Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

@vincent

vincent schrieb:"Jetzt nicht und auch die nächsten Jahrzehnte nicht" oder so ähnlich.

Diese Aussage hätte er sich tatsächlich verkneifen können... es war sicherlich nicht förderlich das in dieser Form zu äussern. Grundsätzlich ist es mM das die Verhandlungen gestoppt werden sollten und man diese Verhandlungen wieder aufnehmen sollte, wenn es denn soweit ist das man sehen kann wohin es tatsächlich mit der Türkei geht.
Zum jetzigen Zeitpunkt ware ein Weiterverhandeln ehr ein Zeichen der Schwäche. Aber Stimmen aus der EU zeigen ja schon das man weiter machen will. Das wäre der nächste Punkt der Schwäche signalisiert: Die EU ist mal wieder nicht einig über ihr Handeln und diese offensichliche Schwäche stärkt die türkische Regierung ohne das diese etwas dafür machen muss.

vincent schrieb:Man greift erstens vor, und verhält sich damit eigentlich auch recht wenig rechtsstaatlich. Ob die Kriterien in den nächsten Jahren erfüllt werden, ist nicht vorherzusagen. Auch wenn es recht unwahrscheinlich ist.

Ja, es ist vorgegriffen und ja ich sehe es auch ehr so das es (zumindest für die nächste Zeit) ehr unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich ist.

vincent schrieb:Ich sehe das einfach nur als Vorwand die ohnehin unliebsame Aussicht einer EU-Mitgliedschaft ad acta zu legen.

Ich weiss nicht ob sie "unliebsam" war oder ist, aber ich denke das die Türkei auf einem sehr guten Weg war. Jetzt sehe ich (das ist nur meine Annahme, wo abzuwarten sein wird was tatsächlich geschieht) die Türkei ehr auf einem Weg zu einem religionsgepägtem Land, das sich von Säkularität weit entfernt. Aber das ist nur eine Vermutung meinerseits.

vincent schrieb:Wie gesagt die Wortwahl ist unterstes Niveau, aber die Reaktion verständlich.

Das sehe ich genau so.

Auweia schrieb:leider muss Österreich bzw. Kern so reagieren, da ja dort die Bundespräsidentenwahl neu entschieden werden muss. Ich denke Kern würde nicht so auf die Pauke hauen, wenn es diese Wahl nicht gäbe.

Das war doch jedem von vorne rein klar ;) so läuft Politik auch wenn ich @vincent zustimmen kann.

Aber lieber das kleine übel als dass größere übel, kern macht das schon gut^^

@Auweia
Okay.. gut, kenne mich in Österreich nicht so aus. Kann ich mir aber gut vorstellen.

@Hawkster
Verhandlungen einfach weiterführen als wäre nichts geschehen, ist natürlich auch nicht schlau. Im Grunde halt wie du andeutest, durchatmen und pausieren.
Also die Aufweichung der Säkularisierung ist in meinen Augen schon ziemlich klar.

Hab gerade kein anderes Foto gefunden. Hier mal ein Eindruck.

Vier Millionen würde ich jetzt mal bezweifeln, aber krass ist es schon.

Naja. Wirft man Erdogan manchmal nicht vor er würde mit Kritik an Minderheiten oder Juden/Israel seine Beliebtheit vergrößern? Da ist es dann aber eine sehr schlimme Sache und bei Kern geht das ok, ist ja nur Wahlkampf?

Langfristig sind solche Wahlkampfmethoden überhaupt nicht gut. Wenn die Mitte die Hasstiraden der rechten übernimmt, hat man eine Verschlimmerung der Fremdenfeindlichkeit.

@vincent

Ehrlich gesagt, kenn ich mich in Ötserreichs Politik auch nicht so gut aus, hab nur mitbekommen wie knapp die letzte Bundespräsidentenwahl war und hab daraus meine Schlüsse gezogen. ;)

@vincent

Wenn die in der Türkei lebenden Menschen das wollen und mit einem religiös geführten Staat zufrieden/glücklich sind, dann ist das völlig in Ordnung. Dazu gehören aber auch Abstriche, wie das "Nicht-in-die EU-passen", selbstverständlich immer abhängig davon wie sehr die Religion das Leben bestimmt.

vincent schrieb:Vier Millionen würde ich jetzt mal bezweifeln, aber krass ist es schon.

Auch wenn das wie ein Widerspruch klingen mag, es ist keiner wenn ich schreibe: Es ist doch toll, wenn die Menschen ihre Regierung unterstützen und feiern. Absolut in Ordnung, vor allem wenn man auch in dem System lebt das man "bejubelt".

@vincent
@Auweia

Also in Deutschland ist auch schon Wahlkampf ... demnach

erte, das Handeln Erdogans müsse direkte Auswirkungen auf die Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit Ankara haben. "Es empört mich, dass die EU-Beitrittsgespräche nicht längst beendet sind. Aber Frau Merkel mahnt nur ganz vorsichtig "Verhältnismäßigkeit" an." Lindner warf der Bundesregierung eine "windelweiche Haltung" gegenüber Erdogan vor. "Weil Recht und Freiheit des Einzelnen keine Rolle mehr spielen, kann er kein Partner für Europa sein.

Die Sozis und Christsozialen machen ihren Wahlkampf hält über den Osten

@lukistar
Schon, aber Israel steht nicht in der Verhandlung über eine Staatengemeinschaft mit der Türkei. Die Basis ist da einfach eher anti-semitisch. Und da sehe ich schon einen großen Unterschied.

@Hawkster

Hawkster schrieb:aber ich denke das die Türkei auf einem sehr guten Weg war.

nein, war sie nicht.

die Anhänger Gülens sollen durch Gülen und Erdogan über Jahre in ihre Positionen gebracht worden sein um politsch missliebige oder machtpolitisch gefährliche Beamte von ihren Stellen zu vertreiben.


Jetzt entfernt er diese wieder und setzt neue, ihm treu ergebene Spetzln auf deren Stellen......in ein paar Jahren gehts dann wieder ans Saubermachen.....

stell dir das mal vor, es hätte bereits einen EU Beitritt gegeben, was das für Europa bedeutet hätte....

den letzten "sanften Putsch" gab es 1997

Bei dem Treffen des Nationalen Sicherheitsrates (MGK) am 28. Februar 1997 teilten die Generäle der Regierung ihre Ansichten zu den Fragen bezüglich Laizismus und den politischen Islam in der Türkei mit. Die Militärs stellten während dieses Treffens einen Katalog mit 18 Forderungen auf und versahen diesen mit einem „ultimativen Realisierungsbefehl“. Diese sollten die von Atatürk eingeführten säkularen Prinzipien vor „reaktionären Umtrieben“[22] beziehungsweise der „religiösen Reaktion“ schützen.[4] Ministerpräsident Necmettin Erbakan sah sich gezwungen, einzuwilligen[23] und unterzeichnete das Memorandum am 6. März.[24]

Unter den Forderungen waren:[4]

*acht Jahre Pflichtschulbildung (statt zuvor fünf)
*die Verminderung der Zahl der religiösen Imam-Hatip-Schulen (diese sollten nur zur Ausbildung Religionsgelehrter dienen, der Bedarf war aber weit übergedeckt; die Militärführung befürchtete, dass die Schulen stattdessen RP-Anhänger und ihr loyale Beamte hervorbringen würden)[22] (((Es wurden mehr)))
*Schließung der von religiösen Gemeinschaften getragenen Schulen bzw. Überführung in staatliche Trägerschaft; Besuch von Koranschulen erst nach Absolvierung der achtjährigen Pflichtschulzeit (((alles andere als erfüllt)))
*Unterstellung jeglicher Angebote für Koranunterricht unter die Kontrolle des Bildungsministeriums
*Kürzung der finanziellen Mittel aller nicht-staatlichen Religionsgemeinschaften und Sufibruderschaften (Tarikat)
*Ausschluss religiöser Aktivisten und Menschen, die ihre Religiosität offen zur Schau tragen, von öffentlichen Dienstleistungen (infolgedessen auch Verschärfung des Kopftuchverbots, insbesondere an Universitäten) (((von Erdogan aufgehoben)))

Anmerkungen in 3fach Klammern von mir


Erdogan betreibt den Umbau der Türkei schon länger und wenn auch manche Beitrittskapitel zum Vorteil von EU und Türkei verhandelt wurden - insgesamt ist die Türkei kein stabiles Land das die Werte Europas teilt.

priviligierte Partnerschaft und Zusammenarbeit auf vielen Gebieten - ja
EU Mitgleidschaft - nein

lieber plädiere ich dafür, Südafrika in die EU aufzunehmen, oder sämtliche Karibische Inseln ;)

@Hawkster
Joa, so ne Massenbewegungen, bei denen nicht getanzt wird, sind mir aber immer etwas suspekt. Aber an sich erst mal kein Problem, stimmt.

lukistar schrieb:Naja. Wirft man Erdogan manchmal nicht vor er würde mit Kritik an Minderheiten oder Juden/Israel seine Beliebtheit vergrößern? Da ist es dann aber eine sehr schlimme Sache und bei Kern geht das ok, ist ja nur Wahlkampf?

Langfristig sind solche Wahlkampfmethoden überhaupt nicht gut. Wenn die Mitte die Hasstiraden der rechten übernimmt, hat man eine Verschlimmerung der Fremdenfeindlichkeit.

Dabei müssten die Rechten doch eigentlich die Türken mögen, so nationalistisch wie die daherkommen.

Und nochmal, die Wahrheit gehört ausgesprochen. Nichts ist daran rechts wenn man feststellt, dass die Türkei kein Kandidat für einen EU-Beitritt ist.

Das weiß ohnehin jeder, aussprechen traut sich das nur nicht jeder.

Die Türkei mit Erdogan ist für Europa auf lange Sicht ohnehin nur eine Lachnummer. Wenn die Flüchtlinge nicht wären, würde man den schon lange abservieren.

Traurig halt nur für die türkische Bevölkerung, die irgendwann mal aufwachen wird und sich fragen wird, was aus ihrem Land geworden ist.

@insideman

insideman schrieb:Traurig halt nur für die türkische Bevölkerung, die irgendwann mal aufwachen wird und sich fragen wird, was aus ihrem Land geworden ist

meinst du, die verpennen tatsächlich das Zeitgeschehen???

einige träumen wohl tatsächlich - von einem neo-osmansichen Reich, von einer Führungsrolle im Mittleren und Nahen Osten, davon wirtschaftlich zu einer Weltmacht zu werden....

@vincent

Türken Bashing gibt es in Europa nicht erst seit den EU Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Die Ablehnung gegen Türken hat in Europa eine lange Geschichte.

Türken sind von der allgemeinen Fremdenfeindlichkeit betroffen, die nicht alle, aber viele Menschen in Europa haben. Wobei die Türken manchmal vielleicht mehr sind als nur der unbeliebte Ausländer.
Der Ausländer der zahlreich ist, organisiert und es auch noch wagt die Stimme zu erheben, ist noch unbeliebter.

@lukistar
Ja, sehe ich ähnlich. Aber ist das verwunderlich, wenn man sich die (osmanische) Geschichte anschaut? Dann noch auf die falsche Seite im 1. WK gestellt..^^

@lukistar

lukistar schrieb:Die Ablehnung gegen Türken hat in Europa eine lange Geschichte.

da hat sich was tief eingebrannt ins kollektive Gedächtnis der Menschen, zB in Rumänien, Ungarn, Wien....

lawine schrieb:einige träumen wohl tatsächlich - von einem neo-osmansichen Reich, von einer Führungsrolle im Mittleren und Nahen Osten, davon wirtschaftlich zu einer Weltmacht zu werden....

Es gibt fantasievolle Träume, aber auch nüchterne die man akzeptieren muss. Mit der Türkei verhält es sich ein wenig wie mit China. Ein großes Volk, für die Verhältnisse der Region, lange Zeit in einer geschwächten Phase verbracht, mit dem wirtschaftlichen Aufstieg, mit den militärischen und politischen Möglichkeiten selbstbewusster geworden, wird man natürlich die Rolle in der Region einnehmen wollen, die der Türkei zusteht und die auf die Region langfristig stabilisierend wirken dürfte.
Ich glaube nicht dass man dabei alle anderen Staaten der Region ignorieren wird, es wird denke ich mehr über die Kooperation mit diesen Ländern laufen und die Führungsrolle wird sich, durch die größeren Kapazitäten und Möglichkeiten, von selbst ergeben, wie mit Deutschland in der EU oder der USA in der westlichen Gemeinschaft.

@lawine

Na und? War ja keine einseitige Geschichte. Die Kreuzzüge sind den Muslimen auch in Erinnerung geblieben und für die Muslime in der Türkei die Ereignisse nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs ebenfalls.

Die Türken erlebten eine Art Zwangsbekehrung zu westlichen Kultur. Man traf damit das politische Zentrum der Muslime damals. So weit kamen die Osmanen in Europa nicht.
Es ist sowieso bemerkenswert das die Osmanen so lange eine entscheidende Macht bleiben konnten und Europa so unter Druck gesetzt haben. Denn Europa hatte schon sehr früh die größeren Möglichkeiten, wirtschaftlich und militärisch, was sich langfristig dann auch gezeigt hat.
Am Ende waren die Muslime die größeren Opfer, nicht die Europäer.

@lukistar
Die islamische Expansion, Jahrhunderte lange Besetzung und das Muslime in Jerusalem damals Heiligtümer der Christen zerstört hatten lässt du bewusst raus?!
Nicht zu vergessen das die Türken vom Osten her Byzanz überfallen hatten und am Ende Konstantionopel eingenommen haben.

Beide Seiten nehmen sich nichts!

Alter falter, da steht gerade die Hälfte von Österreich auf einem Platz. :D

Erdowahn Fanboys versuchen jetzt mit türkischer Alternative für Deutschland auch hier das politische Klima zu beeinflussen.
http://www.huffingtonpost.de/2016/08/02/add-partei_n_11305354.html (Archiv-Version vom 06.08.2016)

Solche Bilder wie in Köln und Türkei wird man dann wohl hier in D häufiger sehen.