Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

@dersim

“Nearly 20,000 parents filed applications to marry off their under-16 girls in 2012,” Kadan added.

Und wie viele waren es in den Jahren davor?

Zumindest ist es die Bestätigung, dass es auch offiziell möglich ist, ganz abgesehen von den Heiraten ausschließlich durch den Imam.

Und wenn die Vorgabe des Verfassungsgerichts umgesetzt wird, dann dürften es eher mehr werden.

@lukistar

lukistar schrieb:nd die Türkei muss in erster Linie die eigenen Werte und Kultur berücksichtigen, wenn es darum geht, wie und ab wann man in der Türkei heiraten oder ab wann man Sex haben darf.

Also darf man das nicht kritisieren...wann wird dann die Scharia eingeführt, könnte ja dann auch den Werten und der Kultur entsprechen?

@lukistar

lukistar schrieb:Gut die Hälfte der Studenten und 40% der Universitätsprofessoren sind in der Türkei weiblich.

Gibt es da aussagekräftige Statistiken oder ist das eine Annahme?

lukistar schrieb:Mit der Aufhebung von rassistischen Gesetzen wie dem Kopftuchverbot an Universitäten, hat man die Bildungshürden für konservative und religilöse Schichten sogar noch weiter abgebaut.

Das macht irgendwie keinen Sinn.....
Edit: Macht Sinn... Jedoch hat ein Kopftuchverbot überhaupt nichts mit Rassismus zu tun.

lukistar schrieb:Und die Türkei muss in erster Linie die eigenen Werte und Kultur berücksichtigen, wenn es darum geht, wie und ab wann man in der Türkei heiraten oder ab wann man Sex haben darf.

In der Türkei.... ja. Außerhalb der Türkei gelten andere Werte.

@lukistar

lukistar schrieb:Nein, das Grundproblem mit dem Kopftuchverbot ist die Diskriminierung. Ein solches Gesetz ist unnötig und merkwürdig. Eine Schande für ein muslimisches Land.

Diskriminierend ist eine Auffassung von Religion, die Frauen ein völlig unsinniges Kopftuchgebot auferlegt. Ich spreche wohlgemerkt nicht von Islam, weil der Koran solche ein Gebot gar nicht fordert. Man hatte 90 Jahre Zeit, sich vom Kopftuchgebot zu verabschieden, aber türkische Eltern erziehen ihre Töchter diskriminierenderweise offenbar immer noch dazu. Wäre das unterblieben, bräuchte man sich über Kopftuchverbote heute gar nicht mehr streiten.

lukistar schrieb:Kopftuchverbot ist die Diskriminierung. Ein solches Gesetz ist unnötig und merkwürdig. Eine Schande für ein muslimisches Land.

Eher Progessiv für ein Muslimisches Land Säkularität zu leben.

"Imam-Ehen" also religiöse Eheschließungen sind in der Türkei ohne die standesamtliche Eheschließung verboten. Macht man es trotzdem, ist die Ehe nicht rechtskräftig.
In Deutschland hat man übrigens solche Einschränkungen anscheinend 2009 aufgehoben. Man darf heute in Deutschland ohne eine standesamtliche Eheschließung die religiöse Trauung durchführen.

Gwyddion schrieb:Gibt es da aussagekräftige Statistiken oder ist das eine Annahme?

Die Stellung der Frau und die Geschlechterverhältnisse in der heutigen Türkei sind von großen Widersprüchen und Ungleichheiten gekennzeichnet. Einerseits sind laut dem Türkischen Statistik Institut 40 Prozent der Universitätsprofessoren (in Deutschland, in der Schweiz oder Österreich weniger als 20 Prozent), 26 Prozent der Anwälte, 28,7 Prozent der Ärzte, und 15,6 Prozent der Richter Frauen (mehr als in einigen europäischen Ländern), weiblich, andererseits sind ungefähr 7 Prozent der türkischen Frauen Analphabeten im Gegensatz zu nur 1,4 Prozent der männlichen Bevölkerung (Stand 2012).
http://www.bpb.de/internationales/europa/tuerkei/184972/frauenrechte


@Quiron

Das kannst du mit Theologen diskutieren. Fakt ist, in der Türkei wirst du nicht gezwungen das Kopftuch zu tragen, das Kopftuchverbot war aber zwingend.

Quelle ist zwar DW aber, die EU und D sollten in diesem Fall die Türkei kritisieren bzgl Unterstützung des terrors!

Juvenile schrieb:Quelle ist zwar DW

Eben!

https://www.psiram.com/ge/index.php/Deutsche_Wirtschafts_Nachrichten (Archiv-Version vom 13.08.2016)

@lukistar

Danke erst einmal für die Statistik. Immerhin ist der Frauenanteil schon recht hoch..

lukistar schrieb:In Deutschland hat man übrigens solche Einschränkungen anscheinend 2009 aufgehoben. Man darf heute in Deutschland ohne eine standesamtliche Eheschließung die religiöse Trauung durchführen.

Richtig. Hat aber rechtlich überhaupt keine Auswirkungen.

Als der Gesetzgeber das Verbot, nur kirchlich zu heiraten, 2009 kippte, geschah staatsrechtlich gesehen nichts. „Religiöse Zeremonien zur Eheschließung haben juristisch überhaupt keine Relevanz“, sagt Mawick. Michael Feil, Referent für Ehe und Familie beim Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, schätzt die Lage ähnlich ein: „Aus staatlicher Sicht hat die kirchliche Trauung einen rein privaten Charakter.“

http://www.focus.de/reisen/service/recht-nur-vor-gott-wann-die-trauung-ohne-amt-lohnt_aid_744022.html

@lukistar

lukistar schrieb:"Imam-Ehen" also religiöse Eheschließungen sind in der Türkei ohne die standesamtliche Eheschließung verboten. Macht man es trotzdem, ist die Ehe nicht rechtskräftig.

Und, werden dann die Kinder oder Jugendlichen dann in die Obhut des Jugendamtes genommen oder wird das stillschweigend geduldet?
Oder läuft das dann so wie in diesem Fall?

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/imam-hochzeiten-in-der-tuerkei-hueter-der-doppelmoral-a-807917.html

@tudirnix
Ok. Hätte gedacht die beziehen sich bei dem Artikel aufm dpa oder so, wobei auch ohne Quellenangabe... sry

@lukistar

lukistar schrieb:Das kannst du mit Theologen diskutieren.

Nun, wenn dir die Kenntnisse fehlen, um deine Ansichten zu untermauern, kannst du ja gerne einen bitten, für dich einzuspringen.

lukistar schrieb:Fakt ist, in der Türkei wirst du nicht gezwungen das Kopftuch zu tragen, das Kopftuchverbot war aber zwingend.

Im Moment wirst du als Frau nicht gezwungen, Kopftuch zu tragen (jedenfalls nicht von staatlicher Seite, der Zwang durch das familiären Umfeld ist etwas anderes), und ich führe das in erster Linie auf Atatürks säkulare Einstellung zurück, einschließlich des Kopftuchverbots. Man braucht ja nur einige andere islamische Länder als Vergleich heranzuziehen, die keinen Atatürk hatten, dafür aber Burkas und dergleichen mehr. Vom fehlenden Zugang zu Universitäten für Frauen in solchen Ländern mal gar nicht zu reden.

@Quiron

Quiron schrieb:Nun, wenn dir die Kenntnisse fehlen, um deine Ansichten zu untermauern, kannst du ja gerne einen bitten, für dich einzuspringen.

Es spielt keine Rolle ob das Kopftuch religiöse pflicht ist oder nicht, diskriminierend sind solche Reglungen sowieso. Das verstehst du anscheinend nicht.

Quiron schrieb:Man braucht ja nur einige andere islamische Länder als Vergleich heranzuziehen, die keinen Atatürk hatten, dafür aber Burkas und dergleichen mehr. Vom fehlenden Zugang zu Universitäten für Frauen in solchen Ländern mal gar nicht zu reden.

Welche Länder sind das eigentlich genau?
Saudi Arabien? Der Iran? In diesen Ländern ist die Mehrheit der Studenten weiblich, im Iran sind es 60%.

Kann man noch vieles kritisieren? Sicher.
Trotzdem merke ich immer wieder wie zurückgeblieben viele mit ihren Ansichten über die muslimischen Länder sind. Viele laufen mit einem Bild im Kopf herum, das mindestens 50 Jahre alt ist. Das rührt zum einen aus Desinteresse und zum anderen aus Feindseligkeit.

@lukistar

Gibt es Auswertungen über den Erfolg des Kopftuchverbotes?
Wie viele Frauen verzichten auf das Kopftuch`, obwohl es religiöse Pflicht ist, um studieren zu können, sich weiterbilden zu können?
Gibt es Auswertungen, wieviele Eltern / Väter trotz patriachisch konservativer Sichtweise ihren Töchtern die Abnahme des Kopftuches gestatten / erlauben, um sich weiterbilden / höher bilden zu können?

@lukistar

lukistar schrieb:In diesen Ländern ist die Mehrheit der Studenten weiblich, im Iran sind es 60%.

Nur kurz, bin gleich wieder weg.

Die Anzahl der Studentinnen wäre sicherlich genauso hoch, wenn der Iran kein islamischer Staat wäre.

Im Iran gibt es ein ausgeklügeltes Zulassungssystem. Zum einen zählen die Zeugnis- und Abiturnoten. Zum anderen gibt es eine allgemeine Prüfung für alle Bewerber. Die Prüfung soll sehr schwer sein, hat man mir erzählt. Daraus wird eine Punktzahl errechnet und je höher diese ausfällt, desto mehr Chancen hat der Bewerber auf einen Studiumsplatz an einer öffentlichen Uni seiner Wahl. Da die Frauen insgesamt sehr viel besser abschneiden, kommt es zu dieser Zahl von 60%. Es wird schon überlegt eine Quotenregelung einzuführen, damit mehr Männer einen Platz erhalten können und um eine Quote 50/50 zu erreichen. ;)

Für alle anderen, deren Punktzahl zu niedrig ausfällt, gibt es die Möglichkeit an einer privaten Uni zu studieren. Die Ausbildung dort ist aber weniger angesehen, weil schlechter. Bei Bewerbungen um einen Arbeitsplatz, haben diese Absolventen schlechtere Chancen.

so, und weg bin ich.

@lukistar

lukistar schrieb:Saudi Arabien? Der Iran? In diesen Ländern ist die Mehrheit der Studenten weiblich, im Iran sind es 60%.

Ja, heute. Und im Vergleich zur Türkei um wieviel Jahre hinterher?
Und wie ist es mit dem Frauenwahlrecht?

lukistar schrieb:Trotzdem merke ich immer wieder wie zurückgeblieben viele mit ihren Ansichten über die muslimischen Länder sind. Viele laufen mit einem Bild im Kopf herum, das mindestens 50 Jahre alt ist. Das rührt zum einen aus Desinteresse und zum anderen aus Feindseligkeit.

Ja, schieb es auf die Islamfeindlichkeit, wenn es sonst keine Argumente gibt. Greif zu unsachlicher Polemik. Wie billig.

@Quiron

Quiron schrieb:Ja, heute. Und im Vergleich zur Türkei um wieviel Jahre hinterher?

Dieser Kontrast entstand nicht mit Atatürk sondern war vorher bereits vorhanden. Die Türken hatten die günstigeren Entwicklungsgrundlagen in der jüngeren Geschichte der Region.

Quiron schrieb:Und wie ist es mit dem Frauenwahlrecht?

Dort wo es Demokratie gibt, dürfen die Frauen meistens ja wählen. Iran oder Ägypten, die Golfstaaten sind Monarchien, die Zukunft wird zeigen wie lange sie das bleiben können.

@lukistar

Möchtest Du nun an einer Diskussion teilnehmen, in der es dazu gehört, zu kritischen Fragen eine Antwort zu geben, oder möchtest Du hier nur Deine Meinung vertreten und cherry-picking betreiben?

Ich frag Dich nochmal in aller Höflichkeit:

Gibt es Auswertungen über den Erfolg des Kopftuchverbotes?
Wie viele Frauen verzichten auf das Kopftuch`, obwohl es religiöse Pflicht ist, um studieren zu können, sich weiterbilden zu können?
Gibt es Auswertungen, wieviele Eltern / Väter trotz patriachisch konservativer Sichtweise ihren Töchtern die Abnahme des Kopftuches gestatten / erlauben, um sich weiterbilden / höher bilden zu können?

Kalifat

@canales

canales schrieb:Zumindest ist es die Bestätigung, dass es auch offiziell möglich is

Nein ist es nicht im Artikelt steht nur was von Anträgen und nichts von gesetzlich legmititerten Hochzeiten nach Artikel 124. Die Behauptung vom Tagesspiegel stimmt einfach nicht im Artikel 124 TZGB steht ab 16 und nicht unter.


Die Ehefähigkeit beginnt für Mann und Frau gleichermaßen mit der Vollendung des 17. Lebensjahres. Bis zur Volljährigkeitsgrenze von 18 Jahren bedarf es der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters, ab 16 Jahren zudem einer richterlichen Erlaubnis, welche nur "in außergewöhnlichen Fällen und aus einem sehr wichtigen Grund" erteilt werden darf.

https://books.google.de/books?id=Tf_0Pe-HagYC&lpg=PP1&dq=isbn%3A3830515626&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q&f=false S. 54

Marriages in Turkey are governed by the Turkish Civil Code.2 Under the law, individual may not marry until they are 17 years old. However, a judge may permit a individuals who are 16 years old to get married in extraordinary circumstances or for important reasons

http://preventforcedmarriage.org/forced-marriage-overseas-turkey/

The revised 2002 Turkish Civil Code raised the statutory minimum age to 17 years for women (Article 124), putting it on par with that of men. The current minimum age (17) is not in keeping with international norms, however, which hold that 18 should be the minimum age for marriage.The 2002 Civil Code also states that ‘marriage of a person (both men and women) of the age of 16 is allowed by the court decision based on exceptional circumstances’

http://eeca.unfpa.org/sites/default/files/pub-pdf/unfpa%20turkey%20overview.pdf

In 2002, the minimum age of marriage was raised to 17 years for both men and women. However, the civil code allows for marriage at the age of 16 with the consent of the court in “exceptional circumstances”.

http://www.girlsnotbrides.org/child-marriage/turkey/

Article 124 of TCC therefore raised and equalized the minimum age of marriage, such that
women and men may only get married when they are 17 years old, although parental consent is required as this remains below the age of legal competence. While minors who are 16 years old may get married with

http://istanbul.dergipark.gov.tr/download/article-file/7075

@lukistar

lukistar schrieb:Dieser Kontrast entstand nicht mit Atatürk sondern war vorher bereits vorhanden. Die Türken hatten die günstigeren Entwicklungsgrundlagen in der jüngeren Geschichte der Region.

Oja, z.B. Atatürks Verordnungen, das nenne ich begünstigende Grundlagen für Entwicklung. Das Gebiet des heutigen Saudi-Arabien gehörte einst zum osmanischen Reich bis 1922, genau wie die Türkei. Seitdem hat die Türkei einen Vorsprung entwickelt.

lukistar schrieb:Dort wo es Demokratie gibt, dürfen die Frauen meistens ja wählen.

Ja, aber in der Türkei sehr viel früher, als in anderen islamischen Staaten. Sogar früher, als in manchen westlichen Demokratien, was nur beweist, daß es nicht am Islam per se liegen kann. Es liegt nur an religiösen Dogmen, das war und ist im Christentum nicht anders.