Thorgrim schrieb:Das günstige Gas bringt ihnen gar nichts solange dort eine Oligarchie statt einer vollwertigen Demokratie existiert. Die Ukraine hat immer noch keine leistungsfähige Wirtschaft, obwohl sie schon seit 23 Jahren unabhängig ist. Die Oligarchen (Yanukovich, Tymochenko und wie sie alle heißen) sacken doch alles selbst ein. Am Besten sollten sie mal grundsätzlich jeden von politischen Ämtern ausschliessen der schon zu Zeiten der Sowjetunion Funktionär war.
Die Oligarchen sind jedoch absolut auf beiden Seiten zu finden! Das Problem ist das die Oligarchen gepusht werden von beiden Seiten um ihren Einfluss durch beeinflussbare Einzelpersonen zu binden. Das Problem findet sich in allen Staaten die hauptsächlich auf den Export oder Weitertransport von Rohstoffen angewiesen sind. Mit anderen Worten mittels Oligarchen (ob nun pro EU, pro USA, pro Russland) wird ein Land von dieser Systematik abhängig gehalten. Man wirtschaftet am Volk vorbei.
Wobei man sagen muss das die russische Seite das in Kombination mit direkten Infrastrukturprogrammen im Osten der Ukraine gemacht hat. Der Westen der Ukraine hat bis heute nicht im Ansatz von der EU profitiert. Sie werden Finanzspritzen erhalten die jedoch nur temporär hilfreich sein werden, bis zu dem Zeitpunkt am dem Nord- und South-Stream online gehen, somit Erdöl und Erdgas um die Ukraine herum geleitet wird. Russland wollte ursprünglich weiterhin über die Ukraine gehen, jedoch hat die EU die Megapipelines haben wollen die im Süden und Norden von der Ukraine liegen. Russland ist abhängig vom Export dieser Rohstoffe, tatsächlich sind ihnen da die Hände gebunden und ich bin mir Sicher das in den nächsten Jahren die Ukraine mehr und mehr von der EU und auch von Russland fallen gelassen wird. Die Frage ist was macht die Ukraine dann? Würde ein rationaler Kompromiss zwischen USA/EU und Russland bestehen, eine Art von Transferföderation und man nicht Projekte wie Nord- und South-Stream etabliert würden, so würde auch die Ukraine von diesem Kompromiss profitieren. Doch nun ist sie hin und her gerissen und West/Ostukraine gehen da nicht konform, besonders wenn der Westen zunehmend nationalistischer und damit auch isolationistischer wird. Dieses Land wird solange zum Zankapfel wie die anderen Pipelines noch nicht liefern oder sich noch kein Kompromiss zwischen Ost und West gefunden hat. In dieser Zeit wird das Volk zum Spielball externer Interessen die nunmal die Realität im Land prägen die man auch nicht leugnen kann.
Bei Deutschland ist es sogar recht ähnlich, für unsere Exportwirtschaft sind wir abhängig von günstigen Rohstoffen, würde ein Zulieferer mehr und mehr selbstständig die Preispolitik bestimmen, würden die Preise automatisch steigen, was auch unsere Wirtschaft hemmen würde. Die Ukraine hatte recht solide Infrastrukturprogramme aus Russland erhalten, die nun mehr und mehr wegfallen werden wenn das Land auf West oder Isolationskurs geht. Denn es geht auch um Vertrauen und Zuverlässigkeit. Der Westen der Ukraine ist inzwischen gänzlich verantwortungslos, die werden noch zu spüren bekommen was ihre Eigensinnigkeit gebracht hat und das Volk wird am Ende wieder unzufrieden sein.
Glünggi schrieb:Müssen ja nicht autark sein. Aber wieso müssen sie sich zwischen der EU und Russland entscheiden? Wieso können sie nicht zu beiden gute Beziehungen pflegen?
Die Ostukraine hat genau das über Jahre mehr und mehr angestrebt, einen Kompromiss zu finden. Man muss bedenken das der Osten eine stark russische Volksidentität besitzt und sich mehr mit der GUS verbunden fühlt als mit der EU, jedoch über Jahre konnte der Osten durch den Handel mehr Wohlstand gewinnen als der Westen, der Westen war schon immer eigensinniger in der Hinsicht. Sprich es gab schon eine Art Kompromiss zu und eine Beziehung mit beiden Seiten. Odessa ist ein sehr gutes Beispiel, diese Stadt zeigt das man von diesem Handel durch Kooperation profitieren konnte. Ganz einfach, die Mentalität der Menschen in dieser Region ist einfach vernünftiger und weitsichtiger. Das steht nun auch auf dem Spiel.
Glünggi schrieb:Wieso soll es nur mit oder ohne eine der Parteien gehen? Wieso muss sich die Ukraine selbst verleugnen, bzw. einen Teil von sich und sich einem dieser Machtblöcke anschliessen?
Das ist es was das Land zerreisst. Dass man es vor die Wahl stellt sich für eine Seite zu entscheiden.
Das Problem ist die wirtschaftliche Abhängigkeit von beiden Seiten. Die Ukraine ist leider in der Situation das sie nicht nur geografisch, völkisch so auch sprachlich zwischen zwei "Sphären" liegt, sondern eben auch wirtschaftlich. Denkt man deine Frage weiter müsste man diese Frage auch an Deutschland richten, zur Zeit des Kalten Krieges lag auch unser Land zwischen zwei Machtblöcken und man hat sich zur Trennung entschieden, später hat dann die Nato-Seite ganz Deutschland einverleibt. Denkt man deine Frage noch weiter kommt man beim Isolationismus an. Nationale Eigensinnigkeit ist einfach nur noch falsch und nicht mehr gängig. Man sollte einfach mal die Idee einer Eurasischen Union als Gegengewicht zu den USA durchdenken, oder eine völlig neue Ordnung der Dinge (keine NWO geführt von einzelnen überregionalen, Finanz-Eliten), eine art von Kompromissgesellschaft, nennen wir es die eurasische Brücke, als ausgleichender Zusatz zur Atlantik-Brücke.
Das Hauptproblem ist die fehlende Kompromissbereitschaft der USA so auch von Russland einen Konsens zu finden, beide befinden sich leider noch immer in einer Art kleinen Kalten Krieg und Schauplätze wie die Ukraine und Syrien sind prinzipiell Stellvertreterkriege/Konflikte. Es besteht einfach ein Mangel an Diplomatie auf beiden Seiten.