Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?
18.09.2013 um 18:56Den Herr Klasen finde ich richtig lustig. Ein paar Stolperer im Text aber ansonsten sehr unterhaltsam ;)
Rüdiger Klasen ist Betreiber der Internetseite [xxx Name entfernt, keine Werbung für Vollhonks], ein Sammelsurium seiner pathologisch anmutenden Realitätswahrnehmung. In einer Art Endlosschleife wird wahrheitswidrig behauptet, dass 80 Millionen Deutsche „staatenlos“ seien. Es finden sich zudem antisemitische Verschwörungstheorien, wie beispielsweise die, dass Adolf Hitler in Wirklichkeit Jude gewesen wäre und kapitalistische Interessen vertreten habe. So bringt Klasen den Diktator mit der jüdischen Bankiersfamilie Rothschild in Verbindung, indem er ihn „Adolf Braunschild“ nennt. Und die Bundesrepublik Deutschland und ihre Organe werden ausgerechnet von dem ehemaligen NPD-Mann mit Nazi-Vorwürfen überschüttet.
Bei dieser „Argumentationstechnik“ handelt es sich um eine altbekannte Propagandamasche der „Reichsdeutschen“: Sie selbst wollen nicht mit vernichtenden Nazi-Vorwürfen konfrontiert werden, weshalb sie („Angriff ist die beste Verteidigung“) das heutige Deutschland als „Nazi-Staat“ bezeichnen. Überdies hat das ständige Gerede von „Nazis“, „Nazi-Methoden“ und „Nazi-Gesetzen“ den Zweck, solche Begrifflichkeiten grundsätzlich zu verwässern und zu verharmlosen.
Als weiterer Hauptverantwortlicher für den Angriff auf das Asylbewerberheim wurde der NPD-Vorsitzende des Kreises Hagenow, Rüdiger Klasen, zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.http://www.antisemitismus.net/deutschland/jelpke-5.htm
Rüdiger Klasen ist alles andere, als ein Unbekannter. Er war bis 1992 der Kreisvorsitzender der NPD in Hagenow (bis Juni 1994 noch eigener Landkreis). 1995 wurde er wegen schweren Landesfriedensbruch, versuchter schwerer Brandstiftung, und versuchter schwerer Körperverletzung zu 3 Jahren und 6 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Er hatte am 31. Juli 1992 mit etwa 30 örtlich rekrutierten Neonaziskinheads und unter Führung des damaligen stellvertretenden NPD-Vorsitzenden von Schleswig-Holstein, Heinrich Förster das Flüchtlingsheim in Boizenburg- Bahlen angegriffen. Durch das Lärmschlagen vor dem Haus sollten die MigrantInnen aus der Unterkunft gelockt und dann zusammengeschlagen werden, danach sollte das Gebäude mit Molotowcocktails in Brand gesteckt werden.
Nachdem er vor dem Schweriner Landgericht 1995 gegen Heinrich Förster als Hauptbelastungszeuge aussagte, stieg er angeblich aus der rechten Szene aus. Tatsächlich versuchte sich Klasen als seriöser Antiquitäten- und Diätproduktehändler. Nachdem dies allerdings gegen Ende 2010 scheiterte, wandte er sich wieder langsam der Politik zu.
So verfaszte er 2009 einen in der Ostsee Zeitung abgedruckten Leserbrief, indem er sich abfällig über die Initiatoren der Universitäts- Umbenennung in Greifswald äuszerte. Darin wetterte er gegen „ungebildete, linksextremistische Kulturbolschewisten“ die den Antisemiten Ernst Moriz Arndt als Namenspatron ablösen wollten.
Am 26. Juni 2010 trat er als Redner, neben NPD- Parteichef Udo Voigt, bei einem Seminar der Leipziger NPD im Nazizentrum in der Odermannstrasze auf.
Auszerdem knüpfte er Kontakte in das Milieu der „Reichsdeutschen“ und zu Verschwörungsesoterikern. Seine „Informationen“ werden von ihnen mittlerweile kommentarlos weiter zitiert. In ihren Foren und Blogs spekuliert er u. A. darüber, dasz das Erdbeben in Japan ein HAARP Angriff der USA gewesen wäre, da Japan die USA wegen des angeblichen „9/11 Inside Job“ kritisiert hätte.
Anschlag in Boizenburghttp://www.n-tv.de/politik/V-Mann-in-Anschlag-verstrickt-article129231.html
Im Juli 1992 hatten etwa 30 Männer ein Asylbewerberheim in Boizenburg an der Elbe mit Molotow-Cocktails und Steinen beworfen. Zwischen 1993 und 1995 wurden deshalb 24 Angeklagte zu Freiheits- und Jugendstrafen verurteilt.
Köser schrieb:Also, Klasen, KKR etc. halte ich auch für Blödsinn. Spinner gibt es eben überall - außer hier im Forum natürlich.Hier volle Zustimmung.
Köser schrieb:Das Reich ist nämlich mehr als ein Stück Land, mehr als das Territorium eines Staates oder einer Nation.Nein, das Deutsche Reich ist gerade kein Mythos. Es besteht als Völkerrechtssubjekt (vulgo: Staat) seit 1867. Damals hieß es Norddeutscher Bund und heute Bundesrepublik Deutschland. Was sich dazwischen geändert hat, ist seine Staatsform und seine territoriale Ausdehnung.
Das Reich ist ein Mythos!
Und wer sich nur ein wenig mit Geschichte befaßt kann das auch ganz leicht prüfen.
Köser schrieb:Die Sehnsucht der Deutschen nach Wiedervereinigung des Reiches wuchs weiter, was sich im übrigen auch in der Nationalhymne wiederspiegelt. Die erste Strophe mit dem `Deutschland, Deutschland, über alles...´meint nämlich nicht Größenwahn, sondern drückt lediglich den Wunsch und die Hoffnung aus, daß die Kleinstaaten wieder zu einem geeinten Deutschland zusammenfinden.Hier liegst Du mal wieder richtig.
Köser schrieb:Das Reich wurde in Besatzungszonen aufgeteilt, und unter Fremdverwaltung gestellt. Da lediglich die Wehrmacht kapituliert hat, nicht aber das Reich selber, besteht es logischerweise fort.Fast richtig, weil nicht wie Du denkst.
Köser schrieb:Auf der Potsdamer Konferenz wurde das auch durch die Alliierten bestätigt. Es sollten zudem keine Gebietsannexionen vorgenommen werden, das Reich besteht danach in den Grenzen von 1937 fort; alles Folgende zu regeln beim Abschluß eines Friedensvertrags, der allerdings bis heute nicht geschloßen wurde. Es herrscht also nur ein Waffenstillstand und Deutschland ist nach wie vor nicht souverän sondern ein besetztes Land, das dem Besatzungsstatut unterliegt. Punkt.Äh, nein, siehe unten.
Köser schrieb:Die BRD, also eine Besatzungszone, kann aber keinen Frieden mit den Siegermächten schließen, weil sieVollkommen falsch. Setzen Sechs. Da die Bundesrepublik Deutschland das Deutsche Reich ist (unter anderen Namen), kann sie natürlich alle notwendigen Verträge und Vereinbarungen schließen.
1. während des Krieges gar nicht existierte, und daher auch niemals Krieg gegen die Siegermächte geführt hat.
2. nicht identisch mit dem Reich ist (nach alliierter Vorstellung in den Grenzen von 1937, nach Hager Landkriegsordnung in den Grenzen vom 1.9.1939). Es ist ja wohl auch logisch, daß nur ein souveräner Staat Frieden schließen kann. Die Alliierten können schlecht mit ihrem eigenen Konstrukt, einer der Besatzungszonen, der sich 1990 eine andere eingegliedert hat, Frieden schließen.
Das ist ein Hemmschuh.
Köser schrieb:Zudem kann die BRD, da das Reich laut Potsdamer Konferenz fortbesteht, nicht einmal auf ein eigenes Staatsvolk verweisen, da alle Deutschen per Definiton weiterhin Staatsvollk des nicht untergegangen Reiches waren und sind.Natürlich gibt es ein Staatsvolk: die Staatsangehörigen der Bundesrepublik Deutschland (welche indentisch mit dem Deutschen Reich ist).
Köser schrieb:Ein Staat kann sich zudem nicht einfach in einem bestehenden Staat verwirklichen.Es gibt keinen Staat im Staat. Die Bundesrepublik ist das Deutsche Reich.
Köser schrieb:Im übrigen kann man auch wohl kaum davon sprechen, daß Deutschland wiedervereinigt ist, wenn ihm doch ein Drittel seiner Fläche (Ostdeutschland) noch versagt wird.Außerhalb der in Art. 1 des 2+4-Vertrages definierten Außengrenzen der Bundesrepublik Deutschland gibt es keine deutschen Gebiete mehr.
Köser schrieb:Und wer es noch nicht glaubt, sollte sich jetzt den Paragraphen 185 Bundesbeamtengesetz anschauen (wegen des Geltungsbereiches), nach der Rede von Carlo Schmid bezüglich des Grundgesetzes googeln, und vielleicht noch schauen, was Schäuble, Gysi und andere zur Souveränität Deutschlands zu sagen haben.Au ja, ein einfaches Bundesgesetz bestimmt die territoriale Ausdehnung der heutigen Bundesrepublik… Abenteuerliche Rechtsauslegung.
Köser schrieb:Für alle Beteiligten, die alliierten Siegermächte des zweiten Weltkriegs und auch für die bundesdeutschen Politiker ist es verdammt viel einfacher, Deutschland in der EU aufgehen zu lassen, als seine Souveränität wieder herzustellen. Und genau das werden sie versuchen.Deutschland hat die volle Souveränität. Siehe 2+4-Vertrag.
Früher nannte man so etwas übrigens Hochverrat, weil dies einfach so über die Köpfer des Volkes geschieht und nicht zwingend in seinem Interesse ist.
Köser schrieb:Die Reichsheinis wollen das zwar verhindern - quasi auch souveräner Staat sein, wie England, USA, Rußland etc. es für sich selber ja auch beanspruchen - aber sie wissen nicht, wie sie es anstellen sollen.
Man kann jetzt natürlich sagen: "Was soll´s, ist uns doch egal, was mit uns passiert. Deutschland oder Europa. Ist doch egal."
Ich könnte da zustimmen, muß aber auch sagen: das ist typisch deutsch!
Wandert nämlich ein Türke, ein Engländer, ein Amerikaner, ein Pole aus, so behält er doch immer eine tiefe Bindung zu seinem Herkunftsland.
Deutsche sind hingegen ganz anders. Sind sie ausgewandert, tun nichts schneller, als ihre nationale Bindung aufzugeben und sich ganz dem neuen Land zuzuwenden.
Aber diese mangelnde Bindung, diese übergeordnete Objektivität als ein Charaktermerkmal, das hat sie ja schließlich auch dazu befähigt, über tausend Jahre Europa zu befrieden.
Ganz ohne Machtanspruch und Unterdrückung der Völker.
Seit das Reich allerdings besetzt ist, herrscht Krieg und Chaos überall.
Das meinen diese Reichsheinis wohl. Sie meinen Amerika kann nicht das Reich, Rußland kann es auch nicht. Beide haben es eindrucksvoll bewiesen und tun es noch.
Für sie ist die Reichsidee eben noch nicht gestorben. Sie glauben: nur das Reich kann das Reich und Frieden in der Welt schaffen. Und das hat ehrlich rein gar nichts mit braun, rechts oder Faschismus zu tun.
Außer vielleicht bei Klasen und anderen kleinen Gruppen.
Aber die Idee selber ist größer. Glaubt es!
Und gestorben ist sie auch noch nicht.
Köser schrieb:Die Germanischen Vorfahren beispielsweise, haben sich gegen die Römer behauptet.genau, deswegen war es ja dann am ende das heilige römische reich deutscher nationen. :D
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry
Und wer es noch nicht glaubt, sollte sich jetzt den Paragraphen 185 Bundesbeamtengesetz anschauen [...]Noch mal Nachtrag. Verdammt, hab ich mich doch glatt ins Bockshorn jagen lassen. Der § 185 BBG ist seit 2009 aufgehoben. Davon ab hat er aber immer nur das Wort "Reichsgebiet" definiert, womit natürlich nie ein wie auch immer gearteter Geltungsbereich festgelegt war.
Köser schrieb:Das ist auch gleichzeitig ein wesentlicher Unterschied zu den Seemächten die sich, während das Deutsche Reich für das gesamte Abendland den Kampf ausfocht, sich der sogenannten Kolonisierung hingaben und daran wuchsen.Hier kommt die Einseiigkeit deiner Denke wunderbar klar ans Tageslicht. Mit keinem Wort erwähnt wird, dass auch Deutschland Kolonialmacht war und die feuchten Träume vom Weltreich nicht erst mit Hitler anfingen.
Aber die ging bekanntlich ganz anders, wie wir wissen. Engländer, Franzosen, Spanier, Portugiesen nahmen sich einfach was sie wollten, schlachteten ab, machten sich zum Grande und Sahib und beraubten die unterworfenen Völker ihres Goldes, ihrer Kultur und auch ihrer Sprache. (Auf diese Weise ist später ein damaliges 3 Millonenvölkchen zum Träger der`Weltsprache´geworden).
Daß sie, wiederum im Gegensatz zu den Deutschen, auch die Menschen selber raubten, dürfte allseits bekannt sein.
Köser schrieb:Engländer, Franzosen, Spanier, Portugiesen nahmen sich einfach was sie wollten, schlachteten ab, ...Dabei hast du ganz *hüstel* vergessen zu erwähnen, dass die Deutschen gleich zu Beginn des 20 Jahrhunderts die Völker der Nama und Herero fast ausradierten.
„Die Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen. […] Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen.“[9]Wikipedia: Aufstand der Herero und Nama
Köser schrieb:Das Reich ist nämlich mehr als ein Stück Land, mehr als das Territorium eines Staates oder einer Nation.Sag mal von welchem mythischen Reich faselst Du da?
Das Reich ist ein Mythos!
Und wer sich nur ein wenig mit Geschichte befaßt kann das auch ganz leicht prüfen.
Die Germanischen Vorfahren beispielsweise, haben sich gegen die Römer behauptet. Ganz im Gegensatz zu den Vorfahren der anderen europäischen Nationen, die romanisiert wurden und auch heute noch ihre romanischen Sprachen sprechen. Aber mit den Germanen wollen wir uns gar nicht weiter aufhalten. Es geht ja um das uralte Reich.
Köser schrieb:Dann fegte Napoleon durch Europa, bis er schließlich bei Waterloo von den Preußen vernichtend geschlagen wurde.Von den Preußen?
Köser schrieb:Das gelang 1871 unter Bismark. Das Deutsche Reich mauserte sich zur Weltmacht und bedrohte damit die Vormachtstellung Englands. Darauf folgten zwei Weltkriege, um das Reich zu vernichten und sich - auch mit dem neu eingeführten angelsächsischen Finanzsystem - des Herzens von Europa zu bemächtigen. Was ja auch gelungen ist.Ich denke, das spricht für sich. Das hat mit Geschichte nichts zu tun. Das ist hanebüchender Blödsinn.