Sollte Prostitution in Deutschland verboten werden?

Meriruka schrieb:"Verrichtungsboxen"

In Dortmund wurden sie im Zuge von Protesten der Bürger gegen Straßenprostitution wieder abmontiert:

Drei Jahre nach Einführung der Boxen zog die Stadt Köln eine positive Bilanz und wies dabei darauf hin, dass es für die Prostituierten eine deutliche Zunahme der Gesundheitsvorsorge gebracht habe und sie gleichzeitig kaum noch Opfer von Gewaltverbrechen würden.[4]

Im Rahmen des Beschlusses der Stadt Dortmund, angesichts von Bürgerprotesten gegen die sichtbarer gewordene Prostitution, den Sperrbezirk innerhalb dessen die Ausübung der Prostitution verboten ist, auf das gesamte Stadtgebiet auszudehnen, wurden dort im Mai 2011 auch die bis dahin genutzten Verrichtungsboxen entfernt.

Wikipedia: Verrichtungsbox

Bishamon schrieb:In Dortmund wurden sie im Zuge von Protesten der Bürger gegen Straßenprostitution wieder abmontiert:

Scheinheiliges Volk, so nenne ich so ein Verhalten von Bürgern.

Meriruka schrieb:Auf alle Fälle sind sie illegal und sicher auch nicht beim Gesundheitsamt registriert, wo sie regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten untersucht werden würden.

In den 1980er Jahren bestand in Rheinland-Pfalz eine Verpflichtung, dass Prostituierte sich regelmäßig beim Gesundheitsamt untersuchen lassen mussten, ich glaube einmal pro Woche, soweit ich es erinnere. Dies wurde ihnen auch bescheinigt. "Bockschein" wurde das im legeren Sprachgebrauch genannt.
Kamen sie dieser Verpflichtung nicht nach, konnten sie polizeilich vorgeführt werden.
Diese Verpflichtung besteht schon lange nicht mehr. Wann genau diese abgeschafft wurde, weiß ich nicht genau.
Wenn Prostitutierte sich untersuchen lassen, ist das freiwillig.

nairobi schrieb:Diese Verpflichtung besteht schon lange nicht mehr. Wann genau diese abgeschafft wurde, weiß ich nicht genau.
Wenn Prostitutierte sich untersuchen lassen, ist das freiwillig.

Boah, das wusste ich gar nicht. Warum denn das?

Meriruka schrieb:Boah, das wusste ich gar nicht. Warum denn das?

Es gab Gesetzesänderungen.
Aber selbst wenn eine Prostituierte sagen wir mal montags um 11 Uhr untersucht wurde und gesund war, kann sie sich gleich danach mit einer Geschlechtskrankheit anstecken. Und bis sie in der darauffolgenden Woche wieder untersucht wird, kann sie diese schon mehrfach weitergegeben haben.
Im Grunde schützen da am ehesten Kondome, was ja auch allgemein bekannt sein dürfte.

nairobi schrieb:Im Grunde schützen da am ehesten Kondome, was ja auch allgemein bekannt sein dürfte.

In Deutschland gibt es eine Kondompflicht für Sexworker. Für Sex ohne Kondom darf nicht geworben werden (zumindest diesen Punkt gibt es auch in Österreich).

Meriruka schrieb:Warum denn das?

Weiß ich nicht. Sexworker müssen einmal im Jahr zu einer Gesundheitsberatung. Sehr junge Sexworker (ich glaub bis 21) müssen öfters.

Durch die Außerkraftsetzung des Gesetzes zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten am 01.01.2001 wurde des Weiteren die rechtliche Grundlage genommen, auf welcher Gesundheitsämter regelmäßig einzuhaltende Gesundheitsuntersuchungen von Sexarbeiter_innen einfordern konnten.

Das zeitgleich eingeführte Infektionsschutzgesetz setzte nun auf Information und Aufklärung, sowie leicht zugängliche und freiwillige Gesundheitsangebote.

Nicht nur Sexworker sind gegen diese Beratung, die von vielen als Belehrung bezeichnet wird.
So zB die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. mit diesem Positionspapier:

Jegliche Gesundheitsangebote sollten allerdings freiwillig, anonym und kostenlos zugänglich sein und allen Sexarbeiter_innen unabhängig von deren Geschlecht, Herkunft, Aufenthalts- oder Versicherungsstatus zur Verfügung stehen.

Organisationen wie die Deutsche AIDS-Hilfe verweisen in diesem Zusammenhang auf die als besonders effektiv angesehene
Präventionsarbeit zu HIV und AIDS in Deutschland, welche auch schon in der Vergangenheit freiwillig und anonym war. [7]

Die mit dem Prostituiertenschutzgesetz eingeführten verpflichtenden Gesundheitsberatungen hingegen bedroht das Recht der Sexarbeiter_innen auf informationelle Selbstbestimmungen. Zudem sind sie in einigen Bundesländern kostenpflichtig,
darunter z.B. Bayern.

Die bvmd sieht in der Tatsache, dass die Gesundheitsuntersuchungen kein Angebot, sondern einen Zwang darstellen, eine
Diskriminierung der Sexarbeiter_innen, die die Stigmatisierung dieser Tätigkeit weiter fördert.

https://www.bvmd.de/wp-content/uploads/2021/04/Grundsatzentscheidung_2019-11_Prostituiertenschutzgesetz.pdf

nairobi schrieb:Und bis sie in der darauffolgenden Woche wieder untersucht wird, kann sie diese schon mehrfach weitergegeben haben.

Aber dann wird diese Kette unterbrochen.
Dumm wäre sowas nicht.
Und das auch für die Frauen selber.

nairobi schrieb:Grunde schützen da am ehesten Kondome, was ja auch allgemein bekannt sein dürfte.

Naja wer über da ohne Gummi rüberrutscht.
Würgh.
Sollte eigentlich nicht groß bekannt sein müssen sondern selbständige geistige Transferleistung.

Berryl schrieb:Dumm wäre sowas nicht.

ZB das Gesundheitsamt Freie Hansestadt Bremen schreibt:

Sexarbeiterinnen sind nicht grundsätzlich häufiger von sexuell übertragbaren Infektionen betroffen als vergleichbare Bevölkerungsgruppen.

Bei unterschiedlichen Herkunftsregionen zeigen sich allerdings deutlich unterschiedliche Prävalenzen. Im Zeitraum 2012 bis 2015 waren Bulgarinnen und Rumäninnen besonders häufig von STIs betroffen.

https://www.gesundheitsamt.bremen.de/sixcms/media.php/13/3_GBE_Armutsmigration_STI_gs.pdf

Die "RumBul" sind die größte Gruppe der Sexworker in Deutschland. Auch in anderen Ländern Europas sind sie überproportional vertreten.

Berryl schrieb:Aber dann wird diese Kette unterbrochen.

Gibt da immer noch eine Gruppe, die die Kette trotzdem ungehindert befeuert: die Kunden.

Auch das Gesundheitsamt Bremen sieht Zwangsuntersuchungen für nicht sinnvoll:

Ein Angebot, das sich nur an besonders betroffene Gruppe zielt, ist im Sinne erfolgreicher Prävention nicht effektiv. Eine nur auf einzelne Zielgruppen fokussierte Prävention wird als Diskriminierung erlebt und ist in ihrer Wirkung kontraproduktiv. Zugleich ist davon auszugehen, dass Frauen in der Sexarbeit grundsätzlich Infektionsrisiken für sexuell übertragbare Erkrankungen
ausgesetzt sind.

Sich ständig verändernde Migrationsbewegungen und steigende Flüchtlingsströme führen kontinuierlich zu neu einsteigenden Sexarbeiterinnen aus den verschiedensten Herkunftsländern. Diese haben vor allem, wenn sie neu in die Sexarbeit einsteigen, wenig Erfahrung im Umgang mit angemessenen Schutzmaßnahmen gegen sexuell übertragbare Infektionen.

Daher ist auch zukünftig Aufklärung und Beratung ebenso wie niedrigschwellige Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten kontinuierlich notwendig, wie dies bislang im Gesundheitsamt Bremen geschieht.

Meriruka schrieb:Scheinheiliges Volk, so nenne ich so ein Verhalten von Bürgern.

Sehe ich auch so. Hauptsache, man sieht es nicht, kann die Augen fest verschließen und alles von sich weisen. Scheiß auf die Sicherheit der Prostituierten. Ekelhaft.

Ich finde das es gerade auf solchen Plattformen auch mal Gleichberechtigung geben sollte . Männer sollten da gleich viel bekommen wie Frauen. Momentan ist da das Verhältnis eher 99% zu 1 % für die Frauen......

Folgendes muss dringend verboten werden:

Prostitution
Rotlichtviertel
Swinger-Clubs
Pornos (nur der Verkauf, nicht der Besitz.)
Ehebruch und unehelicher Geschlechtsverkehr

Morumotto schrieb:Ehebruch und unehelicher Geschlechtsverkehr

Absolut! Sex generell nur zur Fortpflanzung! Und lachen sollte auch nur noch im Keller erlaubt sein....:palm:

Was passiert denn dann, nach einem Ehebruch oder GV außerhalb der Ehe (Btw, Menschen, die nicht heiraten wollen, haben dann aber echt die Arschkarte gezogen!) Knast?

Photographer73 schrieb:Absolut! Sex generell nur zur Fortpflanzung! Und lachen sollte auch nur noch im Keller erlaubt sein....:palm:

Was passiert denn dann, nach einem Ehebruch oder GV außerhalb der Ehe (Btw, Menschen, die nicht heiraten wollen, haben dann aber echt die Arschkarte gezogen!) Knast?

Du findest das vielleicht merkwürdig, aber laut dem Katechismus der Katholischen Kirche ist
Sex nur erlaubt, wenn es zur Fortpflanzung dient.

Strafen bei Verstößen? hmm Das überlasse ich den deutschen Bischöfen.
Sie sollen das Strafmaß festlegen.

Morumotto schrieb:Strafen bei Verstößen? hmm Das überlasse ich den deutschen Bischöfen.
Sie sollen das Strafmaß festlegen.

Auf jeden Fall. Wir sollten auch die Hexenbulle und den Malleus maleficarum wieder einführen. Dem Klerus die Deutungshoheit und solche Macht über das Leben von Menschen zu geben, hat ja bisher immer schon gut funktioniert.

@Photographer73

Man muss es nicht übertreiben, aber ich halte
es schon für eine gute Idee, die Vertreter der Kirche
einzubeziehen.

Morumotto schrieb:Du findest das vielleicht merkwürdig, aber laut dem Katechismus der Katholischen Kirche ist
Sex nur erlaubt, wenn es zur Fortpflanzung dient.

Man sollte die katholische Kirche verbieten!

Berryl schrieb:Naja wer über da ohne Gummi rüberrutscht.
Würgh.
Sollte eigentlich nicht groß bekannt sein müssen sondern selbständige geistige Transferleistung.

Oh, endlich sind wir mal einer Meinung.

rhapsody3004 schrieb:Man sollte die katholische Kirche verbieten!

Ja, ich kann verstehen dass viele Leute das schlecht finden. Sex spielt bei den meisten
Leuten eine ganz große Rolle. Da ich aber sowieso asexuell bin, hab ich natürlich kein
Problem damit, wenn es mehr nach der Katholischen Kirche gehen würde.
Und um beim Thema zu bleiben: Prostitution könnte dann auch verboten werden.

Da fällt mir eine lustige Geschichte ein.
Als Jugendliche (14 oder so), haben wir mal
bei einer Prostituierten angerufen, und gefragt,
was 1 Stunde blasen kostet. Die hat erst mal gelacht,
und meinte dann, dass wir das 1 Stunde lang gar nicht
aushalten würden. ;-)

Morumotto schrieb:ich halte
es schon für eine gute Idee, die Vertreter der Kirche
einzubeziehen.

Das klingt etwas merkwürdig, wo ein Missbrauchsfall nach dem anderen ans Licht kommt. Da gibt es auch eine Menge an "Fehltritten".
Wusstest Du, dass die katholische Kirche Alimente für die Kinder zahlt, die ein katholischer Priester zeugte?
Sicher tun das nicht alle, aber wie man sieht, ist es sehr schwierig, Sexualität unterdrücken zu wollen.
Da ist eine entsprechende Dienstleistung von einer sich prostituierenden Person, Mann oder Frau, vielleicht eine ganz gute Alternative?

Es gibt keine verlässlichen oder auch nur einigermaßen vernünftigen Schätzungen dazu. Fest steht nur so viel: Priester, die Kinder bekommen, gab es immer und wird es immer geben. Die Kirche muss dafür eine Regelung finden, die den Kindern gerecht wird.

Quelle: https://www.katholisch.de/artikel/15581-die-priester-zahlen-alimente-und-kaufen-sich-frei

Morumotto schrieb:Da ich aber sowieso asexuell bin, hab ich natürlich kein
Problem damit, wenn es mehr nach der Katholischen Kirche gehen würde.

Dann solltest Du Mönch werden oder ein katholischer Priester, denn dann wäre das Zölibat ja wahrscheinlich kein Problem.

nairobi schrieb:Dann solltest Du Mönch werden oder ein katholischer Priester, denn dann wäre das Zölibat ja wahrscheinlich kein Problem.

Als Kind wollte ich sogar Papst werden.
Es ist aber doch sehr schwer, und lässt sich
mit meinem arbeitsscheuen Lebenswandel
nicht vereinbaren.