Kurz zu Über-/Unterbevölkerung
Man muss sich erstmal die Frage stellen, aus welcher Perspektive das ganze betrachten werden soll. Auf der Makroebene ist es definitiv vorteilhaft, wenn weder Über- noch Unterbevölkerung entsteht, wobei man eine Unterbevölkerung noch besser ausgleichen kann. Jegliche Regelungen, die darauf ausgelegt sind, Menschen für das Kinder kriegen zu sanktionieren, sind ethisch äußerst fragwürdig. Dennoch könnte so etwas aus rationaler -nicht moralischer- Sicht der Gesellschaft und des Staates ein Mittel sein, um der destruktiven Überbevölkerung Herr zu werden. Dieser schwere Eingriff in den höchstpersönlichen Lebensbereich der Menschen wird in Rechtsstaaten derzeit keine Chance haben. Allerdings gibt es hier auch keine relevanten Probleme mit Überbevölkerung. Und auf der Mikroebene ist sowieso alles subjektiv. Soviel dazu.
Noumenon schrieb am 16.06.2013:Was denkt ihr? Soll die Menschheit sich weiter verbreiten, oder zumindest erhalten bleiben, oder soll sie besser aussterben?
Ich glaube nicht, dass man sich dieser Frage philosophisch annähern kann, ohne dabei sein eigenes Welt-, Glaubens- und Menschheitsbild einfließen zu lassen. Wie will man sich dieser Frage überhaupt nähern? Manche vertreten die Meinung, dass es der Mutter Erde besser ergehen würde, wenn die Menschheit von diesem Planeten getilgt würde. Massive Umweltverschmutzung, Kriege und der andere Graus gehörten der Vergangenheit an und die Natur könnte sich wieder relativ gut einpendeln. Dann heißt es weiterhin Fressen und gefressen werden. Lebewesen entwickeln sich, sterben aus.
Interessant ist in dem Zusammenhang die Frage, warum man der Erde, den Tieren, den Pflanzen diese Ruhe vor dem Mensch gönnen möchte und warum man überhaupt glaubt, dass die Welt ausgeglichen sein muss. Warum also kein Lebewesen andere Lebewesen dominieren, kontrollieren und eliminieren sollte. Im Kern vermute ich, dass die Schönheit der Erde erhalten werden soll. Die friedliche Natur, die ihren Weg geht und ging, bevor der triebgesteuerte Affe zu viel Hirn und Verstand erhalten hat.
Dieses Weltbild beschreibt die Menschheit als etwas schlechtes. Als eine Art Tumor, der sich über den Planeten ausbreitet und ihn letztlich vernichten wird. Dazu kommt meiner Erfahrung nach auch die Ansicht, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf ist und so viele schlimme und schändliche Dinge tut, dass es besser wäre, würde er nicht existieren. Es geht also letztlich um eine ablehnende Haltung, die womöglich auch aus persönlichen Erfahrungen und dem Charakter resultiert.
Eine entgegengesetzte Sicht dürfte sich aus diversen Religionen ergeben, in denen der Mensch im Zentrum steht, von Gott geschaffen, und trotz vieler Regeln auf eine unbekannte Mission geschickt. Eine Mission mit Endziel? Der Erlösung? Götterdämmerung? Oder das ewige Existieren? Wie auch immer. Es gibt wohl weniger Religionen oder Kulte, die das Aussterben der Menschheit forcieren - höchstens bestimmte Menschengruppen. Im Grunde genommen ergibt sich die Liebe zur Menschheit (Oder Teilen der Menschheit) aus der Liebe zu Gott, der ja einen Plan hat und uns nicht einfach hierhin geschmissen hat.
Ich persönlich bin mir bei der ganzen Fragestellung sehr unsicher. Ich glaube durchaus an einen Sinn, den ich gerne kurz erläutern werde. Ich vertrete den Glauben, dass das Universum mittels des Lebens versucht, sich selbst zu begreifen. Das könnte man sich als ein Endziel vorstellen, heißt: Es bedarf eines hoch bzw. höchst entwickelten Lebens. Das könnte womöglich auch die Menschheit erreichen. Klingt schräg, aber das ist so eine Vorstellung, die ab und an in meinem Kopf rumgeistert. Wenn ich das als Grundlage nehme, dann wäre die Menschheit zumindest einen Mikrometer in diese Richtung gelaufen. Aber lassen wir das.
Man kann es auch noch anders betrachten. Da wir alle in sozialen Beziehungen stehen, Verwandte haben, Freunde, vielleicht sogar Kinder, die Ziele, Wünsche, Träume haben, wäre der Erhalt der Menschheit schon vielleicht deshalb zu präferieren, weil wir diesen Menschen Glück bzw. ein erfülltes Leben wünschen. Also eher ein altruistisches Motiv in den Fokus rücken, welches sich auf das engere Umfeld bezieht.
Letzten Endes ist auch nicht gesagt, dass es die Menschheit gegen die Wand fährt. Vielleicht ist eine lange Zeitspanne notwendig, bis der destruktive Charakter des Menschen verschwindet. Wer weiß? Ich würde es gerne als Observer irgendwo von da oben mitbekommen. Dann kann die Menschheit definitiv gerne weiterleben.
:)