Die echten, wirklich wahren kuriosen Ereignisse 2
20.02.2014 um 02:36
Aber eine recht gruselige Geschichte aus meinem Heimatdorf fällt mir ein, die ist aber zum Glück nicht mir passiert.
Bei uns im Dorf gab es ein kleines Häuschen an der Uferpromenade (am Fluss). Wenn man die Promenade entlang geht, durchquert man zuerst das Marktgebiet und kommt dann in ein kaum besiedeltes Gebiet. Jedenfalls, dort steht so ein kleines Häuschen. Nicht sonderlich gruselig oder so, aber alt und ein bisschen heruntergekommen. Mein Heimatort hat zwar nur 3000 Einwohner ist aber recht weitläufig und in der Gegend war ich fast nie. Manchmal aber doch, weil da hinten auch Verwandte von uns wohnten und meine Mutter keinen Führerschein hatten und wir darum manchmal mit dem Rad vorbei fuhren. Ich kann mich aber noch gut erinnern, warum ich mich so gefürchtet hab: In diesem Haus wohnte nämlich ein altes Ehepaar und ihr Sohn. Und der Sohn, Martin, war geistig und körperlich behindert. Haltet mich bitte nicht für einen Hinterwäldler, aber als Kind hat der mir einfach total Angst gemacht, obwohl er natürlich überhaupt nichts dafür konnte. Er hat jedenfalls stark gehinkt und hatte keine Nase. Seine Nase sah so aus, wie man es bei Skeletten sehen kann, nur so ein Knochenteil und das auch ganz nach oben gebogen, als wäre sie weggefräst worden. Meistens saß der auf einem Stuhl vor dem Haus und wenn man mit dem Rad vorbei fuhr, hat Martin oft ganz unverständliche Sachen gerufen. Sicher nur in spielerischer Absicht, aber ich hatte als Kind große Angst davor. Ganz selten mal hat man ihn auch im Ort selbst getroffen, da ist er dann ganz hektisch rumgehinkt und hat allen Passanten die Hand aufgehalten. Das verstand ich damals auch nicht richtig, aber er hat nur um ein paar Münzen gebettelt, damit er sich Süßigkeiten kaufen konnte. Ich weiß nicht, wie alt er damals war, aber als er 2004 starb war er Anfang 40 , also müsste er damals zwischen 20 und 30 gewesen sein.
Auf alle Fälle wusste ich nie, was genau mit ihm los war. Ich schätze, ich habe als Kind so differenzierte Dinge gar nicht gefragt und erzählt wurde es mir auch nie. Bis vor zwei Jahren. Da war ich mal wieder zu einem Familientreffen in meiner alten Heimat zurück und ich unterhielt mich mit meiner Mutter und meiner Tante. Dabei kamen wir irgendwie auf ihn zu sprechen. Und als meine Tante mir dann die Geschichte erzählte, wurde meine Mutter ganz betroffen und meinte gleich, sie könne die Geschichte nicht ertragen und setzte sich deswegen dort. Und meine Tante erzählte mir folgendes aus seiner Kindheit:
Bis 1981, also kurz vor meiner Geburt, gab es in meinem Heimatort ein Altenheim. Das wurde dann aufgelassen und das Heim in Wohnungen umgewandelt. Eines Tages verschwand eine alte Frau aus dem Heim, das war 1973. Sie war alt und verwirrt und es war Anfang Winter, weshalb schon Frost lag. Man suchte, fand sie aber nicht und stellte die Suche dann wieder ein. In dieser Zeit war Martin wahrscheinlich 8-10 und spielte mit seinem Freund in einem großen Wald, bei uns im Dorf. Sie kletterten auf Bäume. Am Abend kann der Freund des Jungen nach Haus und ging gleich ins Bett. Später in der Nacht schalteten die Eltern von Martin die Polizei ein, weil Martin nicht nach hause gekommen war. Man befragte den Freund, der war aber ganz hysterisch und sagte nur, dass der Martin noch im Wald sei. Man hatte also nun zwei Vermisste und begann noch in der Nacht die Suche, an der sich auch meien Tante und meine Mutter beteiligten, wie auch fast alle anderen aus dem Dorf. Sie suchten große Teile des Waldes ab, der war aber wirklich enorm groß und sie fanden den Jungen die ganze Nacht lang nicht. Erst am nächsten Morgen gelang es. Er lag auf dem Boden im Wald, hatte mehrfach gebrochene Beine und starke Erfrierungen, weswegen er auch seine Nase verlor. Als die Erwachsenen die ihn gefunden hatten nach oben schauten, sahen sie dort die Leiche der alten Frau, die sich an einem Baum erhängt hatte. Das Kind war also die ganze Nacht mit gebrochenen Beinen und halb erfroren im Wald gelegen und musste auf die Leiche der Frau raufschauen. Die beiden Jungs hatten beim Klettern die Leiche als erste entdeckt und waren dabei vom Baum gesprungen. Bei dem einen Jungen klappte es und er lief verängstigt nach Haus, der andere blieb liegen.
Meine Tante meinte, dass der Junge davor zwar schon in der Sonderschule war, aber nur aufgrund einer Lernbehinderung. Dass er dann nur noch wirr sprach stammte von diesem Trauma, genau wie das Hinken und die fehlende Nase. Meine Tante sagte auch noch, dass es seltsam sei, wie der Suizid der alten Frau abgelaufen war. Weil sie eigentlich nicht mehr fit war, aber sich doch auf einem Ast in zwei bis drei Meter Höhe erhängt hatte. Dazu weiß ich aber leider auch nicht mehr aber ich stelle mir vor, dass vielleicht irgendwelche Kinder Sprossen einer improvisierten Leiter daran angebracht hatten oder so.