FlamingO schrieb:Wer weiß, ob das Lexikon der Seele nicht hauptsächlich aus den Einträgen A, T, G und C besteht? :)
Da setze ich ja auch an, was mein Verweis auf die algorithmische, zyklische Natur von "Seele" als Programm durchscheinen lassen sollte.
FlamingO schrieb:So, und nun mal angenommen, jener Gott ist ein reines Hirngespinst: Dann fällt ja die weitere Herleitung wie eine Dominosteinkette zusammen.
Das tut es zwar nicht, denn die Definition baut sich nicht durch Gott als rein fiktives Phänomen auf, sondern umgekehrt. Erst durch eine bestimmte irrationale Gegebenheit im Sein selbst, kommt das zustande, was dann Gott nannte. Auch Urgrund, der unbewegte Beweger, oder was auch immer. Kulturabhängig.
Aber gut, nehmen wir mal spaßhalber an, Gott ist ein Hirngespinnst.
Hebt sich dadurch dann der infinite Regress bzgl. der Herkunft allen Seins auf? Ich denke nicht. Es bleibt weiterhin eine legitime Frage, woher alles kommt, wohin alles geht. Und es bleibt weiter unergründlich, denn der Verstand kann solche Dinge wie Unendlichkeiten einfach nicht richtig fassen.
Wenn die Frage als solche also legitim bleibt, warum versucht man dann die Semantik, die um genau diese Frage gegeben ist, und die so definierte Entität verbal zu pathologisieren?
Hirngespinnste klingen schon arg danach, als hätte einer nicht alle Latten am Zaun, aber das kann ich hier so nicht ausmachen. Was ich ausmachen kann, ist eben der Bereich wo man vom Rationalen ins Irrationale übergeht, und auch das ist offenbar für jeden der bei klarem Verstand ist erkennbar.
Wird wie alles andere auch entsprechend benannt. Früher eher Gott, heute eher weniger. Die Namen ändern sich, die Phänomene bleiben also. Das können wir denke ich erstmal so festhalten.
Welche Konsequenzen das letztlich für die Welt hat, das steht auf einem anderen Blatt. Nur das kommt erst um einiges "später". An dem Punkt selbst ist es meiner Ansicht nach noch kein Hirngespinnst.
Das Stattfinden von Zyklischem wie Sonnenaufgang/Sonnenuntergang und Jahreszeiten - der Erdrotation geschuldete Abläufe - oder der hormonell bedingte Sexualzyklus bei Tieren stellt physikalische und biochemische Vorgänge dar, also durchweg nichts Feinstoffliches. Diese Zyklen nun auf körperlose Seelenwanderungen zu übertragen, geht dann doch ins Beliebige.
Feinstofflich? Ich weiß gar nicht was das Wort bedeuten soll, und schon gleich gar nicht, wo du es bei mir gelesen haben willst. Hab dieses Wort aktiv noch nie in meinem Leben benutzt.
Der Vergleich einer Seele (so wie ich sie definiert hatte) mit einem Programm (das auch zyklisch Routinen abspielt) rührt daher, dass sehr viele Vorgänge in der Natur (samt unserer eigenen Biologie und Kognition) zyklisch ablaufen. Es sind schlicht Programme die irgendwo in der Dynamik zwischen Physis, Psyche, und Genom eingepflegt liegen, und ihre Arbeit verrichten. Das haben offenbar schon Denker vor Jahrtausenden erkannt, und eine rudimentäre Philosophie drum herum gebaut. Mit den entsprechenden Begrifflichkeiten ihrer Epochen, und natürlich völlig ohne die heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse.
Ein Programm ist auch nichts Feinstoffliches, aber was "Geistiges" trotzdem hat sich ein ganzer Wissenschaftszweig dazu entwickelt. Neben der Logarithmen in der Mathematik, die in die ganze Sache rein spielen, auch alle Arten von Informationsverarbeitungsmechanismen und Gesetzmäßigkeiten. Geisteswissenschaften eben.
Jeder hat seine Meinung; aber um zu einleuchtend zu sein, bedarf es nachvollziehbarer, plausibler Begründungen. Ein "Könnte ja sein" kann man zwar gelten lassen, ist jedoch letztlich dünn als Argument.
Ich stelle hier einen Deutungsversuch zur Diskussion, der verschiedene Prozesse beschreibt, und sowohl Gemeinsamkeiten wie auch ggf. Unterschiede benennt. Falls daran konkret irgendwas nicht stimmig sein sollte, bitte ich auch konkret auf die Punkte einzugehen.
Richtig. -> Maturana.
Wäre dann auch mal interessant, zu erkunden, wie sich ein Seelenwanderungskonzept unter den Prinzipien derbiologischen Kybernetik subsumieren lässt. Nur so als Gedankenspiel ...
Ganz genau. Da finden sich solche Überlegungen wieder. Ich würde gerne mehr dazu sagen, bin aber noch arg unterinformiert, was das Thema angeht. Also muss ich das erstmal so stehen lassen. Beim kurzen Überfliegen des Wiki-Eintrags denke ich aber, der Mensch ist wohl auf der richtigen Spur.
Inwiefern? Welcherart?
Derart wie sie zuvor als Unter-Programm, Neben-Prozess, und was es da noch an Analogien gibt, definiert wurde. Karma wird zB. im Buddhismus als Ansammlung von Taten verstanden. Jede Tat ist eine Ursache, und hat damit eine Wirkung zur Folge, die im ganzen System Leben = Kosmos gespeichert bleibt, und "ewig" weiter wirkt. Genau das gleiche Konzept - genannt Seele findet sich mehr oder weniger so innerhalb anderer Religionen auch.
Auch rein naturwissenschaftlich ist es doch völlig unbestreitbar, dass die Welt von Heute so ist, wie sie ist, weil unzählige Generationen von Lebewesen vor uns gelebt hatten, und den Kosmos, den wir so als Menschen wahrnehmen können, entsprechend gestalteten. Auch wir werden unseren eigenen "Seelenabdruck" hinterlassen, usw..
Eigentlich völlig triviale Dinge, nur eben in einer anderen Sprache, weil aus einer anderen Zeit stammend. Die Worte ändern sich, die Phänomene und die Konsequenzen die sich daraus ergeben nicht wirklich.