Der Beweis: Es gibt keine Seele
29.05.2017 um 13:25KL21 schrieb:n ur sie erklärt eben nur das, was materialistisch und rational erklärt werden kann, ohne etwas zu riskieren.Mir scheint, Du hast Vorurteile.
KL21 schrieb:gehst weder auf Hegel noch auf Scheler einHast Du denn überhaupt verstanden, was Hegel oder Scheler meinen, wenn sie von "transzendieren" sprechen? Das ist mitnichten auf der gleichen Ebene wie das, was Du über "Bewusstheit" und "unbewusstes Seinsfeld" fabuliert hattest.
Gehen wir mal Dein Scheler-Zitat durch:
KL21 schrieb:Als biologische Erscheinung, als Lebewesen sei der Mensch ein „erblich krankes Tier“, das sich „in einer Sackgasse verlaufen“ hat, ein „Übergang“, ein faux pas, im Grunde eine bloße Verlegenheit der Natur.Man könnte auch sagen, dass der Mensch aus biologischer Sicht eine Anomalie darstellt.
KL21 schrieb:Insofern ist diese Annäherung an den Menschen von der Natur her abzulehnen. Der Versuch einer natürlichen Erklärung des Menschen führt immer wieder zur Wiederholung des großen Irrtums der europäischen Geistesgeschichte: zum Humanismus.Mit anderen Worten: Wenn man herausfinden will, was es mit dem Menschen als Mensch auf sich hat, muss man einen anderen Zugang finden als den, der durch die Natur aufgezeigt wird. Der Mensch als Naturwesen ist noch nicht der Mensch, den wir als "menschlichen" Menschen kennen. Der Humanismus begründet sich jedoch auf die Tatsache, dass aus biologischer Sicht die Menschen gleich sind. Darum ist das ein Irrtum, denn der Mensch, der Gegenstand des Humanismus ist, ist eben nicht das Naturwesen Mensch, sondern die "Anomalie" - also das von der Natürlichkeit abweichende Wesen.
KL21 schrieb:Das wahre Wesen des Menschen liegt jenseits seiner biologischen und sozialen, auch vernünftigen Funktionen: der Verstand ist biologisch gesehen eine Krankheit.Über den Verstand als Anomalie kann man den Menschen also nicht als Menschen bestimmen, sondern muss einen anderen Zugang finden. Diesen sieht Scheler im der geistigen Personalität:
KL21 schrieb:Das wahre Wesen des Menschen sei seine geistige Personalität, die darin gründet, dass der Mensch transzendiert, ja selbst eine Gestalt der Transzendenz ist.Und hierin zeigt sich der Wert der Anomalie: Indem der Mensch kraft seines Verstandes in der Lage ist, seine natürliches Wesen hin zur Persönlichkeit zu überschreiten (transzendieren), "erfindet" oder "erschafft" er sich selbst als Person, die in einer "Welt" heimisch ist, die gerade nicht Natur ist, sondern - allgemein gesagt - Kultur, aber eben eine Kultur im Sinne einer als Ideal vorgestellten geistigen Welt (Kant würde vielleicht vom "Reich der Zwecke" reden), zu der er als Person Zugang hat.
Doch wohlgemerkt: Diese geistige Welt ist ein kulturelles Artefakt, eine Imagination, welche infolge der Transzendierung des rein Natürlichen zustande gekommen ist. Und diese Transzendierung wurde möglich, weil der Mensch eine Anomalie der Natur darstellt. Voraussetzung ist also die erworbene "erbliche Krankheit" des Verstandes. Und die entsteht nun mal über das Trägerorgan Gehirn, welches auf biologischem Wege als Folge diverser Mutationen entstanden ist.
Die "Erbkrankheit Verstand" erweist sich als Folge des biologischen Prozesses der Mutationen, die die Evolution nach sich ziehen. Aber diese "Erbkrankheit" erweist sich nun als Vehikel, um über Transzendierung aus dem natürlichen auszubrechen und eine eigene - geistige - Welt zu konstituieren und zu erschließen, indem man als Person darin heimisch wird.
Darum schreibt Scheler davon, dass das wahre Wesen des Menschen seine geistige Personalität sei - und nicht irgendwelchen Schwurbelkram, den man in diversen Esoterik-Broschüren zu lesen bekommt.
KL21 schrieb:Als geistige Person ist der Mensch nicht „Teil der Welt“, der objektiven Realität, sondern der idealen Wirklichkeit.Eben: "ideale Wirklichkeit" - also eine als Ideal gedachte Wirklichkeit in Angrenzung zur real vorgefundenen natürlichen Wirklichkeit, aus der der Mensch als Naturwesen erwachsen ist. Und da er nun daraus "erwachsen" ist und sich der imaginierten idealen Wirklichkeit zugehörig fühlt, ist er zugleich "erwachsen" geworden - nämlich als Person.
KL21 schrieb:Um sich als geistige Person zu konstituieren, muss er die Wirklichkeit „entwirklichen“, von dem, was „ist“, abstrahieren, es als nicht existierend denken.Mit anderen Worten: Die Natur spielt in der imaginierten (abstrahierten) Wirklichkeit keine Rolle mehr. Sie "wirkt" nicht mehr dort hinein, so dass sie ent-wirklicht gemacht wurde. Der Mensch als Mensch - als geistige Person - existiert nicht mehr als Naturwesen, so dass umgekehrt die Natur nicht mehr in der Person existiert.
Aber wie Scheler richtig schreibt, muss er das "denken" - er "ist" es nicht von sich aus, also nicht von seinen natürlichen Wurzeln aus. Und damit erweist sich die ideale Wirklichkeit als eine gedachte Wirklichkeit und nicht als die primäre, wie es diverse Schwurbler nahelegen möchten.
Ich hoffe, es ist klar geworden, dass man durchaus differenzieren kann, zwischen philosophischer Metaphysik und haltloser, weil beliebiger Schwurbelei, die mit nebulösen Begriffen hantiert, ohne etwas darzulegen, geschweige denn zu erklären.