@Noumenon Da widerspreche ich deutlich. Erst mal: wer bittschön denkt bei Naturgesetzen an die Funktionsweise juristischer Gesetze! Wenn Du das heranziehst, betreibst Du Sophistik. Niemand denkt, ein Naturgesetz sei etwas, das zu befolgen Pflicht und nicht Unausweichlichkeit wäre. Natürlich gibt es in der Natur Gesetze! Auch Dein Ausflug in den Konstruktivismus bringt nichts, denn selbst Newtons Gesetze gelten heute noch immer - eben für einen Sonderbereich der Realität (diese ungefähre Formulierung sollte Dir bekannt sein). Selbstverständlich kennen wir nicht die "echten" Naturgesetze, sondern nur unsere von uns ausformulierten Näherungen, doch tangiert dies im Effekt die Wirksamkeit nicht im Geringsten und gehört in den Sandkasten der Philosophie, wo die Sophisten, Solipsisten, Empiriokritizisten und wer sonst noch will mit ihren Schäufelchen draufhauen dürfen.
Der Sonne den Sinn und Zweck der Zeitmessung nachzusagen habe ich zuletzt im 1.Buch Mose Kapitel 1 in der Siebentageschöpfung gelesen. OK, in der mittelalterlichen Scholastik fragte man sich auch, ob die Maus für die Katze oder die Katze für die Maus geschaffen sei, aber seit Descartes & co. sind wir in der wissenschaftlichen Weltbeschreibung eigentlich davon weggekommen. Auch das Umfüllen bereits vorhandener und geprägter Begriffe ist da wenig hilfreich, den Sinn und Zweck "heim ins Reich" der Wissenschaft holen zu wollen - schließlich ist es das Hobby der Philosophen, nicht der Wissenschaftler, daß sich jeder Hansel ne neue Begriffsfüllung für Umgangswörter ausdenkt und die Community dann raten läßt, wie die Füllung wohl aussehen mag. Sinn und Zweck mögen nicht fix definiert sein, aber doch geprägt genug, daß jeder ex hohlo baucho spürt, daß da was falsch ist, wenn die Sonne den Sinn und Zweck
hat, die Zeit zu messen. Den Nutzen zu haben heißt auch Umgangssprachlich nämlich stets, den Nutzen wür wen anderes. Sinn und Zweck hingegen steckt viel stärker im Ding selbst, schon in seiner Entstehung.
Dein Abstecher zu Funktion und Zweck von Staubsaugern, Musikinstrumenten und Weitwurfuhren ist schon mal ganz gut, triffts aber noch nicht ganz. Die Funktionsweise einer Geige ist durchaus, durch Streichen und Spannen/Abdrücken Töne unterschiedlicher Höhe zu erzeugen, sprich: Musik. Oder durch Schwingen gegen einen Nagel, diesen in die Wand zu klopfen.Wie Du sagst, optimiert ist die Geige nur für eine der beiden Handlungen. Welche dann auch Sinn und Zweck einer Geige genannt werden können. Dennoch ist der Zweck eines im Wasser flach und glatt gespülten Steines nicht der, übers Wasser getitscht zu werden. Er ist sehr geeignet, aber Sinn und Zweck ist mehr, anderes. Deiner schon ganz guten Definition "
Ein Zweck lässt sich sogesehen als eine Funktion verstehen, welche hinreichend optimal und möglichst wenig redundant realisiert ist" fehlt ganz wesensmäßig die Absicht zum Nutzen der Funktion. Nicht nur der Nutzen, sondern auch die Absicht dazu. Wo ein Ding eine Funktion hinreichend optimal und möglichst wenig redundant zu realisieren imstande ist, aber nie zum Einsatze kommt, dann hat es trotz aller Optimierung und allen Redundanzmangels keinen Zweck oder Sinn. Eine Geige hingegen, für das Musizieren gebaut, aber nie eingesetzt, hat noch immer diesen Sinn und Zweck, denn die Absicht dazu war ja ursprünglich da. Und so können auch flache Flußkiesel, wenn sie fürs Wassertitschen ausgewählt und aus dem Wasser genommen und in einen Beutel gesteckt werden, tatsächlich mit einem Mal nicht nur die Funktion, sondern auch den Sinn, übers Wasser geworfen zu werden.
Und den Sinn und Zweck hätten dann auch die weniger optimalen Kiesel, die ich auswähle. Oder die Taschenuhr sowie das Handy, welche ich übers Wasser werfe, haben dann diesen Zweck, wiewohl ihre Redundanz dabei groß ist.
Sinn und Zweck gehören nicht in die Wissenschaft. Nicht in diesem, äh, Sinne.
Pertti