Sei gegrüßt
@cRAwler23 Ich sehe in der Individualität erst mal auch mehr eine Art Intuition, mehr ein Gefühl, nämlich schlicht das Gefühl des einzigartigen Daseins selbst, dass man selbst eben man selbst sei und kein Anderer, dass man abgegrenzt wäre von Anderen nicht dadurch, dass man sich halt einfach anders kleidet als sie oder anders denkt als sie, als mehr, dass man einfach einzigartig darum ist, weil man eben ist. Alles Andere kommt erst nachher und ist, wenn, dann zum Ausdruck gebrachte Individualität, aber nicht die Individualität selbst. Individualität auf seinem fundamentalen Level bedeutet für mich erst mal nur, dass man ist, und zwar das pure Dasein selbst. Ich bin. Aber ich habe stets das Gefühl, nicht du zu sein. Ich bin es nicht, der für dich schreibt, das bist du und du bist es nicht, der für mich schreibt, das bin ich.
Das, was du unter Intuition heftest, und was sich stets gleich bleibt, das ist das, was ich eher und die wahre Individualität heften würde. Wobei ich aber gleichsam sage, unwissend darüber zu sein, was denn nun wahre Individualität letztlich und auf allen Leveln ausmacht. Aber ich meine hier mit dieser Individualität, von der ich spreche, erst mal nicht die zum Ausdruck Gebracht, etwa indem man etwas zeigt, mit dem man sich identifiziert und dass man abgrenzt von Anderen oder sich eben speziell kleidet oder solche Sachen. Ich meine das blanke Gefühl erstmal selbst, welches auch allen da Weiteren Identifikationen sodann unterliegt, die man aber wechselt wie Kleider und die damit vergänglich sind.
Die Seele wiederum wird oft so definiert, dass sie genau diese Individualität sei, von der ich spreche, der immer feste Kern, und das, was du als Intuition begreifst. Aber ich meine, dass diese Definition nicht alleinig ausreicht und wir gemeinhin die Seele weiter definieren müssen, da im allgemeinen Sprachschatz die Seele gerade auch mit Emotionen und Gefühlen assoziert wird. Welche aber auch Ausdruck sind. Apropos: "
Seiner Seele Ausdruck verleihen." "Es hat
meine Seele berührt." "Es schmerzt tief in
meiner Seele." "Er
hat eine reine Seele." "Er bemüht sich um Reinigung seiner Seele." "In den Tiefen seiner Seele." "Abgrund der Seele." "Schattenseiten der Seele." "Das Feuer der Seele." "Heilung der Seele." "Seelenfrieden."
In der Bhagavad-Gita etwa wird die Seele genauso doppelsinnig gebraucht wie in Bibel und Koran. Die Seele sei einmal das Höchste, was es gäbe, immer sich gleichbleibend, einmal bekannt als Überseele, einmal als individuelle Seele. Und dann aber heißt es auch wieder, man müsse seine Seele reinigen. Wodurch sollte man die Seele reinigen, wenn nicht durch die Seele? Die Seele hat also sowohl einen aktiven als auch einen passiven Aspekt und wir gebrauchen sie im allgemeinen Sprachgebrauch auch gerade dann, wenn wir über unser Gefühlsleben sprechen, welches gerade doch abwechslungsreich ist und nicht unbedingt als individueller Kern verstanden werden kann, auch wenn so gemeint oft. In bestimmten mystischen Strömungen des Islams wird die Seele auch selbst nochmal unterteilt in verschiedene Arten von Seelen (Triebseele usw.) was auch im europäischen Schamanentum eventuell so bekannt war unter Animus und Anima, welche jedoch nur eine ganz bestimmte Komponente der Seele ausmachen.
Die Seele wird damit zu etwas (
Meine Seele) was bearbeitet werden kann und was uns aber auch gerade oft beeinflusst, sie ist ein Schauplatz, eine Art Feld, auf dem etwas stattfindet, auf das geschaut wird und etwas Zusätzliches (Meine, deine) zu uns darstellt. In der griechischen Philosophie wiederum wird oft davon geredet, man solle sich an seiner Seele erfreuen und sie auskosten und der Weise und Tugendhafte wäre jener, der seine Seele kultiviere. Dabei wird auch im Buddhismus dies oft ähnlich verstanden, auch wenn hier eher das Wort Wesen verwendet wird und ich meine aber auch, dass Wesen und Seele in seinem passiven Aspekt als reines Feld deckungsgleich sind. Eine Seele als festen Kern wiederum lehnt der heutige Buddhismus aber oft ab.
Die Seele ist somit gleichsam aber etwas, was gekostet und kultiviert wird und was unser Gefühlsleben trägt und in welcher viel schlummert. Ich habe dazu mal in einem anderen Thread einen ähnlichen Ansatz verwendet:
Was ist Seele? (Seite 3) (Beitrag von libertarian)Dass der Geist es ist, welcher das Lernen ermöglicht, so stimme ich teilweise zu, insofern, als dass er das nur in Verbindung mit Körper und Seele tun kann. Wobei eben Seele hier gerade so definiert wird als verstanden in ihrem emotionalen und passiven Aspekt. Nicht in ihrem so definierten Aspekt als Kern der Individualität oder gar als das Allumfassende selbst.