vincent schrieb:Etwas Hoffnung zumindest, falls sich die Opposition wirklich einigen könnte. Gül könnte ich mir gut vorstellen, er ist quer durch die Lager halbwegs beliebt.
Wo ist der Unterschied zwischen RTE und Gül? Man ersetzt den einen politischen Islamisten mit einem anderen, der zugegeben bisschen moderater von seiner Art her ist.
Ändert aber trotzdem nix an der Tatsache, dass diese beiden Namen selbsternannte Feinde der türkischen Republik sind.
Gül will ehemalige Akp-Funktionäre um sich scharen, z.B. Ali Babacan oder Besir Atalay, was hätte die Türkei dadurch gewonnen? Diese Namen haben ohnehin in den letzten 15 Jahren die Politik in der Türkei mitbestimmt, deswegen ist es mir persönlich zuwider diese Namen nun auf Seiten der Opposition ins Rennen zu schicken.
Sie haben die aktuelle Situation mitverursacht und haben nachweislichen nix unternommen, um Erdogan zur Raison zu bringen. Deshalb können sie nicht Teil einer Lösung sein.
Bei einem Sieg von Gül wird auf kurz oder lang das Spiel wieder von vorne losgehen. Wir brauchen in der Türkei eine echte Demokratie und das ist nicht möglich mit Verfechtern totalitärer Ideologien.
Das gilt im übrigen auch für die Gegenseite.
Das ist meine Einschätzung zu der ideologischen Seite des Ganzen.
Wenn es nur darum geht, Erdogan vom Thron zu stoßen ist er sicherlich eine gute Wahl.
Er ist einer der Kandidaten, der auch Stimmen von der Akp gewinnen könnte.
Aber hier kommen zwei andere Faktoren ins Spiel: Die Hdp und die Chp-Wähler. Die Hdp müsste die Füße still halten und müsste sich aus der Sache raushalten. Die Hdp-Wähler müssten dann selbstständig auf den Gedanken kommen, dass sie A. Gül unterstützen sollen, ohne dass ihre Partei sich offenkundig zu A.Gül bekennt.
Ansonsten wird es keine Stimmen von Akp-Wählern für Gül geben.
Aber der Zug ist mittlerweile auch abgefahren, weil die Hdp ihre Unterstützung für Gül öffentlich gemacht hat.
Hier stellt sich mir die Frage, warum sich Erdogan nicht dafür einsetzt, dass die Hdp geschlossen wird. Ist natürlich nicht schlecht, wenn man eine Partei hat, die die eigenen Wähler konsolidiert, warum also schließen? Die Fraktion zu der sich die Hdp gesellt hat automatisch schon verschi..en bei den Akp-Wählern. Das ist ziemlich nützlich.
Die Chp-Wähler schreien jetzt schon auf, sie wollen keinen "islamistischen" Kandidaten haben. Sie sind der Meinung, dass ein Kandidat aus den eigenen Reihen antreten sollte.
Der Versuch mit E. Ihsanoglu sitzt denen immer noch im Gedächtnis.
Das Alles ist bezeichnend für die Gegenwärtige Situation der Türkei. Die Alternative für die Akp scheint nur die Ex-Akp zu sein. Das ist mehr als traurig und ein weiterer Schlag für die ohnehin schon taumelnde türkische Demokratie. Die Wählerlandschaft gibt leider auch nicht viel mehr her. Mit einem Anteil von 60-70% an rechten bzw. konservativen Wählern bleibt da nicht viel Spielraum in einem System das 51% für einen Sieg verlangt.