@Razon Tja, na dann...
Spielzug 8
"Kann Ihnen nicht viel sagen", setzt Peter Jones an, als wir ihn nach den Ereignissen des vergangenen Abends fragen. "Der alte Kauz trug uns nur auf, wir sollten warten. Sagte uns nicht, wozu wir hergerufen worden waren, oder sonst was. Jake blieb in diesem komischen blauen Vorzimmer gleich vor dem Arbeitszimmer des alten Herrn; ich beschloss, mich in der Nähe der Haustür zu halten.
Es war ein recht ruhiger Abend. Mrs. Agnes Thompson, die Schwester des alten Herrn, kam etwa um halb acht nach Hause. In der nächsten halben Stunde tat sich nichts, also bis halb neun. Ich weiß die Zeit noch, weil so 'ne komische Uhr schlug, muss der Bruder von Big Ben sein, so laut dröhnte das.
Ja, und das klang mir noch in den Ohren, als Jake nach mir rief. Ich hörte seiner Stimme an, daß er mich dringend brauchte. Also lief ich zu ihm rein. Fast wäre ich über den dämlichen blauen Teppich in dem dämlichen blauen Zimmer gestolpert.
Na, ich komm 'rein zu Jake und er will ins Arbeitszimmer des Ollen, aber die Tür ist abgeschlossen. Wir nehmen zusammen 'nen Anlauf und rammen beide die Schulter gegen die verdammte Tür und da springt sie auf. Das Zimmer ist dunkel, aber das Licht vom Vorraum scheint auf diesen Kerl mit so 'nem langen fremdländischen Messer in der Hand, der neben dem alten Kauz kniet. Der liegt auf dem Fußboden und das Blut strömt ihm aus der Brust. Der Kerl sieht uns und flitzt los, wie ein verschrecktes Kaninchen. Na, ich krieg ihn zu fassen und will ihm das Urwaldmesser abnehmen, da kommt der gute alte Jake angerannt und zieht ihm mit seinem Gummiknüppel eins über. Dachte schon, er hätte den Burschen umgebracht. Jake lief gleich weiter auf die Terrasse und hielt Aussschau, aber es war keiner zu sehen. Na, und ich seh mir den Ollen näher an. Der hatte das letzte Pfund von seinem verdammten Tee verkauft."
Spielzug 9
"Ich bin ja heute sehr gefragt" stellt Jake Tucker fest, als er uns in seine kleine Wohnung führt. Eine Frau ist mit einem Kochtopf auf dem kleinen Herd in der Ecke beschäftigt; unsere Nase verrät uns, daß es Kohl geben wird. Wir setzen uns auf Stühle, die nicht zueinander passen, um den Tisch.
"Holmes war kurz vor Ihnen hier."
"Was wollte er?"
"Er wollte wissen, was gestern abend im Haus Sipton geschah."
"Das interessiert auch uns. Würden Sie uns berichten, was sich zugetragen hat?"
"Selbstverständlich. Zu berichten gibt es da nicht viel. Der Inspektor schickte mich und Peter Jones zu Sipton. Er wusste nicht, wozu der alte Herr uns brauchte, aber wenn einer so viel Geld hat, kann er beim Yard wahrscheinlich alles bekommen, was er will. Phantastisch! Hab' so was noch nie gesehen. Mir schleierhaft, wozu einer für sich allein so viel Platz braucht.
Na, wir wurden ins Arbeitszimmer geführt und da war der alte Herr in seinem Rollstuhl. Spillriger kleiner Kerl. Brachte wohl kaum einen Zentner auf die Waage. Sagte uns mit seiner leisen, heiseren Stimme, wir sollten einfach warten. Er würde sich melden, wenn er uns brauche.
Kurz nach acht bezog ich dann Posten in dem blauen Salon. Sapperlot, da war alles blau, die Stühle, die Wände, die Lampen. Da bin ich doch lieber im East End zu Hause. Ich ging nur immerzu im Zimmer auf und ab. All das Blau um mich herum machte mich so müde. Da gab's sogar ein Bild von dem kleinen reichen Großneffen, auch ganz in blau. Um halb neun brachte mir ein Hausmädchen Tee - allerdings kein Gebäck dazu, eben nur Tee. Man soll Gott auch für kleine Gaben dankbar sein, sage ich immer. Etwa zur gleichen Zeit ging Siptons Schwester, sie heißt Agnes Thompson, ins Arbeitszimmer des Alten. Sie stritten sich über irgendetwas.
Ich konnte die Frau schreien und jammern hören. Als sie wieder herauskam, weinte sie und so ging sie die Ttreppe hinauf.
Na, da war's dann ungefähr halb zehn, und ich hatte gerade meine vierte Tasse Tee getrunnken und hätte doch so gern was zum Futtern dazu gehabt, und da höre ich aus dem Arbeitszimmer den alten Sipton schreien: "Mörder! Mörder!", als ware der leibhaftige Satan hinter ihm her. Ich rufe Jones und sause zur Tür. Sie ist verschlossen. Jones kommt angerannt. Wir nehmen einen Anlauf und rammen die Schultern gegen die Tür und sie springt auf. Und da beugt sich einer über Sipton, ein Messer in der Hand, Er sieht uns uns, läuft los zur offenen Glastür, zur Terrasse hinaus. Jones kriegt ihn aber vorher zu fassen und versucht, ihm das Messer abzunehmen. Ich laufe hin un geb' ihm eins über'n Schädel und lauf' dann auf die Terrasse raus, aber da ist sonst keiner. Ja, und das war's. Sipton mausetot und der Mörder rührt sich auch nicht mehr.
Erst denk' ich, ich hab' ihn umgebracht, aber später erfuhr ich dann. daß er ihm Yard wieder zu sich gekommen ist. Das ist alles, was ich weiß."
"Und Sie haben sonst niemanden gesehen?"
"Nein. Ich lief ja noch auf die Terasse raus. Wenn jemand aus dem Zimmer ins Freie gerannt wäre, hätte ich es sehen müssen."
"Vielen Dank für Ihre Auskunft."
"Schon gut, bitte sehr."