Solipsismus - Widerlegung
07.11.2013 um 21:01
Na ja - loa sagte mir nichts - deshalb hab ich jetzt ein wenig rumgelesen. Fragen will ich dich dazu in der Tat nicht. Denn du wirst mich einschätzen können nach dem, was ich dazu sage:
Das ist natürlich bis zu einem bestimmten Punkt vollkommen trivial. Aus der Psychologie wirst du auch wissen, dass z.B. Selbstwert-Gefühl keinen Ausgleich erfährt. Wäre dann der Fall, wenn Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl von solchen mit hohem angezogen werden würden. Das ist aber nur ausnahmsweise der Fall. Und zwar eben genau deswegen, weil bei uns ein eintsprechender "Mechanismus" greift:
Selbstwertgefühl ist irgendwie "ansteckend" - andere partizipieren gewissermaßen am "nach außen gestrahlten Selbstwertgefühl" und finden sich selbst dadurch "gehoben" - und das, obwohl das gehobene Selbstwertgefühl des einen in Wahrheit sehr oft mit der Abwertung anderer einhergeht. Ich meine, welcher Künstler oder Fußballstar käme auf die schräge Idee zu sagen: "Eure Begeisterung alleine gibt mir schon so viel - es muss nicht sein, dass ich dafür von euch auch noch einen Haufen Geld kriege". So "funktioniert" das nicht. "The winner takes it all" - oder (im Negativen): Das Schicksal straft immer doppelt. Der Sieger hat nicht nur den Sieg. Er bekommt dazu noch Ruhm, Ehre, Schotter. Der Verlierer hat nicht nur die Niederlage zu verkraften. Er erntet auch noch den Spott.
So was muss sich in der Evolution übrigens in dieser Weise herausbilden (das ist ein durchgängiges Prinzip), weil es in vielen Bereichen wichtig ist, dass eine deutliche Trennschärfe entsteht. Auf der einfachsten Ebene die sogenannte "laterale Inhibition". Deshalb musste sich gleichzeitig etwas entwickeln, wodurch diese Doppelung DORT ausgeglichen werden konnte, wo es wiederum erforderlich war. Gerade im sozialen Bereich ist eine Gesellschaft nicht mehr überlebensfähig, wenn die "berühmte Schere" zwischen Arm und Reich / zwischen Glück und Unglück zu weit aufgegangen ist - wiewohl sie in der Tendenz immer und immer wieder aufgehen wird (das sind also zyklische Prozesse).
Der Ausgleich hier heißt also Identifikation(sprozess) - das (scheinbare) Partizipieren an Glück / Ruhm / Rang / sozialer Stellung anderer.
So - bis hierher ist die "Geschichte" also "trivial" für mich. Genauso wie es trivial ist, dass wir sehr oft durch Menschen angezogen werden, die wir selber attraktiv finden (sehr oft vollkommen unbewusst).
Wo ich nicht mitgekommen bin und wo mich das auch überhaupt nicht interessiert, da geht es um den "esotherischen Touch" der Angelegenheit. Vor ein paar Jahren ging eine Frau durch die Medien, die propagierte, man bräuchte nur eine Bitte ans Universum zu richten. Sobald man sich in völligem Einklang mit dem Universum befinde, würde sich diese Bitte erfüllen.
Hier sage ich also nichts weiter zu diesem Thema.
Ich greife nur nochmal etwas weiter aus und versuche das etwas allgemeiner zu fassen:
Inhalte (egal worum es geht) sind zwar vordergründig gesehen stets das Ziel unserer Interessen. Ob ich mich für das Bäckerhandwerk interessiere, einen Boule-Verein, ob mich Physik neugierig macht oder ich mich von indischen Lehren angezogen fühle - das ist dabei vollkommen gleich. Richtig analysiert sind die Inhalte für uns Menschen (unser "Allgemein-Befinden") aber nur extrem nachrangig. Man kann im wesentlichen 5 Bereiche aufzählen, die für uns Menschen dabei von hoher Bedeutung sind (ich weiß nicht, ob ich die jetzt alle aus dem Ärmel schütteln kann):
1. Struktur - je einfacher gestrickt der Mensch, je wichtiger dabei sind Rituale. Was für den einen Stumpfsinn - das ist für den anderen erfüllendes Leben (Gebets-Mühlen / Gesänge / Gebete usw. oder die Entsprechungen dazu in allen sonstigen Bereichen des Lebens).
2. Soziale Vernetzung - Eingebundensein - Gruppenzugehörigkeit: Wer wir als Menschen sind, erfahren wir nur minimal aus uns selbst. Bei den meisten gebt es mehrere Ebenen / Bereiche an denen sie sich und ihre eigene Bedeutung festmachen. Dazu zählt wesentlich die Zugehörigkeit.
3. Eng damit verflochten der Rang - der gewissermaßen die quantitative Notation der vorauslaufend genannten Qualität erlaubt.
4. Harmonie. Dabei natürlich sehr wichtig die Kernbereiche Familie und Leistung. Harmonie im Leistungs-Bereich bedeutet wesentlich, dass ich vorwiegend genug gefordert, aber nicht zu häufig überfordert bin: Es ist gewissermaßen "auf mich zugeschnitten"
5. Das ist der letzte Punkt - hier erst wären wir beim Inhaltlichen - der überhaupt nur für einige Wenige tiefere/größere Bedeutung erlangt und nicht für alle: Das ist die Entwicklung. Das "arbeitende Volk" entwickelt sich wenig - Menschen mit sehr ausgeprägten geistigen Eigenschaften/Qualitäten "verarmen", wenn sie in allen Bereichen "glücklich oder zufrieden sein könnten" - sich geistig aber nicht entwickeln und entfalten können.
Gut - das ist jetzt grob - vielleicht teilweise nicht wirklich treffend und eventuell auch nicht vollständig - wie immer, wenn man die Unendlichkeit unserer menschlichen Eigenschaften in irgend-ein "5-Punkte-Programm" schnüren möchte. Das können immer nur Anhaltspunkte sein. Mehr nicht.
Was ich insgesamt sagen möchte, ist nur folgendes: Jeder muss irgendwie SEINEN Weg finden. Für mich persönlich ist dabei das Inhaltliche (von außen betrachtet) nachrangig - auch wenn es (von innen betrachtet - für den jeweiligen Einzel-Menschen) von extremster Bedeutung sein kann, ob es ihn nun zum Bäckerhandwerk, zur Malerei, zur Experimentalphysik usw. zieht. Man muss es noch etwas anders drehen, damit es deutlich wird:
Das "Wundersame" dabei ist die Bedeutungs-Beimessung. Die geschieht IN UNS. Einer misst einem fallenden Blatt Bedeutung zu (oder es geschieht einfach in ihm) - ein anderen nimmt das gar nicht wahr - es bedeutet ihm gar nichts.
Die tiefste Bedeutung erleben wir als "Sinn" - und es scheint so, dass wir alles mindestens EIN MAL erst erlebt haben müssen, bevor wir selbst das Gefühl entwickeln, DERJENIGE zu sein, der Bedeutung beimisst oder zuordnet. Wir können also nicht vollkommen frei darüber entscheiden, "was uns etwas bedeuten soll" - wir können nicht "wollen wollen".
So - und für uns Menschen (aus deren "Durchschnitts-Muster" du etwas herausfällst) ist es im breiten Durchschnitt also nicht von primärer Bedeutung, WAS sie machen - was für sie von Bedeutung ist. Die wesentlichste Bedeutungs-Beimessung (oder Bedeutungs-Steigerung) erfahren sie dadurch, dass für sie ein Tun/ein Interesse/ein geistiger Inhalt von Bedeutung ist, der für andere EBENFALLS von Bedeutung ist. Wir sind Herden-Tiere und werden es immer bleiben. Für die meisten gilt: Geteiltes Glück ist doppeltes Glück - geteiltes Leid ist halbes Leid.
Und die (für die das so verstärkt gilt) zeigen diesbezüglich ein eher unbewusstes Verhalten. Sie verhalten sich "automatisch" so - sie haben aber kein Wissen um ihr Verhalten. Schlagwort dazu: Wenn man Menschen nach ihren Motiven befragt, stellt man durchgängig fest, dass sie sich "viel intelligenter verhalten als sie reden". Will sagen: Ihnen gelingt es meist nicht wirklich, zu sagen, weshalb sie sich so und so verhalten.
Und nun habe ich vielleicht einen Schock für dich parat: Menschen wie "wir" (ich zähle mich selbst dazu), die sehr analytisch denken, die oft tief in Zusammenhänge eintauchen, die anderen gar nicht auffallen, sind sehr oft in dem Bereich, der bei den anderen "undbewusst und wie von selbst" abläuft "behindert".
Die emotional oder sozial intelligenten Menschen kannst du sehen wie solche, die von Geburt an Laufen können (Schwalben etwa fliegen ja tatsächlich sofort wenn sie das Nest verlassen). Wir (die stärker systemisch Intelligenten - die "Schulgescheiten") sind (wo es sehr extrem ausgeprägt ist) wie Contergan-Kinder. Ganz extrem: Ohne Extremitäten. Und SIE nun sind DIEJENIGEN, die schließlich am besten beschreiben können, WAS Gehen eigentlich ist - während bei den anderen alleine schon der Versuch dazu führen würde, dass sie stolpern und auf die Schnauze fallen.
Also: Wir sind mitunter (und das ist inzwischen keine reine Theorie mehr) gerade DORT nicht selten extrem gut, wo sich unser Interesse auf etwas richtet, was wir eigentlich überhaupt nicht können im Bereich unserer unbewussten/automatisierten Fähigkeiten. Und unsere bewussten geistigen Fähigkeiten wiederum stehen in einem Verhältnis zu unseren "Super-Fähigkeiten" (Gesichter-Erkennung etwa), das leidlich armselig ausfällt.
Tschau für heute Abend
Vielleicht treffen wir uns wieder einmal