Gruppe Arbeitsloser kann wohl schlecht einen Weltkrieg anfangen...
^^Die Entscheidungsgewalt liegt bei den "Machthabern"!
So ist es und wie sich eben im Verlauf der Menschheitsgeschichte fast immer gezeigt hat, waren diese Machthaber verantwortungslose Egomanen die über Leichen gegangen sind um ihre Macht zu erhalten oder diese zu expandieren und zentralisieren. Die Machthaber hatten eigentlich schon immer die eine oder andere Schraube locker im Oberstübchen. Man muss sich von diesem Paradigma trennen. Die Selbstverwaltung ist direkter, praktischer, fairer und einfach menschlicher, als die Herrschaft der Alphas mit Minderwertigkeitskomplexen und einem krankhaften Ego.
xXGEH-H-EIMXx schrieb:Ja, in der Theorie...
Sag mir doch einmal, wie man Gesellschaften heutiger Dimensionen nach diesem Bild "selbstverwalten" lassen sollte?
DAS GEHT NICHT...
Früher sagte man sich auch zum Fliegen, das geht nicht
;)Niemals nie sagen, man muss die Dinge erst ausprobieren um zu sehen ob es klappt oder nicht, außerdem unterliegt das einem ständigen Lernprozess, kein Wechsel sollte über Nacht erfolgen, alles braucht seine Zeit. Daher lehne ich auch Revolutionen ab, ich bin mehr für eine Systemevolution bei der man Step by Step Dinge ändert.
Hier ein Beispiel wo es klappt:
Wikipedia: Ejército Zapatista de Liberación NacionalxXGEH-H-EIMXx schrieb:Aber trägt die ganze Anarchie-Thematik nicht grade zum Thema bei?
Genau so ist es, denn hier geht es ja um das "Basteln einer Regierung", da ich Regierungen ablehne, stehe ich hier in Opposition gegen jede Form der zentralistischen Regierung, sei diese nun parlamentarisch, technokratisch oder diktatorisch.
Also ich zwinge hier keinem meinen Willen auf, der liebe
@interrobang schon, indem er Menschen wie mich mundtot machen will, da ich ja nur "anarchiegedöns" schreibe.
Na dann bastele dir mal schön deine Regierung, scheinbar hast du es nötig, viel Spaß!
;)Lamm schrieb:Anarchie ist auch nur ein unvollkommenes System
Anarchie ist weder etwas vollkommenes, noch etwas unvollkommenes, es ist ein urteilsfreies "System" das sich selbst zu dem entwickelt was die Menschen eben daraus machen. Es ist mehr eine Lebensphilosophie statt eines Systems, denn das System selbst etabliert sich automatisch bei der Interaktion von Menschen, egal ob man sich in einem zentralistischen oder dezentralen Gefüge befindet, also ist deine Aussage weder wahr noch falsch, sie ist im Prinzip beides
:)