@interrobang interrobang schrieb:Der Namensgeber, Sultan Selim I. aus dem 16. Jahrhundert, war im Westen als "der Grimmige" bekannt.
„Mein Kampf geht solange weiter bis Gottes Gesetz, die Scharia, auf der ganzen Welt herrscht oder ich sterbe.“
– Yavuz Sultan Selim,
""Wir haben diesen Namen gewählt, um diesem großartigen Sultan unseren Dank zu zeigen, der das Osmanische Reich in alle Richtungen vergrößert hat, der großartige Eroberungen eingefahren und zahlreiche islamische Relikte nach Istanbul geholt hat."
Bis in den Abend zieht sich die Feier am Bosporusufer. Bands spielen, es wird gepicknickt und getanzt. Doch nicht für alle Istanbuler ist die neue Brücke und vor allem deren Name ein Grund zum Feiern.
"Yavuz Selim Sultan ist dafür bekannt, das größte Massaker der Geschichte an den Aleviten begangen zu haben",
sagt Feti Bölükgiray, Vorsitzender einer der größten Aleviten-Organisationen von Istanbul. Ausgerechnet diesen Sultan zum Namensgeber des Megaprojekts zu machen, ist für ihn und die etwa 20 Millionen Aleviten in der Türkei ein Schlag ins Gesicht.
"Genau jetzt, da der Nahe Osten im Krieg versinkt und an der türkisch-syrischen Grenze ein Konflikt zwischen Sunniten und Aleviten geschürt wird, geben sie dieser Brücke einen Namen, der die Aleviten ganz bewusst verletzen soll! Das ist eine ganz bewusste politische Entscheidung! Sie wissen genauso gut wie wir, woran der Name Yavuz Sultan Selim uns Aleviten erinnert."
Tatsächlich ist die Diskussion um Sultan Selim "den Grausamen" - wie er schon zu Lebzeiten vor gut 500 Jahren genannt wurde - alles andere als ein Geheimnis in der Türkei: Als strenger Sunnit ging Selim hart gegen sämtliche Schiiten im Osmanischen Reich vor. 40.000 Aleviten soll er außerdem umbringen haben lassen, als die sich gegen ihn auflehnen wollten. "
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/2129332/ (Archiv-Version vom 09.06.2013)Sehr feinfühlig und respektvoll, die namenswahl!