Die echten, wirklich wahren kuriosen Ereignisse 2
19.05.2023 um 22:58
Mir sind seit meinem letzten Beitrag ein paar Dinge eingefallen die eher kurios als mysteriös sind.
Fall 1:
Hier bin ich mir nicht sicher, ob ich das nicht schon mal erzählt habe, daher schreibe ich es nochmal auf. Meine Familie - die ursprünglich aus Polen kommt - wohnte im selben, dreistöckigen Haus. Die Etagen waren nicht wie üblich als separate Wohnungen voneinander getrennt. Mit im Haus lebte meine Urgroßmutter. Sie träumte ab und an dass ein Sarg vor einem Haus stehen würde, und kurze Zeit später kam jeweils die Nachricht (per Schneckenpost), dass irgendwelche alten Verwandten oder Bekannten aus Polen verstorben sind.
Fall 2:
Definitiv "kurios", zumindest mal für mich selbst. Als Jugendlicher spielte ich "Black & White", ein Spiel in dem man in die Rolle eines Gottes schlüpft, der einen irdischen Stellvertreter in Form eines Tieres indirekt steuern kann. Neben der Tatsache dass der Spieletitel heute wahrscheinlich bei vielen für Schnappatmung sorgt war das Spiel eher witzig aufgemacht. Ich saß da so vor meinem PC, einem Ungetüm von 19''-Röhrenmonitor, und das Spiel lief. Ich war wie so oft durch irgendwas abgelenkt, habe irgendwas auf Papier gelesen (Cheatcodes, vermutlich... damals gabs schon Cheatbücher wie "Mogelpower" :D), schaute also gar nicht auf den Monitor.
Urplötzlich hörte ich wie jemand meinen Namen sagte! Aber nicht außerhalb meines Zimmers, und es war nicht die Stimme eines Familienmitgliedes. Mir wurde heiß und kalt, ich zitterte vor Schreck, bis ich wieder meinen Namen hörte... und da realisierte ich es dann:
Das Spiel hat im Endeffekt darauf reagiert, dass ich keine Tastatur- oder Mauseingaben mehr gemacht hatte. Die Entwickler haben es so eingebaut, dass der zu Spielbeginn eingegebene Name dann vom Synchronsprecher des "guten Engels" (sowas wie ein Ratgeber im Spiel, einen bösen Engel gabs auch...) durchgesprochen wird. Ich hatte mich dermaßen eingeschissen... besonders kurios ist dass ich einen eher seltenen Vornamen habe. An Verkaufsständen mit "Namenstassen" finde ich mich meist nicht, oder die 3 Stück die es davon gab sind schon ausverkauft...
Fall 3:
Zugegeben, etwas peinlich. Ich war irgendwas kurz vor 20 Jahre alt, wohnte schon nicht mehr zu Hause. Ich bin mir nicht sicher ob ich zu der Zeit schon wieder Single war, oder meine Freundin noch mit bei mir wohnte und grad nur nicht zu Hause war, aber ich tippe auf Ersteres. Das war noch zu Zeiten von "Limewire" und "Napster", wo man seinem PC quasi freiwillig Krebs, Aids, die Pest und sonst noch alles an Krankheiten und Viren aufgezwungen hat, um an Musik zu kommen. Ich habe schlichtweg Musik gesammelt, der Stil war eigentlich egal. Zu der Zeit lief den ganzen Tag die Winamp-Playlist rauf und runter, und ich kannte jedes einzelne Musikstück in meinem Besitz, und das waren Zehntausende... Damals lief noch "Hast du Töne?" mit Matthias Opdenhövel als Moderator. Da hätte ich groß abgesahnt, das schwöre ich! Natürlich hatte so ein Geek wie ich dann auch eine Webcam.
Egal, weiter mit dem kuriosen Erlebnis. Wie ich dann da so saß und die Musik lief - ich hatte gerade wieder eine Downloadorgie hinter mir und lies die neu hinzugekommenen Lieder laufen, weil damals eben auch viel Müll dabei war - entweder qualitativ, oder das Lied hatte mit dem Titel überhaupt nix am Hut, überkam mich als testosterongesteuerten jungen Mann auf der Schwelle zum Erwachsenenstatus die Lust, aus heiterem Himmel. Einen Hosenknopf und einen Reißverschluss später war ich also mehr mit mir selbst beschäftigt als mit der Musik. Ich saß zurückgelehnt vor dem Schreibtisch, hatte aber nichts zur visuellen Anregung auf dem Monitor, meine Gedanken reichten mir.
Auf einmal höre ich ein Lachen, ein weibliches...
Der Angstschweiß war so schnell auf meiner Stirn wie die Hose hochgezogen war, ich hab einen derartigen Panikschub bekommen, das kann sich keiner vorstellen! Ich schmiss die Webcam um und hatte Horrorszenarien vor Augen, dass ich mir mit dem ganzen Napster- und Limewire-Zeug irgendwas eingefangen hatte und irgendwo jetzt jemand meine Webcam gehackt hat, oder sonstwas... Aus der jugendlich-frühmännlichen Monsterlatte war längst ein schlaffes Nüdelchen geworden und ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich war mir sicher: zwar stand der PC direkt vor dem Fenster, aber man konnte unmöglich im 2. Stock aus dem Nachbarhaus durch mein Fenster, dann durch die Gardine UNTER meinen Schreibtisch gucken. Also schied die freundliche Dame aus dem Nachbarhaus mit dem Gelächter auch völlig aus. Außerdem war das Fenster zu, und das Lachen klang viel zu nah als das es von draußen hätte kommen können.
So 2-3 Stunden später hatte ich mich dann wieder beruhigt. Die Nachbarn konnten nichts gesehen haben, der Fernseher konnte es nicht gewesen sein, der war schließlich aus. Und irgendeine Hacker-Braut aus Hinterweltistan? Erschien mir immer unwahrscheinlicher. Da ich an der Situation eh nichts mehr ändern konnte startete ich die Playlist neu, ich hatte ja einige Lieder wegen meiner mir selbst zugewandten Beschäftigung verpasst. Und da, auf einmal, da hörte ich das Lachen erneut! Diesmal blieb mir der kalte Schauer über den Rücken aber erspart, und mir fiel auch ein Stein vom Herzen. Die Erklärung war ganz einfach:
Seinerzeit wurden Musikstücke oft per Mikrofon aufgenommen um sie als mp3 auf den PC zu bekommen, sofern sie nicht von irgendwelchen CD´s gerippt wurden, beziehungsweise wurden gerade Alben oft von Leuten digitalisiert, die auch über Schnittpult und son Spielzeug verfügten. Tja, was soll ich sagen? Anscheinend hatte derjenige, der dieses eine Lied (dessen Titel ich heute nicht mehr weiß) gerippt hat, das Mikrofon offen - und irgendeine Frau im Hintergrund lachte über irgendetwas. Oder er hatte versehentlich ein Stück von einer anderen Tonspur mitkopiert, was auch immer. Es gehörte definitiv nicht zum Lied selbst, da ist bei der Aufnahme halt irgendwas schiefgelaufen.
Fall 4:
In unserem Familienhaus gab es eine Küche für alle. Meist kochte mein Opa, und rief dann die ganze Familie zum Essen. Ich war noch klein und hatte eine ganze Kiste voller Matchboxautos, mit denen ich mich den ganzen Tag beschäftigen konnte. Ab und an brachte mein Opa mir, wenn er von der Arbeit kam, ein neues Auto mit. Der größte Teil war älter, und dementsprechend zerkratzt, die hatten meine Großeltern für mich auf dem Trödelmarkt gekauft, aber wirklich so nach dem Motto "Eins kostet 50 Pfennig? Wie viel für die ganze Kiste?". Die neueren mit heiler Lackierung hegte ich wie einen Schatz. Irgendwann bekam ich 2 richtig coole Autos, die haben unter warmem Wasser die Farbe gewechselt, das war richtig geil! Natürlich wurden die beiden dann auch direkt zu meinen Lieblingen. Nur eines Tages waren meine beiden Lieblinge weg. Verschwunden. Nicht auffindbar. Ich war todtraurig...
Mein Großvater, der sehr religiös war und den ich alleine schon dadurch enttäuschte, nie zu den Messdienern gegangen zu sein empfahl mir: "Bete zum Heiligen Johannes!". Als kleiner Bub hatte ich dann auch nichts Besseres zu tun als mich in mein Zimmer zu verkriechen, mich hinzuknien und wirklich zu beten.
Nun kommt die Küche ins Spiel: Einen Tag nach meinem Gebet saßen wir in der Küche, Opa hatte wieder Sonntagsessen gekocht. Das hieß immer eine Suppe als Vorspeise, dann Fleisch mit Kartoffeln, Sauce und Gemüse, und selbstgemachter Pudding als Nachtisch. Meine Augen waren oft größer als mein Magen, und die Vorspeise war meist eine Hühnerbrühe mit Nudeln, und daran habe ich mich oft schon satt gegessen, wollte dann aber trotzdem noch Kartoffeln und Fleisch. Wenn ich nicht mehr essen wollte hat mein Opa als Anreiz oft ein 50 Pfennig-Stück oben auf die Kante vom Kühlschrank-Schrank gelegt. Und da wird meine Erinnerung leider unklar: Ich weiß nicht mehr ob er das Geldstück oben auf den Kühlschrank-Schrank legte, oder aber in die Klappe über dem Kühlschrank.
Ich sage deswegen "Kühlschrank-Schrank" weil es ein Einbau-Kühlschrank war. Darunter war hinter einer Schranktür die Gefrier-Einheit, und über dem Kühlschrank war noch ein Fach, dass sich mit einem Klappdeckel und Halte-Mechanik öffnete, quasi wie der Kofferraum eines Autos. Nun weiß ich auch nicht mehr ob er, oder mein Onkel dann an das Fach gingen.
Als derjenige jedenfalls das Fach öffnete - purzelten meine beiden Autos heraus!
Gut, heute bin ich mir sicher, dass das Fake war. Mein Opa wird die eingesammelt haben weil sie mal wieder im Weg rumlagen und wollte mir eine Lektion erteilen. Da der Schrank gerade stand konnten sie da auch nicht rausfallen, also wird er sie in der Hand gehalten haben mit der er die Klappe öffnete, und im richtigen Moment fallen gelassen haben.
Fall 5:
Eine Zeit lang war ich bei uns im Unternehmen noch mit als Techniker draußen unterwegs. Wir waren gerade auf Nachtschicht und haben Arbeiten am Kabelnetz durchgeführt. Nichts Wildes, im Prinzip normale Wartungs- und Aufrüstarbeiten. Kein schweres Gerät, nur ein Messgerät, Klemmbrett mit Protokollen, Digitalkamera zur Dokumentation, 1-2 Schraubenzieher in der Beintasche, und noch 1 Inbusschlüssel. Nachtschicht deswegen, weil im Netz einige Businesskunden angeschlossen waren, und die wären bei Arbeiten tagsüber von Netzausfall betroffen gewesen.
Zur Ausrüstung gehörte auch eine Stirnlampe. Die Kästen an denen wir arbeiteten kann man am Besten mit "Stromkästen" bezeichnen, dafür werden sie von den meisten Menschen eh gehalten. Einer dieser Kästen stand in einer eher ruhigen Siedlung neben einem Wald. Da sich abzeichnete dass ich durch einen Fußgänger-Durchweg laufen musste (Kasten mit Auto nicht erreichbar), und quasi auf das Waldstück zulief und dort natürlich auch keine einzige Laterne war, rief ich über Headset einen Arbeitskollegen an. Das haben wir auf Nachtschicht immer so gehandhabt, falls mal doch irgendwas passiert. Musste ja nicht unbedingt ein böser Bursche sein der einem auf die Mappe haut. Umknicken und im Graben landen reicht ja auch um als "Notfall" durchzugehen. Das Gespräch lief schon als ich noch Messequipment etc aus dem Kofferraum nahm. Der Arbeitskollege hatte gerade Besuch von der Polizei, weil ein besorgter Mitbürger sie gerufen hatte. Macht nix, das haben wir fast täglich erlebt. Er sprach also simultan mit der Polizei und mit mir, während ich vorwiegend damit beschäftigt war über das Projekt und das Dorf an sich zu lästern. Es war halt auch arschkalt in der Nacht, Radiosender gab es da gefühlt nur einen - und der hatte auch noch Scheißmusik. Und das Schlimmste: Weit und breit keine Tankstelle mit Nachtschalter! Nachtschichtler werden nachvollziehen können wie rotze es ist, keinen Kaffee zu bekommen... War halt so ein Dörfchen wo abends um 19 Uhr jeder unangenehm auffällt, wenn er sich außerhalb seines Hauses bewegt.
Ich watschelte also zum Kasten. Dazu ging ich durch besagten Durchweg direkt auf den Wald zu. Vor mir kreuzte ein Fußgängerweg, es ging nur nach links oder rechts. Aber ich konnte den Kasten in der Ferne schon auf der linken Seite stehen sehen, er hatte dankenswerterweise einen reflektierenden Aufkleber auf der Tür. Die Polizei ließ meinen Arbeitskollegen inzwischen in Frieden weiterarbeiten. Ich fluchte vor mich hin und ins Headset hinein, wieso zum Geier irgendein Planer auf die Scheißidee kommt, den Verstärkerpunkt gerade DA hinzustellen. 30m Luftlinie und er würde in prima beleuchteter Umgebung stehen. Dabei erzählte ich dem Arbeitskollegen (kein Scherz!) dass ich am Vorabend - es war schon der dritte oder vierte Tag im Projekt - Wildschweine IM Ort gesehen hatte. Er lachte sich kaputt, und ich entgegnete nur dass ich mich gerade einfach mal sicherer fühle wenn jemand zuhört, falls mir - mit dem Rücken zum Wald stehend - etwas passiert. Ich nannte ihm sogar noch die Nummer des Verstärkerpunkts, anhand derer er die Adresse umgehend hätte rausfinden können. Ich schloß also die Tür auf, schraubte zwei Schrauben los, und klappte den Deckel auf, zog die mitgebrachte kleine Kette aus der Hosentasche, hakte diese oben am Kasten und am Deckel ein. Somit verblieb der Deckel praktischerweise waagerecht, man kann ihn dann quasi als Schreibtisch nutzen. Autoregelung angetippt, aha, Entzerrer passt nicht, schnell tauschen, nochmal Autoregelung - passt! Messbüchse angeschlossen, Pilot passt, brauche nicht nachregeln. Rückweg? Oh, kurz einstellen. Noch fix die Messdaten speichern. Hinter mir im Unterholz knackste es, Holzzweige zerbrachen.
"Ne Micha, ich guck da jetzt nicht hin. Wenn 6-Finger-Joe mir gleich seinen Fleischerhaken ins Genick rammt weißte Bescheid!"
"Vielleicht sinds ja nur die Wildschweine von gestern?"
"Ich esse kein Wildschwein, die sollen sich verpissen."
Ja, ich hatte etwas Schiss. Aber ich wollte mich nicht umdrehen. Erstens lag der Verdacht nahe dass da dann sowieso nix ist - man kennt das ja wenn man aus dem Keller kommt: Licht ausschalten und dann mit Affenzahn nach oben rennen, falls da doch ein Monster ist... - und zweitens falls da ein wildes Tier mich grad anstarrt lässt es mich vielleicht in Ruhe weil ich mich nicht bewege. Und der Massenmörder haut vielleicht ab, weil ich ja grad mit jemandem telefoniere.
Also, schnell noch die Eintragungen ins Protokoll machen. Wird niemand jemals lesen können so schnell wie ich schreibe und die Kreuzchen mache. Egal, ich mache die Dokumentation am Projektende, ich krieg das aus den Messdaten ausgelesen. So, jetzt noch ein Foto. *blitz*
Und es knackt wieder hinter mir. Recht laut, recht nah. Kette ab, Deckel zur. Schrauben festziehen. Tür zu, Messgerät über die Schulter gehängt. Den T-Inbus halte ich wie einen Schlagring in der Hand. Es hilft nichts, ich drehe mich um...
Ich gucke in dieses Waldstück, dass direkt am Rand des Weges auf dem ich stehe beginnt. Augen, überall Augen! Sie reflektieren das Licht meiner Stirnlampe!
Die ganze verschissene Tierwelt des Bundeslandes hat sich da versammelt! Keine Ahnung wie viele Augenpaar mich anstarren, es müssen über 100 sein. Ich nehme die Beine in die Hand und renne zum Auto, brülle ins Headset "Alter, was soll die Scheiße hier! DRECKSPROJEKT! AM ARSCH! NIE WIEDER!"
Ich schmeiße das Messgerät in den Kofferraum, springe auf den Fahrersitz, schließe und verriegle die Tür. Endlich, Sicherheit! Ca. 10 Minuten später haben meine Beine dann aufgehört zu zittern, mein Herzschlag war wieder auf Normalniveau (also kurz vor "Ich explodier gleich und dann ist hier mal richtig Polen offen!")...
Nein, es standen keine Tiere direkt vor mir. Vielleicht in 30 Metern Entfernung waren die ersten Augenpaare zu sehen, es hat mich weder irgendwas angegrunzt, noch angefaucht, noch geknurrt. Vermutlich alles irgendwelche Hasen, vielleicht auch irgendwo ein Fuchs. Und meinetwegen war irgendwo dazwischen auch wirklich ein Wildschwein, aber nichts, aber auch rein gar nichts hat sich auf mich zubewegt oder sonstwie Anstalten gemacht, mir das Leben aus dem Kadaver zu treten. Das Knacken der Zweige, nur so laut weil es kalt war, man hat in der Ferne nicht einmal irgendwo ein Auto gehört, so tot war die Gegend. Nicht einmal das Surren einer Laterne war zu hören.
Aber so viel Schiss wie in der Situation, in dem Zusammenhang, hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht. Vermutlich hatte das Viehzeug jeweils hundert Mal so viel Schiss wie ich vor den Augenpaaren... aber trotzdem.