Link: www.extremismus.com (extern) (Archiv-Version vom 11.03.2005)Rechtsextremismus und Esoterik
Verbindungslinien, Erscheinungsformen, offene Fragen
von Andreas Klump
Referent im Bundesministerium des Innern, Berlin
Auszug:
Zu Recht betonen Gugenberger/Petri/Schweidlenka (1998: 20) zum Hintergrund dieser Fragen: “In der zeitgeschichtlichen und politikwissenschaftlichen Literatur werden die irrationalen und mythischen Aspekte, die besonders den rechtsextremen Ideologien zugrunde liegen oder diese rechtfertigen sollen, oft ausgeklammert. Sie passen nicht in die rationalen Denkmuster der Wissenschaft, und darum werden sie oft übergangen, nur am Rande gestreift oder als harmlose Spinnerei betrachtet. Gerade diese religiös verbrämten und irrationalen Mystizismen, die vor allem die Gefühlsebene ansprechen, sind politisch leichter formbar. (...) Daher müssen sie als eigene Kategorien politischen Denkens begriffen werden.“
Ideengeschichtlich lassen sich zwei Ausprägungen des politischen Extremismus ausmachen: Eine rechte und eine linke Variante (vgl. Moreau/Lang 1996). Rechtsextremismus negiert das Prinzip menschlicher Fundamentalgleichheit, wobei nicht nur der Bezug auf den historischen Nationalsozialismus prägend ist, denn “...zahlreiche Rechtsextremisten distanzieren sich eigens von neonationalsozialistischen Bestrebungen“ (Jesse 1997: 135).
Zu den Ideologieelementen des Rechtsextremismus zählen:
* Nationalismus (Überbewertung ethnischer Zugehörigkeit, wobei “Nation“ oder “Rasse“ über Menschen- und Bürgerrechte gestellt werden),
* Autoritarismus (der Staat wird als einseitig dominierend über die Gesellschaft gestellt),
* Antipluralismus (identitäres Politik- und Gesellschaftsverständnis; Vorstellungen einer politischen Homogenität),
* Ideologie der Ungleichheit (Rassismus, Antisemitismus, auch Biologismus und Sozialdarwinismus) (vgl. Pfahl-Traughber 1993: 18ff., 1999: 78).
Verschwörungstheoretisch-antisemitische Anschauungen kommen allerdings auch bei der extremen Linken vor (vgl. Pipes 1998: 242ff.), wobei aber insgesamt verschwörungstheoretisches Denken mehr bei der extremen Rechten angesiedelt ist.
Allen Spielarten ist mehr oder weniger das Element des Irrationalismus gemein, wobei hierbei häufig, neben Vorurteilen, Emotionen, Lügen oder Halbwahrheiten, der postulierte Zugang zum Übersinnlichen prägend ist (vgl. Ewald 1996: 4f.) – und dabei kleiden sich esoterische und okkulte Vertreter formal oft in pseudowissenschaftliche Gewänder.
Das kybernetische Äquivalent von Logik ist Oszillation.
Ganz unten auf dem Grunde des Lebendigseins treffen wir auf die Metapher. (Gregory Bateson)