Peisithanatos schrieb:Du sagst ohne Gehirn gibt es keine Wahrnehmung, aber wie kann es dann einen "eigenschaftslosen Beobachter" geben?
Ohne Gehirn keine Sinnes-Wahrnehmung, das Gehirn ist ja nur ein neuronaler Knotenpunkt und ein Verwaltungszentrum für Informationen. Der "eigenschaftslose Beobachter" ist metaphysischer Natur, man kann es nicht mit weltlichen Begrifflichkeiten beschreiben. Intuition trifft es aber am besten. Ob diese nun körperlos oder körpergebunden existiert ist unklar, das werden wir sicherlich erst dann wissen wenn es mit dem eigenen physischen Leben zu Ende geht. Oder es folgt wirklich nur ewiger, traumloser Schlaf, absolut nichts.
Peisithanatos schrieb:Daraus folgt, wir können deine Annahme nie überprüfen - das ist es ähnlich wie mit dem Gläubigen, der eine Gotteserfahrung macht.
So ist es und ich halte eine Prüfung dessen auch nicht für relevant fürs Leben, wenn man ohne Angst vorm Tod lebt, sollte man auch ein mögliches Danach nicht fürchten. Aber auch nicht die endlose Stille. Im Leben ist nur eines von Relevanz, das bestmögliche für sich und hoffentlich geliebte Menschen zu bieten. Also sich selbst und seinen Mitmenschen ein möglichst angenehmes Leben zu bieten, vielleicht auch das eine oder andere Abenteuer und dann und wann etwas Solidarität.
Peisithanatos schrieb:Es beantwortet die Frage mit einem Ja, da ja davon ausgegangen wird, dass es auch Universen ohne bewusste Wesen, ohne Bewusstsein, ohne Beobachter gibt, wo alles nur eine Ansammlung von Materie ist - ein materialistischer Ansatz also.
Beim rein materialistischen Ansatz frage ich mich aber immer, was ist denn eigentlich Materie wirklich? Wenn nicht nur geronnene Energie?
E=mc²: Materie als geronnene Energie
Energie kann in Masse umgewandelt werden und umgekehrt. Mit den Begriffen muss man hier ein wenig aufpassen, denn in der Masse ist ja schließlich diese ursprüngliche Energie immer noch vorhanden. Sie ist also nicht weg, sondern hat lediglich eine andere Erscheinungsform angenommen.
http://www.drillingsraum.de/room-emc2/emc2.htmlAuch interessant sind die Muster in der Natur die kymatischer Natur sind. Alles im Universum ist nur Energie und Schwingung, hatte schon Tesla richtig erkannt:
Der Begriff Kymatik wurde von dem Schweizer Naturforscher Hans Jenny für die Visualisierung von Klängen und Wellen geprägt. Das Wort ist vom altgriechischen κῦμα für Welle abgeleitet. Im Englischen hat sich die Bezeichnung Cymatics eingebürgert.
Ausgehend von Arbeiten Galileo Galileis, Robert Hookes und besonders von Ernst Florens Friedrich Chladnis entwickelte Jenny durch systematisches Variieren der Parameter die Technik zum bildgebenden Verfahren von Klängen weiter.
Ein einfaches Verfahren besteht darin, eine Platte (z. B. Glas oder Blech) mit einem feinen Pulver (z. B. Ruß oder Blütenpollen) gleichmäßig zu bestreuen und durch anstreichen mit einem Geigenbogen in Schwingungen zu versetzen. Die sich bildenden Muster werden Chladnische Klangfiguren genannt. Heutzutage werden Lautsprecher eingesetzt und durch geschickte Beleuchtung und Einsatz von Videotechnik können auch Schwingungen in Flüssigkeiten visualisiert werden.
Wikipedia: KymatikDer rein materialistische Ansatz ist also selbst noch nicht klar definiert worden. Ist Materie ein fester Stoff oder nur ein Energiekraftfeld in einem spezifischen Zustand in kausalen Wechselwirkungen? Energie im Energieerhaltungssatz ist jedenfalls unzerstörbar und befindet sich nur in spezifischen Zuständen und Erscheinungsformen. So sind Leben und Tod auch nur sich abwechselnde Zustände. Ich denke mal da ist noch mehr was wir noch nicht wissen können.
Peisithanatos schrieb:Für mich setzt jeder Prozess und jedes Werden Polarität, Unterschiede voraus (Heraklit nennt deshalb auch den Krieg den Vater aller Dinge) wie z.B. Wasser nur fließen kann, wenn es einen Höhenunterschied gibt und Strom nur, wenn eine Ladungsdifferenz herrscht.
Nun ist die Frage, sind es die Gegensätze die da prägen oder einfach nur die Wechselwirkungen der Unterschiedlichen Kräfte die wirken? Der Höhenunterschied allein bringt Wasser noch nicht zum fließen, es ist auch möglich das eine Flüssigkeit mit geringere Dichte nach oben fließen kann. Im Ozean fließt Wasser heißer Quellen auch nach oben. Die Gravitation allein bestimmt auch noch nicht ob etwas nach unten fällt oder nach oben steigt. Auch die Ladungsdifferenz bringt noch nix, wenn keine Ladungsträger zwischen ihnen vorhanden wären und beide "Pole" verbinden würden. Gleiches auch beim Magnetismus in Form magnetischer Felder zwischen den Polaritäten. Man kann es nur als Ganzheitlichkeit erkennen, es ist eben wie beim Yin und Yang, nur das zwischen ihnen ein ganzes Spektrum besteht.
Yin und Yang können einzeln nicht existieren, sie bedingen einander und ergeben damit die Ganzheitlichkeit aller Wechselwirkungen in Form dieses schönen Symbols.
Peisithanatos schrieb:Für dich wäre ein "ganzheitliches Sein" nicht kompatibel mit dem steten Kampf der Dinge, viell. hat sich deswegen das Konzept der "reinen Kausalität" bei dir etabliert.
Nein, die Ganzheitlichkeit inkludiert ja den scheinbaren Kampf der Dinge, es ist Teil dessen und wird nur durch den Menschen als "Kampf" gewertet, dabei ist es einfach nur eine kausale Wechselwirkung. Die Natur ist voll davon und ergibt ein Rauschen. Der Mensch kann sich im Rauschen verlieren und will die Einzelheiten in ihnen erkennen, dabei ergibt das Rauschen in seiner Gesamtheit ein angenehmes Schwingen, kann zur Melodie und zum Rhythmus werden. Die Harmonie ist eine Einstellungsfrage und keine analytischer Betrachtungen.
Da wo du Kampf siehst, es ich Wechselwirkung und Energietransformation, bzw. die Veränderung von Zuständen und dessen Bewegungen, so auch Interaktionen. Reibungsenergie eben. Nur beim Menschen gibt es den Kampf in dessen moralischen Konzepten. In der Natur ist z.B. das Paarungsritual nur ein Aufwand der dem Weibchen die Paarungsbereitschaft signalisieren soll, vielleicht auch dessen Durchsetzungskraft und Fruchtbarkeit.
Früher als ich noch in der mentalen "Matrix" meines Egos gelebt habe, da teilte ich auch die Sichtweise von Nietzsche "Leben ist Kampf". Prinzipiell stimmt das, dabei ist es nur Existenzabsicherung. Ein Kampf findet jedoch nur zwischen gegensätzlichen Interessen und Ideologien statt die vom Menschen erschaffen wurden.
Nach der Selbsterkenntnis steigt man über diese begrifflichen Definitionen die vom Ego stammen.
Peisithanatos schrieb:Da ich aber ein Mensch bin, der permanent zwischen verschiedenen Spannungszuständen wandert, zwischen Negation und Bejahung, ist wahrscheinlich für mich der "Krieg" plausibler.
Nun Krieg ist eine Einstellungsfrage des Egos, wenn es diese Spannungen als Angriff werdet, wird es sich sicherlich auch verteidigen und in den Krieg ziehen. Doch Krieg existiert nicht, jeder menschliche Konflikt wird als Form des Krieges verstanden, ist am Ende jedoch auch wieder nur ein Wechselspiel der Kräfte. Da hilft nur die Dialektik im Denken. These-Anthithese-Synthese.
Peisithanatos schrieb:Der Buddhismus ist ja im Grunde genommen eine radikale Infragestellung aller Selbstverständlichkeiten... kein Gott, kein Selbst, keine unsterbliche Seele, die Einzelphänomene haben kein Sein.
Gott ist die Ganzheitlichkeit allen Seins, dazu gehört auch das Selbst in seiner Reinheit. Im Buddhismus gibt es schon Gott, nur eben nicht als personifizierbare Dinglichkeit, es ist die schöpferische Instanz des Seins selbst und macht sich mit der Selbsterkenntnis bemerkbar, wenn das Denken ganzheitlich wird. Daher ist dies auch die Erleuchtung, man wird zu Buddha und hat sein Selbst in der Ganzheitlichkeit erkannt.
Es ist richtig, im Buddhismus betet man nicht zu Gott oder zu irgendwas speziellem, man betet nicht mehr, sondern man meditiert und geht in der Ganzheitlichkeit allen Seins auf, man schnuppert mal ins Nirwana.
Buddha hat, als er unter einem Baum saß schlagartig die Erleuchtung erfahren. Die "Anhänger" Buddhas, die Buddhisten, erhoffen, dass auch sie, wenn sie der Lehre des Buddha folgen, auch diese Erleuchtung erlangen. Erleuchtet zu sein, bedeutet, mit dem Höchsten Absoluten verbunden und mit seiner Kraft erfüllt zu sein. Das "Höchste Absolute" wird bei uns als "Gott" bezeichnet.
Jetzt soll jeder für sich entscheiden, ob Buddhisten an die Existenz Gottes glauben, oder nicht.
Im Buddhismus gibt es keine eindeutige Aussage über Gott, es spielt da einfach keine große Rolle und muss auch nicht benannt werden. Im Islam hat man ja eigentlich auch die strikte Regel sich kein Bildnis Gottes zu machen, eigentlich dürfte man es nicht mal benennen, da es so zu begrifflichen Deformationen und Desinformationen durch Fehlinterpretationen kommen kann. Daher ist die Hingabe allein im Gebet oder der Meditation zu finden und bedarf keiner Bilder und Worte im Kopf.
Peisithanatos schrieb:Auf den ersten Blick auch sehr pessimistisch und lebenspragmatisch zugleich... Leben ist Leiden, Erlösung gibt es nur, wenn man sich vom Leben mit seinen unendlichen Bedürfnissen, Begierden löst.
So ist es und dabei muss man einfach nur etwas leidenschaftsloser werden, so auch die Illusionen im Leben erkennen die auf das Ego wirken und vom Ego kommen (Wechselwirkung).
Peisithanatos schrieb:Die Frage, die ich mir immer bezüglich dieses Systems stelle ist, kann es überhaupt Erlösung geben, wenn es kein Selbst und eine Seele, die daran geknüpft ist gibt und auf der anderen Seite das irdische Rad des Samsara sich ewig dreht? Müsste dazu nicht das Gesamtsystem des Samsara im Nirwana verschwinden?
Stell dir vor, du wirst ständig wiedergeboren, weil du noch nicht im Leben zur Erleuchtung erlangt bist, die Erlösung liegt dann allein in der Erleuchtung und damit im Nirwana. Bei diesem Zustand verliert man alle Ängste aber auch alle Leidenschaft im Leben, man ist nur noch ein bewusstes Wesen das auf seinen physischen Tod wartet aber auf der Reise dahin alles bewusst genießt, mit innerer Ruhe und Harmonie. Dann und wann können alte Muster des Egos und der Illusionen im Samsara noch wirken, wird sie aber als das akzeptieren was sie sind. Flüchtige Schatten an einer Wand.
Das alles ist sehr sinnbildlich und metaphysisch zu verstehen. Ob und wie es nach dem Leben weitergeht wissen wird nicht, da wir keine Erinnerungen an eine Existenz vor unserem Leben haben. Es ist also wieder eine unbekannte Variable und Möglichkeit, es kann, muss aber nicht so sein
;)Peisithanatos schrieb:Viell. ist Sprache nicht ausreichend, um näher zum "Seinskern" vorzudringen. Gefühle, Stimmungen und Intuition sind manchmal viel näher am Eigentlichen des Daseins.
Und genau diese Erkenntnis ist der erste Schritt gen Erleuchtung!
:)Der Verstand ist analytisch und rational, das Gefühl und die Intuition sprechen eine andere "Sprache". Das Gefühl ist nicht nur ein hormonelles Gemisch, sondern ein Wechselspiel zwischen "innen" und "außen". Die Erleuchtung ist dann eine Erkenntnis die dann sogar der Verstand verstehen wird, es gibt keine Trennung zwischen innen und außen, alles ist Eins.
Der Verstand versucht zu teilen, begnügt sich mit Mathematik, doch der Verstand wird erst im Einklang mit der Intuition erkennen, die Ganzheitlichkeit allen Seins ist unteilbar, selbst wenn man jedes Atom spalten würde, die Ganzheitlichkeit wäre noch immer da, nur die spezifischen Zustände wären anders. Die einzelnen Zustände verlieren mehr und mehr an Bedeutung, so auch das Rollenspiel des Egos, welches das wahre Selbst verhüllt.
Jedenfalls sind das die Erkenntnisse die ich im Laufe der Zeit gewonnen habe und meine Erleuchtung war auch ein Zustand den ich nicht mit Worten beschreiben kann, es kam während des Schreibens eines Beitrages. Das bedeutet aber nicht das ich nun über alles erhaben bin, nein ich muss auch noch mit meinem restlichen Leben irgendwie klar kommen, in der Hinsicht ändert sich nix, nur man kann mehr über die eigene Existenz schmunzeln. Fast alle Monty Python Filme werden dann plötzlich noch mal viel mehr "Sinn" machen als einem vorher bewusst war
:D