Malihülya schrieb:Naja, letztendlich ist die Türkei doch so oder so ein sehr stark islamisch geprägtes Land, wieso sollte man da ein Gebäude wie die Hagia Sophia als Gotteshaus nicht (wieder) anpassen dürfen?
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Für mich persönlich hat es einen Mehrwert, wenn Gotteshäuser wieder zum Leben erweckt werden. Ich finds zu schade, wenn sie nur als Museum dienen.
Fein, dann können dort demnächst auch wieder christliche Gottesdienste gefeiert werden?
Sorry, aber Erdogan geht es um Macht, seine Macht. Und die stützt sich auf die Religiösität und die nationalistischen Strömungen im Lande.
Es gab überhaupt keine Notwendigkeit für eine weitere Moschee...
Um es mal aus der Sicht der konkurierenden Religionen zu betrachten:
Die Hagia Sophia wurde in einem Belagerungskrieg der in einem Blutrausch endete 1453 vom aufstrebenden osmanischen Reich dem Christentum entrissen. Der "Goldene Apfel" war gepflückt.
Die Umwandlung in ein Museum im Zuge der Säkularisierung durch Atatürk wurde weithin auch als ein versöhnlicher Akt wahrgenommen.
Die neuerliche Umwidmung in eine Moschee dient nur einem Zweck: Erdogan versucht damit in den aktuell schwierigen Krisenzeiten seine machtpolitische Basis unter den Gläubigen und den Nationalisten zu stärken, die es als schallende Ohrfeige - vor allem für die griechisch, orthodoxen - Christen wahrnehmen (und so kommt es bei den Christen ja auch an).
Er hätte sicher gerne alle christlichen Überbleibsel in der berühmten Kirche entfernt, aber das hat er sich dann doch nicht getraut (und es wäre auch nicht förderlich und notwendig für seine Absichten gewesen).