Der Sherlock Holmes Thread
19.04.2012 um 20:11
Wenn Du meinst...
Sechster Spielzug:
Roger Thonpson steht vor dem Kamin, während seine Frau Prudence ihm zur Linken auf einem Stuhl sitzt. Wir haben alle Platz genommen, mit Ausnahme von Wiggins, der sich gern auf Augenhöhe mit seinem Gesprächspartner befindet.
"Cecilia hat uns gebeten, mit Ihnen zu sprechen. Einverstanden, aber ich wüsste es zu schätzen, wenn Sie sich kurz fassen könnten.", äußert Roger Thompson.
"Ja, Sir. Was können Sie uns über die Ereignisse des gestrigen Abends sagen?"
"Bestimmt nichts, das Sie nicht schon wissen. Gestern abend war ich wie jeden Freitag zum Kartenspiel in meinem Club, dem Bagatelle. Gegen zehn Uhr kam ich nach Hause und musste entdecken, daß mein Onkel ermordet worden war. Einzelheiten kenne ich nur aus dem Gespräch mit der Polizei und da haben Sie sich zweifellos auch erkundigt."
"Ja, das haben wir. Mrs. Thomson, könnten Sie uns bitte sagen, was Sie wissen?"
"Wirklich, Roger, ich sehe nicht ein, wieso wir das mitmachen müssen. Es war-"
"Prudence, beantworte bitte die Fragen dieses Mannes, damit wir es hinter uns bringen."
"Ich habe doch der Polizei schon alles erzählt. Nur weil Cecilia-"
"Prudence! Bitte!"
"Was möchten Sie wissen?"
"Können Sie sich vorstellen, wer Sir Alfred ermordet haben könnte?"
"Donald Stillwater natürlich! Die Polizei fand ihn doch bei der Leiche, ein Messer in der Hand. Mein Gott, Roger, nur weil dieses kleine-"
"Prudence! Nur die Fragen beantworten."
"Haben Sie gestern abend eigentlich etwas Außergewöhnliches gesehen oder gehört?" setzt Wiggins noch einmal an.
"Ja."
"Und was?"
"Onkel Alfred wurde ermordet. Das ist außergewöhnlich."
"Ja, gewiss, aber sahen oder hörten Sie vor dem Mord etwas Außergewöhnliches?"
"Nein."
"Wo befanden Sie sich zur Tatzeit?"
"Roger, das geht zu weit! Das lasse ich mir nicht bieten!"
Mrs.Thompson springt von ihrem Stuhl auf uns stellt sich dicht vor Wiggins hin. Ihr Mann seufzt ergeben und macht keine Anstalten, seine Frau zu unterbrechen, oder zum Schweigen zu bringen.
"Ich werde es Ihnen einmal in aller Deutlichkeit sagen und dann gehe ich. Ich war in meinem Zimmer, als Onkel Alfred ermordet wurde. Ich hörte nichts und ich sah nichts. Richten Sie Cecilia gefälligst aus, sie solle sich endlich klarmachen, daß ihr Freund ihren Mann umgebracht hat und daß jedermann weiß, warum. Eine Beleidigung für uns, Fremde anzuschleppen, die in unserem Privatleben herumschnüffeln. Wenn Sie herausfinden wollen, warum Alfred getötet wurde, dann fragen Sie sie doch selbst! Ich bin jedenfalls der Meinung, sie hängt mit drin, weil Alfred alles wusste und-"
"Prudence!"
"Sei still, Roger! Alfred wusste Bescheid über sie und ihren scheinheiligen Freund. Was heißt Freund - Liebhaber. Alfreds Körper war vielleicht altersschwach, aber seinen Verstand hatte er noch beisammen. Passen Sie jetzt gut auf: Er wusste Bescheid und er wollte sie enterben und ins East End zurückschicken, wo sie hingehört. Sie ist eine Dirne und das wird sie immer bleiben, egal wie viel Geld sie hat.
Mein Mann schuftet Tag und Nacht in der Firma und das tut er nicht, um Geld in die Taschen dieses Flittchens fließen zu lassen, damit sie sich von seiner Arbeit mit ihrem Liebhaber ein schönes Leben machen kann.
Nachdem Alfred nun tot ist, sehe ich nicht ein, warum sie noch unter demselben Dach...Ach, gehen Sie doch endlich und lassen Sie uns in Ruhe!"
Empört eilt sie aus dem Zimmer und schlägt die Tür hinter sich zu. Ihr Mann greift in seine Tasche und zeiht ein Zigarrettenetui heraus. Er entnimmt ihm eine Zigarette und zündet sie an.
"Es tut mir leid, daß meine Frau so unbeherrscht war, aber in einem muss ich ihr beipflichten - wir haben alles gesagt, was wir wissen und ich sehe nicht ein, warum ich das alles nun wiederholen soll. Ich glaube, meine Frau braucht mich jetzt. Entschuldigen Sie mich."
Mit diesen Worten verlässt auch Mr. Thompson das Zimmer, allerdings ohne die Tür zuzuschlagen.