@Phantomeloi Phantomeloi schrieb:Woher diese Kraft für den Mut "kommt", aus einemj selbst oder "von draußen", das weiß ich bis heute nicht. Es ist mehr als bloße "Augen-zu-und-durch-"Überwindung.
Ich nenne es mal eine Art von Haltung.
Bevor ich dir hierzu was schreibe, möchte ich erwähnen, dass ich in der Kommunikation, wenn sie jedenfalls vermittels der Sprache versucht wird, ein oft problembehaftetes Unterfangen sehe.
Missverständnisse und falsches Interpretieren entstehen sehr leicht. Das nur knapp erwähnt - ich will nicht ausschweifen - und vorweg.
Ob der Mut aus einem selbst kommt oder von draußen...
Ich möchte anhand eines Beispiels zu eräutern versuchen, wie ich es sehe:
Viele Menschen haben Angst davor, mit Nicht-Liebe in Berührung zu kommen.
Wenn es um eine konkrete Situation geht, ist diese Angst sehr oft (!) nicht bewusst. Allenfalls merken die Menschen, dass sie vielleicht versuchen, eben diese Situation zu meiden oder, was auch sehr oft geschieht, aus der Situation als "Sieger" hertvorzugehen.
"Sieg" bedeutet hier, sich in der konkreten Situation so durchzusetzen, dass der Schmerz des Nicht-geliebt-werdens einem nicht bewusst wird.
Viele Menschen, sehr viele, mussten als kleine Kinder sich den Erwachsenen (Mutter, Vater) unterwerfen, um wenigstens nicht wieder die Erfahrung der Nicht-Liebe zu machen.
Als Erwachsener will man diese Unterwerfung nicht wieder erlben ("will" ist relativ zu verstehen, denn der wahre, geschilderte Hintegrung wird den meisten Menschen gar nicht bewusst).
Und was ist in diesem Zusammenhang Mut?
Eine Möglichkeit ist, man setzt sich der Erfahrung der Nicht-Liebe aus, d.h. man sieht der Tatsache ins Gesicht und lässt die Gefühle zu, die in einem ausgelöst werden können, wenn jemand anders in einer konkreten Situation sich einem gegenüber so benimmt, dass man darin nur den Ausdruck von Nicht-Liebe sehen kann.
Mut würde es auch bedeuten, auf den "Trick" des "Siegens" zu verzichten bzw. bereit zu sein, zu erkennen, warum man unbedingt "siegen" will.
Zu erkennen, dass man vielleicht gerade dabei ist, von einem Menschen, der ganz offensichtlich nicht in der Lage ist, nicht das Vermögen besitzt oder die Fähigkeit, überhaupt liebevoll zu agieren.
Gerade mit solchen Menschen verheddern sich oft Menschen, die in ihrer "vergessenen" Kindheit die Erfahrung machten, dass sie nicht geliebt wurden und die von einer manchmal lebenslang anhaltenden, unstillbaren Sehnsucht nach Liebe getrieben werden.
Und gerade eben "gegen" solche Menschen will man auf keinen Fall "verlieren" - man muss "siegen".
Das wäre aber nicht unbedingt mutig, denn man hätte es dann wieder geschafft, den wahren Hintergründen aus dem Weg zu gehen, indem man aus der Situation als "Sieger" hervorgagangen ist.
Mut wäre es, wenn man nicht den unbedingten "Sieg" zum Ziel setzt, sondern in die Situation so hineingeht, dass der Ausgang offen ist, man also auch "verlieren" kann (also keine "Hintertür").
Der Mut, sich dieser Erfahrung auszusetzen, kommt, finde ich, letztendlich aus einem selbst.
Allerdings kann es leichter fallen, diesen Mut aufzubringen, wenn man einen "Ausgleich" hat.
In der oben genannten Situation würde es z.B. bedeuten, dass es einem leichter fallen kann, sich so einer Sit. auszusetzen, wenn man "anderswo" die Zuwendung bekommt, die man braucht, wenn man anderswo in seinem Wesen bejaht, bestärkt wird.
Es kann sehr schwer sein, ohne solch einen Ausgleich dennoch den Mut aufzubringen, sich der "Gefahr" der Nicht-Liebe auszusetzen.
Aussetzen bedeutet hier eben: Ohne die "Rettung" durch den vermeintlichen "Sieg" und ohne eine jegliche Verdrehung der Deutung dessen, was sich in der Auseinandersezung mit einem anderen abgespielt hat inkl. der eigenen Rolle darin.
Und zum Mut, in diesem speziellen, aber auch im allgemeineren Sinn:
Mut wäre nicht Mut, wenn man im Voraus sicher sein könnte, wie etwas ausgehen wird.
@Phantomeloi Phantomeloi schrieb:Ich denke, dass es nicht so einfach ist, erst mal seine Haltung zu finden, die sowohl den friedlichen Aspekt handzuhaben weiß, als auch in der Lage ist, aufrichtig zu kämpfen, im Sinne sich zur Wehr zu setzen.
Diese Worte sind ein - jedenfalls für mich - nicht gerade häufig vorkommendes 100%iges Übereinstimmen mit dem, wie ich es sehe.
Es freut mich.
Ein möglicher Weg zu dieser Haltung kann vielleicht im Laufe einer - wenn notwendig auch längeren - Auseinandersetzung enstehen.
Einer Auseinandersezung mit dem Ganzen, d.h. mit der Situation im Konkreten und auch und notwendigerweise mit sich selbst.
Vielleicht auch eine Selbst-befragung:
Was eigentlich vor sich geht (versuchen, zu verstehen, was gerade ist).
Was man in der konkreten Situation möchte, will und kann.
Was sind die Möglichkeiten?
Was ist gut für einen selbst?